VARIOUS ARTISTS - KODIAK / NADJA - "MCCCXLIX The Rising End / KITSUNE Fox Drone"
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- Genre:
- Drone-Doom / Drone
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Denovali Records / Cargo Records
- Release:
- 13.12.2009
- KODIAK – 'MCCCXLIX The Rising End'
- NADJA – 'KITSUNE Fox Drone'
Atmosphäriker und Langsamträumer, aufgemerkt!
Verglichen mit dem Werk der Drone-Doomster von KODIAK nimmt sich die Musik der ihrerseits auch nicht gerade ob ihrer hektischen Fröhlichkeit populär gewordenen Doomjazz-Combo BOHREN & DER CLUB OF GORE nahezu wie ein kurzweiliges Stelldichein der SCISSOR SISTERS aus. Da wird mit urschwerem Bassdröhnen in Gitarrenfeedbackschwaden Moderatmosphäre zelebriert und in klammer Stimmung der Erstarrung gehuldigt. Das klingt nach EARTH vom Friedhof. Dennoch bleibt eine gewisse Zeitlupendynamik erhalten; jedoch eine versunkene, ganz so, als läge sie verborgen unter Wassermassen so tief, dass noch nie ein Sonnenstrahl sie berührte. Das Geheimnis dieser Tonkunst liegt darin, dass trotz all dem unser Sinn für Melodie nicht verloren geht, woran das Pianospiel von Tonmeister Roland Wiegner nicht unwesentlich beteiligt ist. Doch auch die Saitenklänge unterziehen sich einem steten Driften, begeben sich, noch unbewusst wie schlafestrunken, auf eine tastende Suche nach Harmonie, während Gigatonnen atlantischer Fluten auf ihre Schultern drücken. "Earth. Barren lands. Cold despair." – So heißt es auf der ersten Innenseite des Digipacks. Bocaccios "Decamerone" wird da zitiert, und zwar die Passage vom Leichentransport. Klassischer Stoff für klassisches Doom-Material, so könnte man meinen. Bei KODIAK wird es beerdigt unter Schippen von Drone. Das Trio, das sich 2008 zusammenfand, veröffentlichte mit der vorliegenden Split-CD seinen zweiten Tonträger des Jahres 2009, und eine weitere Split-CD mit BLACK SHAPE OF NEXUS soll folgen. Da gilt es, Augen und Ohren offenzuhalten!
9,5/10
Aus Kanadas Toronto kommen Aidan Baker und Leah Buckareff, die als NADJA das 2003 als Soloversuch begonnene Projekt Bakers aus der Zurückgezogenheit des Studios holten und seit 2005 als Duo auftreten. Dessen Klangkunst ist experimenteller gelagert. Schmutzigweißes Rauschen, Dröhnen und Raunen ist es, das da gezeitenartig auf und ab schwillt und die Stimmung trägt. Ein auf den ersten Lauscher nahezu statisch wirkendes Klangbad aus Wabern, Schilfern, Sedimentvernebelung und Glimmern entsteht; aquarellen wie ein noch im Entstehen bereits wieder in Auflösung begriffenes, mehrschichtiges, flächiges Gemälde aus unterschiedlich materialisierten Farben, manche körnig, andere klebrig oder beinahe transparent – doch alles bleibt unscheinbar oder verschwimmt, und ist in matten, schattigen Tönen gehalten wie Eierschale, Beige oder Grau, oder allenfalls noch indirekt von blässlichem Blau, Gelb oder Grün beschienen. Wie Bodennebel hebt dieses Klanggewirk nie ganz ab, obwohl es ätherisch anmutend im Raum steht, ein Miasma aus Myriaden undefinierter Töne. Sie ist weder aufregend noch im körperlichen Sinne anregend, wirkt eher wie ein auraler und noch nicht ganz stumm gewordener Zeuge ewiger Auslöschung. Das Booklet berichtet vom japanischen Mythos der weißen, neunschwänzigen Füchsin Tamano-No-Mae, die auf der Flucht vom Fieber geschwächt und vom magischen Pfeil eines Jägers getroffen sich in den Geist Hoji verwandelt, welcher in den tödlichen Stein Sessho-seki gebannt lange Zeit das umliegende Tal und den Verstand derer vergiftet, die sich ihm nähern. Dieses Stück ist eher abseitig, meditativ, für spezielle Vorlieben gemacht. Drone-Skeptiker seien hiermit gewarnt.
6,5/10
Wer seinen Doom lieber wirklich als "echt" genießt und zudem mit Drone etwas anzufangen versteht, oder wer einfach noch Musik sucht, um damit die blau aus dem Schwarz der Nacht heraufdämmernde Stunde des Morgens im Bambusgarten einer Saunalandschaft zu verbringen, könnte bei KODIAK/NADJA fündig werden.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Eike Schmitz