VANGOUGH - Kingdom Of Ruin
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2011
Mehr über Vangough
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Nighmare Records
- Release:
- 08.11.2011
- Disloyal
- Choke Faint Drown
- Abandon Me
- Drained
- Kingdom Of Ruin
- Frailty
- The Transformation
- The Rabbit Kingdom
- Stay
- Sounds Of Wonder
- A Father's Love
- Requiem For A Fallen King
- An Empire Shattered
- Alice
- The Garden Time Forgot
Der Soundtrack zur Ohr-Amputation entpuppt sich als unkonventioneller, moderner Prog Rock/Metal für Spezialisten.
Was, wie bitte heißt diese Band? Van Gogh? Knallgelbe Kornfelder und so? Fast richtig, Amis schreiben das aber gerne VANGOUGH. Und jetzt muss ich einfach mal zitieren, was urbandictionary.com unter anderem zu diesem Begriff schreibt: "While receiving oral sex, (man or woman) you become so excited during orgasm that you grab his/her ear(s) too hard and rip off their earing(s)". Alles klar? Vielleicht aber hatten die Jungs aus Oklahoma City bei der Namensgebung auch eher die zweite angebotene Bedeutung im Sinn: "When music is so bad you want to cut off your ears. a figure of speech." Nehmen wir in dubio pro reo mal an, dass die Herren über einen gesunden Sinn für Selbstironie verfügen, statt von zerstörerischen sexuellen Erfahrungen traumatisiert zu sein.
Versuchen wir also den Sound dieser Band, aktuell nachzuhören auf dem dritten Longplayer "Kingdom Of Ruin", irgendwie einzuordnen. Das ist keine leichte Aufgabe. Um es mit den Worten eines hoch geschätzten Kollegen zu sagen: "Ich habe keine Ahnung was die da machen, aber ich glaube, es ist ganz gut." Prinzipiell bewegt sich die Musik von VANGOUGH irgendwo zwischen melodischem Heavy Metal und ruppigem Progressive Rock. Süßliche Hübschigkeiten wird man im Klangbild jedoch vergeblich suchen; der Sound ist ungewöhnlich warm, sonor und trocken. Das klingt dann manchmal so als würden sich späte RUSH mit EVERGREY zusammentun und die ganze Chose von irgendeinem Post-Hardcore-Guru produzieren lassen.
Dieselbe sperrige Extravaganz nimmt sich das eigenwillige Trio auch beim Songwriting heraus. Selten wird ein musikalischer Gedanke wirklich zu Ende gedacht, vielmehr reißen die Akteure immer wieder Spannendes und Tiefgründiges nur an. Das klingt allerdings durchaus so gewollt und sorgt einerseits dafür, dass dem aufmerksamen Hörer nicht langweilig wird, hat andrerseits aber auch zur Folge, dass letztlich kaum etwas hängen bleibt - aus dem Player, aus dem Ohr. Diese Musik ist experimentell ohne Frickeligkeit, sie ist oft raffiniert und doch meistens seltsam fragmentarisch. Zum Einstieg in diesen starken Tobak empfehle ich das fast schon erfrischend konventionelle 'Abandon Me', das energetisch sprudelnde, druckvolle 'The Rabbit Kingdom' und die sehr schöne Ballade 'A Father's Love'. Erst dann sollte man sich an düsteren, verstörenden und trotzdem zerbrechlich wirkenden Songgebilden wie 'Choke Faint Drown' oder 'The Garden Time Forgot' versuchen.
Aus meiner Sicht behält "Kingdom Of Ruin" auch nach unzähligen Durchläufen viele Geheimnisse für sich. Wer auf unkonventionellen, modernen Prog Rock/Metal schwört, sollte hier wohl mal ein oder zwei Ohren riskieren. Otto Normalmetaller wird an VANGOUGH wohl eher verzweifeln. Ein Konzeptalbum ist das Ganze übrigens auch. Es handelt von einem Typen, der nichts weiß, ob er ein Mensch oder ein Kaninchen ist. Oder so ähnlich. Mir bleibt nichts weiter übrig als anerkennende und verständnislose 7 Punkte zu vergeben. Bands wie VANGOUGH sind sicher eine wertvolle Bereicherung, aber am Ende des Tages bin ich froh, dass wir normalerweise weniger anstrengende Platten zu behandeln haben.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Martin van der Laan