VARIOUS ARTISTS - Global Metal (DVD)
Mehr über Various Artists
- Genre:
- Dokumentation
- Label:
- Universal
- Release:
- 27.11.2008
- Global Metal
Das neue Meisterwerk von Metal-Dokumentarfilmer Sam Dunn
Mit “Metal – A Headbangers Journey" hat sich Sam Dunn in der Szene bereits ein kleines Denkmal gesetzt. Die Dokumentation des Weltenbummlers, der an den verschiedensten Stationen, an denen der Heavy Metal eine bestimmte Bedeutung hat, gedreht hatte, begeisterte Fans weltweit und schrie regelrecht nach einer Fortsetzung. Dunn, seines Zeichen selber eingefleischter Fan und dazu in positivem Sinne verrückt, hat sich dementsprechend auch nicht lange bitten lassen und das altbewährte Konzept seines Debüts noch weiter ausgedehnt. In “Global Metal“ begibt sich der Regisseur an die exotischsten metallischen Schauplätze in der ganzen Welt und lässt hierbei vor allen Dingen das Publikum zu Wort kommen. Kalkül? Berechnend? Nein, sicher nicht: Denn Dunn legt offensichtlich keinen großen Wert auf die kommerzielle Vermarktung seines Projekts; ihm geht es in erster Linie darum, herauszufinden, wie der Metal in den Ländern zelebriert wird, wo er aufgrund von religiöser Überzeugung und gesellschaftlicher Intoleranz einen schweren Stand hat. Dass dabei spontan eine weitere Doku zusammengekommen ist, wirkt hierbei schon fast wie ein netter Nebeneffekt…
Dabei beginnt das ganze ziemlich klassisch: Wir beobachten den Filmemacher bei einem Besuch im deutschen Norden und als Gast des Wacken Open Airs, wo standesgemäß in wenigen Sequenzen gezeigt wird, was in den kommenden 90 Minuten Programm sein soll – wenn auch nicht ganz so spektakulär wie beim vermeintlich wichtigsten Event für harte Musik in ganz Europa. Dunn nämlich schlägt auf seiner Reise weitaus exotischere Pfade ein und orientiert sich verstärkt nach Südamerika und Asien. In Brasilien trifft er dabei auf einen ganzen Haufen fanatischer Fans, die nach wie vor von den Eindrücken des “Rock in Rio“-Festivals zehren und sich weitere derartige Events für ihr Land wünschen. In diesem Zusammenhang kommen auch Bands wie SEPULTURA zur Sprache, die einige Statements zum Stellenwert der Musik in ihrer Heimat abgeben. Von Szene-Polizei und dergleichen ist hier nichts zu spüren. Gar nicht auszudenken also, wenn die Brasilianer mal in Tausendschaften ein hiesiges Festival besuchen würden. Frenetischer Ausnahmezustand wäre dann sicherlich garantiert. Inhaltlich sicher kaum weniger euphorisch, aber in ihrer Existenz bei weitem nicht so weitläufig geduldet sind schließlich die Menschen, die Dunn auf seiner weiteren Reise interviewt und trifft. In China sowie auch in Indonesien lernt er Promoter, Journalisten und natürlich eine selektive Auswahl von treuherzigen Fans kennen, die aus ihrer großen Liebe keinen Staatsakt machen dürfen, um einen eben solchen zu vermeiden. Intoleranz und Unverständnis wird ihnen entgegengebracht, und auch wenn sie sich dem Moderator gegenüber kampfbetont zeigen, spürt man in den Gesprächen eine wachsende Unsicherheit, unter anderem aus Furcht vor Konsequenzen für ihre offenen Pro-Metal-Statements. Nicht ganz so schlimm ist es wiederum in Japan, einem bekannten Mekka für Metal-Bands weltweit, denn auch hier gelten die Fans als verrückt und vollkommen fanatisch – Dunn zeigt, was gemeint ist, wenngleich der Abriss über die dortige Szene verhältnismäßig kurz ausfällt. Einer der interessantesten und gleichzeitig riskantesten Beiträge führt den Regisseur schließlich nach Fernost, wo er Kontakt zu iranischen Bands und Fans aufnimmt und die schwierige Situation der dort absolut nicht geduldeten Szene analysiert. Zwar ist es Dunn nicht gelungen, eine Genehmigung auf iranischem Boden zu bekommen, doch die Aussagen alleine reichen schon aus, um die dortigen Missstände mit kurzen Ansätzen klarzustellen. Ganz alleine deswegen darf man schon bescheinigen, dass “Global Metal“ definitiv voll ins Schwarze trifft!
Unterdessen wird der Streifen auch von zahlreichen musikalischen Kapiteln untermalt, darunter teils wirklich rares Material. Interessant sind hier beispielsweise Aufnahmen von einem Metallica-Gig in Singapur, bei dem es diversen Ausschreitungen gab, die später auch von einem sichtlich überwältigten Lars Ulrich reflektiert werden. Ebenfalls spannend sind die Ausschnitte von den Festivals in Rio und Dubai, die von ihrer gänzlich anderen Mentalität leben und gerade deswegen so exotisch wirken. Und natürlich die vielen O-Töne von Musikern, die mit den Szenen in den betroffenen Ländern bereits Kontakt hatten und die Worte der Fans und Journalisten nur bestätigen können – hier wird mal nicht geschwafelt, sondern kritisch analysiert und sachlich argumentiert.
Insgesamt also steht “Global Metal“ seinem Vorgänger in nichts nach. Im Gegenteil: Dunn wagt sich noch tiefer in die Materie hinein und trifft Leute, deren Meinung mitunter wichtiger ist als die phrasierten Floskeln eines jeden hiesigen Mainstream-Acts. In den Ländern, die hier bereist und dargestellt werden, wird das Kameradschaftsgefühl der Metal-Gemeinde nämlich noch mit einer Leidenschaft zelebriert und verteidigt, die man hierzulande schon gar nicht mehr nachvollziehen kann. Rock & Roll ist nämlich immer noch ein Stückweit Revolution, und genau diesen Gedanken hat der Regisseur hier sehr eindrucksvoll eingefangen!
- Redakteur:
- Björn Backes