VELIU NAMAI - Alkai
Mehr über Veliu Namai
- Genre:
- Dark Folk / Dark Ambient / Trance
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Nordvis Produktion
- Release:
- 20.01.2023
- Aftensinn
- Væringjar
- Bardo
- Vilkobele
- Miklagarðr
- Alkai
- Saulės Kalvis
- Paskandos
- Invocation of the Nine-Horned God
- The Plateau
- Nótt
Geschmackssache.
Das 2006 von Julius Mitė in Prag gegründete, litauische Dark-Folk-Ambient-Solo-Projekt mit Trance-Schlagseite VĖLIŲ NAMAI, in deutscher Sprache "Heim der Geister", ist mittlerweile mit Aufnahme des Gitarristen Jokūbas Krasauskas und des Perkussionist Gintaras Aleksandravičius zu einer Band unter Führung des Gründers angewachsen. Das Projekt soll als Einladung gelten, die Mystik des Baltikums zu erleben und seiner uralten, heiligen Vergangenheit zu nachzuspüren und setzt sich dementsprechend mit Themen wie dem baltischen Heidentum, Tod, Einsamkeit, Krieg und der Geisterwelt auseinander. Im Oktober letzten Jahres ist die Gruppe in der Nordvis-Familie aufgenommen worden, weshalb das vierte Album "Alkai" nun über das schwedische Label veröffentlicht wird.
Dem 2009 via Perineum Productions erschienenen "Pasiklydę" und dem 2016 über P3lican herausgebrachten "Laumių Šokis" habe ich bisher noch nicht intensiv gelauscht, sodass ich beim Anhören des neuen Albums hauptsächlich das 2018 bei Dangus veröffentlichte "Kúrir" im Hinterkopf habe, von welchem mir insbesondere der Opener sehr positiv im Gedächtnis haften blieb, zumal mich 'Vėlinių Laužai' ursprünglich auf VĖLIŲ NAMAI aufmerksam gemacht hat. Wie schon beim Vorgängeralbum haben sich auch am neuen Werk Gäste beteiligt. So hat Espen Winther von ELDRIM bei 'Aftensinn' und dem Titeltrack mitgewirkt, bei letztgenanntem Track außerdem der schwedisch-serbische Komponist Petar Mrdjen. Ferner verlieh die litauische Sängerin Liucija Nanartavičiūtė 'The Plateau' in Form von Lautmalerei ihre Stimme.
Auch im einlullenden 'Vilkobele' mit Wechsel zum Prog Rock im letzten Drittel sowie in 'Nótt' mit Metal-Ausbruch gegen Ende ist Stimmbeteiligung erkennbar, doch im Übrigen handelt es sich um rein instrumentale Albumtitel. Zum Beispiel das stampfende 'Væringjar', bei dem man den Eindruck gewinnt, jemand sei aus alten Zeiten in die Moderne gestolpert, dessen verwirrte Wahrnehmungen von der tranceartigen Musik widergespiegelt wird. Oder auch das sehnsuchtsvolle 'Bardo' und der längste Track 'Miklagarðr', welche beide ebenso wie der Schlusstrack durch Verwendung einer persischen Langhalslaute namens Baglama einen orientalischen Touch aufweisen. Die bereits früher veröffentlichten Singles an siebter und neunter Stelle kommen ebenfalls ohne Sänger und Sprecher aus.
Der Titeltrack beinhaltet anfangs gar mehrstimmigen Gesang zum Takt und zum Spiel einer lettischen Streichleier, genannt Giga. Dann wird der Takt angezogen und Espen Winthers Gesang tritt hervor, doch noch vor Ablauf der dritten Minute werde ich von den "gts"-Beats aus dem Konzept gebracht. Ähnlich erging es mir bei 'Paskandos', das nach dem vorherigen Trancelied mit elektronisch erzeugten Beats zu Beginn noch durch sphärische Klänge die Sinne kühlt, doch schon bald nach kurzem Stillstand komplett in die Vollen geht. Im nachfolgenden Lied ist dies besser gelöst. Zum einen wird dem langsamen, nervenberuhigenden Start mehr Raum gegeben. Es mischt sich vorsichtig eine schlichte Melodie ein, die sich wie Balsam auf die Seele legt und den Geist gekühlt hält, sodass die erst nach drei Minuten einsetzenden Beats weniger verstörend erscheinen.
Für mich spricht ein Sehnen aus "Alkai" als immer wieder auftauchendes, unterschwelliges Gefühl. Dementsprechend passend, dass eine im Nachhinein durchgeführte Internetübersetzung ergab, dass der Albumtitel auf deutsch "hungrig" bedeutet. Das Album bietet mehrere gute Ansätze, doch die in dieser Fülle auftretenden tranceartigen Beats bleiben für meinen Geschmack grenzwertig, auch wenn sie mitunter zum Rest passen. Für so manchen Dark-Folk- und Dark-Ambient-Anhänger dürften diese ebenfalls eine verschreckende Wirkung ausstrahlen. In diesem Punkt teilt das Projekt jedenfalls das Schicksal mit ASTRALSEID und NEBALA, obwohl der Vergleich hinkt, weil bei VĖLIŲ NAMAI deutlich mehr elektronische Elemente genutzt werden, durch welche eine gewisse Düsternis in den Songs erhalten bleibt. Wer allerdings keine Berührungsängste bezüglich Trance-Beats hat, kann "Alkai" ruhigen Gewissens Gehör schenken.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt