VALLENFYRE - A Fragile King
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2011
Mehr über Vallenfyre
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Century Media / EMI
- Release:
- 28.10.2011
- All Will Suffer
- Desecration
- Ravenous Whore
- Cathedral Of Dread
- As The World Collapses
- A Thousand Martyrs
- Seeds
- Humanity Wept
- My Black Siberia
- The Divine Have Fled
- The Grim Irony
Diese Band wird die ordentlich aus den Fugen geratene Death-Metal-Welt wieder gerade rücken.
Über kaum ein Thema streitet sich die Metalgemeinde so hingebungsvoll und kontrovers wie um die Definition des Doom Metal. Vor allem einige britische Bands sind immer wieder gut dafür, hierüber fiese Grabenkämpfe zu entfachen. Die Rede ist natürlich von PARADISE LOST und MY DYING BRIDE, zwei Kapellen, die den einen als legendäre Doom-Größen gelten, den anderen jedoch als weichgespülte Goten mit latentem Hang zu Death Metal und lackierten Fingernägeln. Nun, den Streit werden wir nicht entscheiden und keine der beiden Seiten bekehren können. Was jedoch gelingen sollte, ist, mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass die kreativen Köpfe hinter besagten Bands keine Ader für richtigen, harten und gemeinen Metal hätten, sondern nur für ihre DEPECHE MODE-Sammlung und die SISTERS OF MERCY.
Den Beweis dafür liefert das Debütalbum der noch relativ neuen Band VALLENFYRE, hinter der niemand Geringeres steckt als die Herren Gregor Mackintosh (PARADISE LOST) und Hamish Hamilton Glencross (MY DYING BRIDE, ex-SOLSTICE), die drei fähige Mitstreiter um sich geschart haben und sich anschicken, den finsteren, meist durchaus doomig angehauchten, aber auch mal in schnellere Ausbrüche verfallenden Death Metal der frühen Neunziger wieder zum Leben zu erwecken und in die neue Zeit zu tragen. Kennzeichnend sind Gregs fiese, aber immer verständliche Growls, die massiv herunter gestimmten, wuchtigen Gitarrenriffs, die ordentlich auf die Brust drücken und das Atmen schwer machen, sowie die charakteristischen Sorrow-Leads, welche die beiden Protagonisten bereits bei ihren Stammbands in Vollendung zelebriert haben. Hier gelingt es ihnen allerdings sehr gut, dieses prägende Stilelement des Gothic Metal perfekt in den massiven Death-Metal-Sound zu integrieren, so dass vom Romantik, Herzschmerz und Rüschenhemden nichts übrig bleibt als Asche, die ein kalter Herbstregen im Erdreich versickern lässt.
Da neben Hamish und Greg auch noch DOOMs Bassist Scoot und Trommelmeister Adrian Erlandsson mit am Start sind, dürft ihr gerne davon ausgehen, dass hier musikalisch absolut nichts anbrennt. Die Herren wissen genau, was sie tun müssen, wenn sie dem Hörer frei nach "Dotterbart" jeden Wirbel einzeln ins Gehirn drücken möchten. Da wirken die lässigeren Leads bei 'My Black Siberia' fast wie ein sarkastisches Augenzwinkern in einem ansonsten tiefschwarzen und unbarmherzig schlurfenden Death-Metal-Monolith, der das Beste von "Clandestine", "Soulside Journey", "Indecent & Obscene" und natürlich "Lost Paradise" vereint. Dabei ist das Werk so faszinierend wuchtig, differenziert und doch absolut natürlich und modrig produziert, dass die ganzen modernen, sterilen, totproduzierten Death-Metal-Abrisskommandos gepflegt einpacken können. Mit der Verpflichtung dieser Band könnte es Century Media gelingen, in Sachen Death Metal den Status zurück zu erobern, welchen das Label vor fünfzehn bis zwanzig Jahren schon einmal hatte. Und VALLENFYRE selbst?
Wenn es Gerechtigkeit auf dieser Welt gibt, dann sollte es den Herren gelingen, die ordentlich aus den Fugen geratene Death-Metal-Welt wieder gerade zu rücken. Solltet ihr also zu jenen gehören, die unter Death Metal immer das abgründige, modrige und morbide Aushauchen des Lebens verstanden haben und nicht industrielles Gemetzel mit maschineller Präzision - quasi die Sense statt dem Skalpell - ja, dann meine ich, dass ihr VALLENFYREs "A Fragile King" haben müsst.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle