VANISH - A Hint Of Solace
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2023
Mehr über Vanish
- Genre:
- Melodic Progressive Power Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- El Puerto Records / Edel - KNM
- Release:
- 31.03.2023
- Crowdpiercer
- Walk With Me Through Fire
- Act Live Resolve
- The Crossing
- Voyage In Suffering
- Black Elation
- As Though The Dead Are Here
- A Hint Of Solace
Melodie und Groove vereinender Thinking Man's Power Metal aus Stuttgart!
Seit geraumer Zeit schon gehören fünf exzellente Musiker aus dem Raum Stuttgart, die unter dem Namen VANISH gemeinsame Sache machen, zu den erfreulichsten Phänomenen im deutschen Metal-Underground. Die Truppe zelebriert eine hochgradig eigenständige, bei allem Gespür für großflächige Melodieteppiche durchweg brettharte und auch schon mal fett groovende Variante, des europäischen Power Metals. Dabei kommt VANISH völlig ohne die gängigen Klischees, ohne jedes plakative Tralala, und ohne symphonisch-theatralischen Bullshit aus. Genau das hat zur Folge, dass die Songs auf den ersten flüchtigen Eindruck manchmal eher unspektakulär rüberkommen und nicht sofort wie Klebstoff im Ohr hängen bleiben. Wer aber die Geduld aufbringt, noch mal genauer hinzuhören und die fein austarierten und raffinierten Kompositionen, die auf eindrucksvolle Weise dezente Eleganz mit gradliniger Entschlossenheit kombinieren, auf sich wirken zu lassen, der wird reich belohnt mit einem ganz besonderen und nachhaltig bewegenden Hörerlebnis.
Ich selbst habe VANISH mit der EP "Come To Wither" im Jahre 2010 entdeckt, auf die einige Jahre später der gleichnamige, zweite Longplayer der Band folgte. Von Anfang war ich gefesselt von dieser prächtigen Mischung aus drückenden, harmonischen Midtempo-Riffs in melodiebetont angelegter Grundstruktur, veredelt durch eine klare, kraftvolle und markante Gesangsstimme. Dieser Sound war und ist mit kaum etwas anderem zu vergleichen. Wenn ich es doch versuche, kommt eine Mischung aus BRAINSTORM, den letzten beiden Scheiben der brillanten ANGEL DUST und einer Kelle SAVATAGE in der ersten Hälfte der 1990er ("Edge Of Thorns") dabei heraus. Letztere Komponente mag sich auch deshalb aufdrängen, weil VANISH-Sänger Bastian in puncto Klangfarbe und Phrasierung öfter mal an Zak Stevens erinnert. Auch das 2017er Album "The Insanity Abstract" konnte mich voll und ganz begeistern, so dass ich mich nach immerhin sechs langen Jahre sehr gefreut habe, als der Release von "A Hint Of Solace" angekündigt wurde. Kann also dieses neue Werk den hohen Ansprüchen genügen?
Die Antwort ist recht einfach: Ja, auf jeden Fall, mit höchstens winzig kleinen Abstrichen. Der als Single mit Video ausgekoppelte Opener 'Crowdpiercer' bringt gleich alle oben beschriebenen Stärken von VANISH wunderbar auf den Punkt. Eröffnet von wuchtigen Riffs auf atmosphärischen Keyboards leiten hoch dynamische Breaks über zu einer grandiosen, unter die Haut gehenden Strophe, die sich in einen hymnisch-melodischen Zucker-Refrain ergießt - mitsamt Kratz-Gesang-Kontrast. Ich mag diese stilistische Ausrichtung 2023 nicht mehr "modern" nennen, weil sie lediglich modern gegenüber den 1980ern ist. Aber viele Kollegen arbeiten hier noch immer mit eben diesem Begriff. Und dann geht es weiter auf eine faszinierende Entdeckungsreise durch "A Hint Of Solace". Weitere, aus dem sehr hohem Grundniveau noch herausragende, Highlights sind für mich das eindringlich emotionale 'Act/Live/Resolve' und das energetische, per Thrash-Würze aufgepeppte 'Black Elation' mit seinem hymnischen Chorus. Ein wenig Kritik muss ich leider auch üben, da die Power-Ballade 'The Crossing' auch nach zahlreichen Durchläufen bei mir nicht zünden will und weil der abschließende Longtrack 'As Though The Dead Are Here' zwar diverse exzellente Passage enthält, aber mir der übergreifende Spannungsbogen etwas zu wacklig geraten ist.
Summa summarum kann ich sagen, das VANISH auch mit ihrem vierten Album ein tolles und mitreißendes Stück Musik abgeliefert hat, das Power Metal-Gourmets und sonstigen metallurgischen Feingeistern vorzüglich munden sollte. Gebt den frei erhältlichen Appetizern drei, vier Durchläufe und lasst Euch fesseln und beeindrucken von Stuttgart's Finest in Metal. Und dann verschwindet bitte nicht gleich wieder, der Bandname ist nicht als Imperativ gemeint, sondern tut Euch allen was Gutes und kauft dieses exzellente Underground-Metal-Album! Because not only Dr. Thunderlaan knows: "VANISH rulez...!"
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Martin van der Laan