VEMOD - The Deepening
Mehr über Vemod
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Prophecy (Soulfood)
- Release:
- 19.01.2024
- Mot Oss, En Ild
- Der Guder Dør
- True North Beckons
- Fra Drømmenes Bok I
- Inn I Lysende Natt
- The Deepening
Dicht, eskapistisch und doch geerdet.
Die norwegische Band VEMOD bewegt sich in einem faszinierenden Klangkosmos, der klar von Black Metal beeinflusst ist, aber weit über das Genre hinausgeht. Gitarrist Jan Even Åsli beschreibt VEMOD als eine Band, die sich vom Black Metal inspirieren lässt – und doch gelingt es dem Trio aus Namsos, den dunklen, tiefgründigen Geist ihrer Landsmänner auf eine ganz eigene, atmosphärische Weise einzufangen. Eine Stärke, die ich vielen Bands, die "Black Metal"-Riffs spielen, nicht attestieren kann. Angesichts der überragenden Qualität des erst zweiten Albums der Band nehmen wir ihnen auch die lange Wartezeit von zwölf Jahren nicht übel.
"The Deepening" ist Musik gewordene Katharsis, die mich in der Abwesenheit von Sonnenlicht jederzeit in eine Stimmung versetzt, welche man vielleicht nur als Freund der norwegischen Natur während der dunklen Jahreszeiten nachvollziehen kann. VEMOD klingt erdiger als ULVER, melodisch raffinierter als viele der Nachfahren von BURZUM und – für viele Puristen des Genres vielleicht zu subtil – deutlich feingeistiger als manch andere Black-Metal-Band. Die Musik ist eine tiefblaue, umarmende Dunkelheit, die ihren Ursprung in den klassischen Idealen des Genres hat, jedoch mit einer neuen, beinahe meditativen Tiefe gefüllt wird.
Das Schlagzeug verleiht jedem der überlangen Songs eine spürbare Tiefe: Mit kraftvollen Tom- und Bass-Drum-Schlägen, die wie aus den Tiefen einer Höhle kommen, und einem beinahe organischen Spiel auf den Becken, das von einer gewissen Unvollkommenheit lebt, gibt es dem gesamten Album den pulsierenden Herzschlag, der die emotionale Vertiefung des Titels wirklich spürbar macht.
In mantrischer Erhabenheit braucht das Material, welches über den langen Zeitraum von fünf Jahren aufgenommen wurde, viele Durchläufe, um seine Schönheit preiszugeben. Erst dann geht der Klargesang am Ende von 'Der Guder Dør' richtig nahe, entfaltet das Shoegaze-artige 'Inn I lysende Natt' erst seinen ganzen Zauber und bietet an, die Melancholie hinter sich zu lassen, welcher man sich zwischenzeitlich gewiss hingegeben hat.
Ganz ohne Hass, den Teufel oder antikosmische Treppenwitze zeigt uns dieses Album, welche Tugenden die Spreu wirklich vom Weizen trennen. Anfangs unterschätzt, ist "The Deepening" aus meinem Musikjahr 2024 nicht mehr wegzudenken. Ganz gleich, wie wir diesen Stil von nun an nennen wollen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Nils Macher