VENGEANCE RISING - Once Dead
Mehr über Vengeance Rising
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Intense Records
- Warfare
- Can't Get Out
- Cut Into Pieces
- Frontal Lobotomy
- Herod's Violent Death
- The Whipping Post
- Arise
- Space Truckin' (Deep Purple Cover)
- Out Of The Will
- The Wrath To Come
- Into The Abyss
- Among The Dead
- Interruption
Thrash-Klassiker
Beim Stöbern ist mir aufgefallen, dass zu dieser einflussreichen CD noch keine Rezension verfasst wurde. VENGEANCE RISING war im White-Metal-Sektor der absolute Thrash-König und genießt dort bis heute einen Status wie ansonsten üblicherweise SLAYER.
Was VENGEANCE RISING so besonders macht, ist die unglaubliche Harmonie aus indiviuellen Künstlern: Das bluesige und immer wieder positiv auffallende Bass-Spiel von Roger Dale Martin, das phasenweise wahnwitzige Schlagzeugspiel von Glenn Mancaruso (der nach eigener Aussage diese extreme Musikart zwar spielte, aber selbst nicht hörte), das herausragende Gitarren-Duo Doug Thieme und Larry Farkas sowie natürlich Roger Martinez mit seinem sich stellenweise überschlagendem Gekeife und Gekrächze - er war zu Beginn der Karriere von VENGEANCE RISING einer der ersten Sänger überhaupt, die eine derartige extreme Gesangsart darboten und welche schließlich Ende der 80er Jahre dem Death Metal ("Growling" bzw. "Grunzen") vorausging. An der Gitarre möchte ich den Posten von Larry Farkas hervorheben, denn seine eher bluesrockigen Soli inklusive dem live dargebotenen Einsatz eines Geigenbogens ('Into the Abyss') sind in dieser Musikrichtung herausragend und einmalig. Kreativ und auch wegweisend waren zudem die Verwendung von Voice Box und Wah-Wah-Effekten. Diese Konstellation zeigt, dass VENGEANCE RISING eine außerordentliche Band waren, die exakt in dieser Formation etwas ganz Besonderes dargestellt hat und auch nur so besonders originell klang.
"Once Dead" zeichnet weiterhin eine außergewöhnliche Produktion aus, worauf eine helle und bei höheren Geschwindigkeiten akkurat "tackernde" Snare Drum ebenso auffällig ist, wie die sehr lauten und verzerrten Gitarren. Darüber thront jedoch Roger Martinez mit seinem Gesang. Insgesamt ist die Scheibe eher höhenlastig angesiedelt und sehr roh belassen, wobei der Bass stets zu hören ist, hin und wieder glänzt oder Akzente setzt. In jedem Falle kracht "Once Dead" mächtig in den Gehörgängen und bildet einen Kontrast zum sonst eher üblichen basslastigen und dumpfen Metalsound.
Mit der herausragenden Kompositionen 'Warfare' beginnt dieses Meisterwerk - seinem Groove und Takt kann man sich einfach nicht entziehen! Das darauffolgende 'Can't Get Out' besitzt eine lustige Anekdote: Das Intro wurde von einem originalen Mitschnitt übernommen, als Larry Farkas beim Gitarrespielen unterbrochen wurde, weil sein Auto die Ausfahrt versperrte. Die Thrash-Granaten 'Cut Into Pieces' und 'Herod's Violent Death' fräsen sich ins Hirn, 'Frontal Lobotomy' überzeugt hingegen mit einer groovigen, bluesigen Spielweise und tollem Wah-Wah-Effekt. Hervorheben muss man die Thrash-Version von DEEP PURPLE's 'Space Truckin' denn so etwas war damals meines Wissens nach einmalig. Den absoluten Hammer packt VENGEANCE RISING aber beim fast neun(!)-minütigen 'Into The Abyss' aus, denn eine derart lange Thrash-Nummer, die dermaßen kurzweilig rüberkommt, gibt es nach wie vor sehr selten. Heute unterliege ich sogar oft der Versuchung, den Titel gleich zwei, dreimal hintereinander zu hören, denn die gesamte Instrumentalisierung, im Besonderen jedoch das Gitarrenriff und die Vehemenz im Gesang, fesselt den Hörer. Lediglich 'Among The Dead' fällt bei diesem durchweg großartigen Album etwas heraus, denn hier versucht Roger Martinez scheinbar zu singen und über das Gelingen lässt sich an dieser Stelle streiten.
Zwar ist das Teil inzwischen schon über 25 Jahre alt, aber es gibt immer noch Sammler oder Fans, die sich dafür interessieren. Wenn man neugierig auf extreme Stilrichtungen ist, dann kommt man an den Pionieren VENGEANCE RISING eigentlich nicht vorbei. Diese Veröffentlichung hat Aufmerksamkeit verdient, wenn man textlich nicht festgefahren ist. Weiß man, dass White Metal damals oft belächelt oder auf eine Band reduziert wurde, dann hat man in etwa eine Vorstellung darüber, was VENGEANCE RISING für einen Sturm entfachte. Also putzt den Plattenteller und gönnt euch diesen Meilenstein! Im Jahre 2010 wurde "Once Dead" von Intense Millennium Records liebevoll neu aufgelegt und remastered. Diese CD-Version ist eine lohnende Anschaffung und strotzt vor Energie und Intensität.
Das 'Once Dead'-Tape war damals dagegen noch mit dem Walkman verschmolzen und bis heute stehen die ersten beiden Veröffentlichungen von VENGEANCE RISING ganz vorne im Regal. Vielen Dank an das EOR-Festival in der Schweiz, das im Jahre 2006 für einige die Fußball WM in Deutschland mit der Verpflichtung von ONCE DEAD toppte. Diese Formation spielte die Hits von VENGEANCE RISING und konnte mit den legendären Musikern Doug Thieme, Larry Farkas, Glenn Rogers (bis 1987 bei VENGEANCE RISING) und Jim Chaffin (u. a. THE CRUCIFIED) einen unvergessenen Auftritt hinlegen, hier nachzulesen.
Wer auf die Produktionen von SLAYER, DEATH oder OBITUARY aus der damaligen Zeit steht, dem sollten VENGEANCE RISING zusagen. "Once Dead" ist ein Monument, zeitlos und alles andere als herkömmlich. Man kann darüber streiten, ob es dem bahnbrechenden Klassiker "Human Sacrifice" (1988) gleichzustellen ist, in jedem Falle ist es die kompromisslose und hörbare Weiterentwicklung. Daher gibt es auch 0,5 Punkte Bonus bei der Bewertung.
Anspieltipps: Warfare, Can't Get Out, Cut Into Pieces, Frontal Lobotomy
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Stefan Lang