VANISHING POINT - Distant Is The Sun
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2014
Mehr über Vanishing Point
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Afm Records (Soulfood)
- Release:
- 21.02.2014
- Beyond Redemption (Intro)
- King Of Empty Promises
- Distant Is The Sun
- When Truth Lies
- Circle Of Fire
- Let The River Run
- Denied Deliverance
- Story Of Misery
- Era Zero
- Pillars Of Sand
- As December Fades
- Handful Of Hope
- Walls Of Silence
- April
Die gegenwärtig beste Melodic-Metal-Band der Welt kommt aus Australien!
Auf dieses Album habe ich sehr lange sehnsüchtig gewartet. Kurz nach der Jahrtausendwende verliebte ich mich heiß und innig in das Zweitwerk "Tangled In Dream" der Australier VANISHING POINT. Die Jungs aus Melbourne verstanden es schon damals ganz vorzüglich ungebändigte Spielfreude mit schwermetallischer Vehemenz und grandioser melodischer Eleganz zu vereinen. Viel zu lange dauerte es dann bis zum Erscheinen des Nachfolgers "Embrace The Silence", der 2005 zu den ersten Releases von Dockyard1 gehörte (gemeinsam mit anderen vergessenen Kleinoden wie "The Vermin Breed" von AFTER ALL oder "Dreamland Manor" von SAVAGE CIRCUS übrigens). Zwei Jahre später legte die Truppe um Sänger Silvio Massaro und Gitarrist Chris Porcianko mit "The Fourth Season" ein weiteres Hammer-Scheibchen vor, das viele tolle Reviews erhielt, den Bekanntheitsgrad von VANISHING POINT aber kaum nachhaltig erhöhte. Das ist inzwischen ganze sieben Jahre her, man mag es kaum glauben. Dockyard1 sind längst wieder Geschichte und auch sonst ist viel Wasser der Rhein hinunter geflossen. Inzwischen heißt sogar Twix wieder Raider...
Aber nun ist es endlich da, das vierte VANISHING POINT-Album mit dem schönen Titel "Distant Is The Sun". Ein Blick auf die Fakten zeigt zunächst mal, dass die Gründungsmitglieder Silvio und Chris zwei Neuzugänge am Bass und an der Gitarre am Start haben. Doch auch nach dieser Frischzellenkur erkennt man den charismatischen Sound der Band sofort wieder. Allerdings hat es bei mir trotzdem drei, vier Durchläufe gedauert, bis ich von der Schönheit der neuen Lieder ganz durchdrungen war. Das liegt daran, dass "Distant Is The Sun" wie schon seine Vorgänger nicht durch plakative Aufdringlichkeiten, sondern durch intelligente Kompositionen und eine ganz besondere ästhetische Qualität glänzt. Es ist schon beeindruckend, mit welcher Raffinesse und Subtilität die Songs arrangiert sind - fein austariert zwischen wohlig einfühlsam und wuchtig opulent. Gekrönt wird diese zeitlose Musik von ganz vielen wunderbaren, wirklich verzaubernden Melodien und Hooklines für die Ewigkeit. Immer noch etwas ganz Besonderes ist Silvios faszinierend ausdrucksstarke Stimme, die ein enormes Spektrum an Klangfarben abdeckt und wie ein edler Wein immer besser und reifer zu werden scheint.
Wer unbedingt eine stilistische Schublade für diese große Kunst suchen will, der muss sie wohl unter Melodic Metal einordnen. Auch wenn als Opener mit 'King Of Empty Promises' gleich mal eine mitreißende Progressive-Power-Metal-Hymne serviert wird. Na ja, und eigentlich lebt der Gänsehaut-Titelsong von diesem einnehmenden AOR-Feeling, das sich durch diese Nummer zieht. Für weitere Spannung und dramaturgische Schärfe sorgen symphonische Arrangements und Uptempo-Capriccios der STRATOVARIUS-Schule. Nicht nur dieses Element, sondern auch manche emotional aufgewühlte Melodieführungen lassen Assoziationen zu den besten Momenten von SONATA ARCTICA aufblitzen. Die wiederum haben mal einen VANISHING POINT-Song gecovert ('Two Minds One Soul') und deren Sänger Tony Kakko hat einen Gastauftritt beim eingängig-furiosen Gassenhauer 'Circle Of Fire'. Was VANISHING POINT aber von allen anderen, oberflächlich betrachtet ähnlich klingenden Bands am deutlichsten unterscheidet, ist diese ganz spezielle, wohltuend warme Atmosphäre vieler Songs, die mich immer wieder an eine metallische Variante britischer Neo Prog-Ikonen wie ARENA oder IQ erinnert. Das macht viel von dem besonderen Charme der Australier aus.
Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, den einen oder anderen von Euch für diese großartige Truppe und ihr neues Werk "Distant Is The Sun" zu begeistern - oder zumindest zu interessieren. Ich wage mal zu behaupten, dass VANISHING POINT die wohl eigenständigste und vielseitigste aktive Melodic-Metal-Band weltweit ist. Entsprechend viel mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung hat dieses Quintett aus Down Under verdient. Wenn sich gestandene PM.de-Redakteure, die man eigentlich nicht so leicht mehr aus den Latschen hauen kann, nach dem Genuss von "Distant Is The Sun" gleich den gesamten Back-Katalog dieser Ausnahmemusiker zulegen, dann muss an der Geschichte doch irgendwas dran sein, oder!?
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Martin van der Laan