VAULTING - Nucleus
Mehr über Vaulting
- Genre:
- Grindcore
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Unundeux (Cargo Records)
- Release:
- 28.10.2011
- Place Of Fear
- 80 Gy
- Bob's Song
- Biorobot
- Permafrost
- Arktis Winter
- Guernica
- They Always Return
- Touched By An Unknowing
- John(Ny) Doe
- To Dig A (W)Hole In The Void
- Concrete & Nosebleed
- Behind
Jazz vs. Grind. vs. absolutes Chaos
Extreme ausloten, neue Hörerlebnisse kreieren, sich bewusst gegen Strukturen und Konventionen stellen und am Ende etwas Eigenes in den Händen halten - ja, die Grundidee hinter dem Debütalbum der hessischen Jazz-Grinder von VAULTING ist wohl grundsätzlich genau das, was man unter anspruchsvoller, innovativer Tonkunst verstehen sollte. Schaut man indes auf die kompositorische Umsetzung, entstehen in kürzester Zeit die verschiedensten Eindrücke. Und die reichen von 'revolutionär' über 'erschreckend' bis hin zu völlig überdreht'...
Auf "Nucleus" begibt sich das Quintett immer wieder auf dünnstes Eis; absolut verfrickelte Arrangements, hektische Leads, gewagte Taktfolgen, brutale Grooves, aggressive Vocals und dazu ein Durcheinander, das sich auch bei intensiver Nachbereitung nur schwer entziffern lässt. Ja, VAULTING haben einen Masterplan. Und ja, alles in allem erkennt man phasenweise auch so etwas wie eine Grundstruktur in dem, was diese 13 Kompositionen ausstrahlen. Doch wenn die Gitarren ständig gegen die wildesten Rhythmen ankämpfen, das Solo-Gehacke sich irgendwie mit der eigentlichen Brutalität des Materials auseinandersetzt und schlussendlich die Mathematik das Regiment übernimmt, fehlt jede nachvollziehbare Rechtfertigung für das Chaos-Geballer auf "Nucleus".
Als Beispiel seien einfach mal CEPHALIC CARNAGE genannt, die in (durchschnittlich) etwas längeren Tracks ebenso gniedeln und sich gegen die Spielregeln des klassischen Songwritings stellen, am Ende aber dennoch etwas Tragbares kreieren, was man dann wiederum als Song verkaufen kann. Dies gelingt den Herren aus Hessen leider nur in den seltensten Fällen, und auch nur dann wenn man die Grooves vorne an stellt und den Jazz-Anteil auf ein annehmbares Maß reduziert. 'They Always Return' als mit Abstand längstes Stück des Debütwerkes, bildet dementsprechend eine löbliche Ausnahme, da hier experimentiert wird, während gleichzeitig ein spürbarer Fokus über dem Song steht. Nimmt man dem entgegen Nummern wie '80Gy' und 'Biorobot' als Maßstab, verliert sich das Gefrickel hier ins Unendliche und erfährt schließlich einen abrupten Abbruch, der mehr Fragezeichen hinterlässt, als dass er Antworten liefert. Selbst die Idee, mit zwei Piano-Interludien ('Permafrost' und 'Touched By An Unknowing') eine kurze Verschnaufpause zu eerzielen, verfehlt ihre Wirkung. Denn in der Summe ist das Gebotene übertrieben chaotisch, auf Dauer kaum verträglich und auch vom künstlerischen Anspruch her - "Nucleus" gilt als audiovisuelles Gesamtkonzept - weit von dem Geniestreich entfernt, der sich sicherlich hinter den Ambitionen der Band verbirgt. Fans von CEPHALIC CARNAGE und, mit Abstrichen, THE DILLINGER ESCAPE PLAN dürfen natürlich gerne mal ein Ohr riskieren- ob sie von "Nucleus" aber begeistert sein werden, sei hier mal in Frage gestellt!
Anspieltipps: John(ny) Doe, They Always Return
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Björn Backes