VENOM - Black Metal (Deluxe Edition)
Mehr über Venom
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Sanctuary/Universal
- Release:
- 11.09.2009
- Black Metal
- To Hell And Back
- Buried Alive
- Raise The Dead
- Teacher's Pet
- Leave Me In Hell
- Sacrifice
- Heaven's On Fire
- Countess Bathory
- Don't Burn The Witch
- At War With Satan (Preview)
- Bursting Out (60 Min+ Version)
- Black Metal (Radio One Session)
- Nightmare (Radio One Session)
- Too Loud For The Crowd (Radio One Session)
- Bloodlust (Radio One Session)
- Die Hard (12-Inch-Version)
- Acid Queen (12-Inch-Version)
- Bursting Out (12-Inch-Version)
- Hounds Of Hell (Outtake)
- Bloodlust (7-Inch-Version)
- In Nomine Satanas (7-Inch-Version)
- Intro (DVD)
- Leave Me In Hell
- Countess Bathory
- Die Hard
- 7 Gates Of Hell
- Cronos Bass Solo 84
- Buried Alive
- Don't Burn The Witch
- In Nomine Satanas
- Welcome To Hell
- Warhead
- Stand Up (& Be Counted)
- Mantas Guitar Solo 84
- Bloodlust
- Bloodlust (Promo Video)
- Nightmare (Promo Video)
- Witching Hour (Promo Video)
Einer der größten Klassiker der Extrem-Metal-Geschichte in der ultimativen Auflage!
Mit einer Besprechung dieses Albums werde ich sicher für einen nicht unerheblichen Teil von euch Eulen nach Athen tragen und euch aus der Seele sprechen, ein anderer Teil wird sich - wie schon vor 27 Jahren und seither immer - fragen, wie man sowas auch noch abfeiern kann. Der dritte Teil wird sich hoffentlich interessiert mit einem für ihn neuen Album befassen und damit den Hauch der Geschichte spüren. Für euch ist diese Besprechung in erster Linie gedacht und wohl auch die Veröffentlichung als solche:
Es ist ja in letzter Zeit ordentlich und mehr denn je in Mode gekommen, allerlei wirklich große Klassiker der Rockgeschichte in üppigen Ausgaben neu aufzulegen. Universal Music nennt die Dinger "Deluxe Editions" und hat sich nun VENOMs "Black Metal" angenommen, das, ungeachtet seiner durchaus umstrittenen, musikalischen Qualitäten, völlig unbestritten eines der einflussreichsten Alben der Heavy-Metal-Geschichte ist. Größen wie METALLICA, SLAYER, PARADISE LOST, KREATOR und viele mehr waren und sind sich dabei einig: VENOM haben in den Jahren 1981 und 1982 als räudigstes und extremstes Exponat der florierenden NWoBHM nicht nur rumpeligen, punkigen und schnörkellosen Metal-Krawall gemacht, sondern das metallische Genre musikalisch wie textlich zu neuen Extremen geführt, die bis heute ihre Wirkung entfalten. Ohne VENOM hätten sich Thrash, Black und Death Metal sicher anders entwickelt und nicht umsonst begann der Aufstieg der Thrash-Titanen von METALLICA und SLAYER mit Live-Auftritten als Vorgruppen von VENOM. Das ist weit mehr als zwanzig Jahre her und viele Bands, die einst von VENOM beeinflusst waren, haben ihre Vorbilder längst an musikalischen Fertigkeiten und kommerziellem Erfolg überflügelt.
Was bleibt, ist ein großes musikalisches Erbe, das Sänger und Bassist Cronos heute würdig verwaltet, ohne an die Erfolge der Achtziger anknüpfen zu können. Doch zum Erbe gehört auch das 1982er-Album "Black Metal", das nicht nur einem Genre seinen Namen gab, sondern auch heute noch eine schwarze Perle sondergleichen ist. Von dem Moment an, an dem die nordenglische Chaostruppe mit der Kettensäge in die stählerne Studiotüre schneidet, um das apokalyptische Intro zum wegweisenden Titelstück zu erhalten, ist klar, dass hier kein gewöhnlicher 80er-Metal geboten wird. Hier ist eine Band am Werke, die keineswegs aus virtuosen Musikern besteht, sondern vielmehr aus drei hungrigen und ausgeflippten jungen Burschen, die es sich in den Kopf gesetzt haben, in jeder Hinsicht "over the top" zu sein und Legende zu werden.
Mit dem Punk'n'Roll MOTÖRHEADs, dem Okkultismus BLACK SABBATHs und der Gigantomanie der Herren von KISS sind Conrad 'Cronos' Lant (Gesang und Bass), Jeff 'Mantas' Dunn (Gitarre) und Tony 'Abaddon' Bray (Schlagzeug) nicht nur selbstbewusst, sondern wahrhaft großspurig, dabei aber stets augenzwinkerd und einfach liebenswert ausgeflippt. Auch wenn sie damals wie heute von vielen Menschen viel ernster genommen wurden, als sie sich selbst jemals nahmen: VENOM ist und war blasphemisches Entertainment in der besten Tradition rabenschwarzen, britischen Humors, energisches und wütendes Aufbegehren gegen ein musikalisches Establishment und schlicht und ergreifend Spaß am Lärmen mit einem auf seltsame Weise doch vorhandenen Gespür für unsterbliche Hits, die auch heute noch sofort ins Ohr und dort nicht mehr raus gehen.
Ganz egal, ob wir den rock-'n'-rolligen Titeltrack, das speedige 'To Hell And Back', das düster-makabre und in Sachen Spannung und Theatralik bis heute völlig einzigartige 'Buried Alive', den ferkeligen Rock'n'Roller 'Teacher's Pet', das punkige 'Sacrifice' oder die dramatische und unzählige Male gecoverte Überhymne 'Countess Bathory' anspielen: Auf "Black Metal" ist jedes Stück ein Volltreffer, eine Metal-Hymne für die Ewigkeit, eine wichtige Seite im Geschichtsbuch des Schwermetalls. Da juckt es wirklich kein bisschen, ob Abaddon nun mehr gerumpelt als Schlagzeug gespielt hat, oder ob er wirklich - wie von zahllosen Kritikern gewitzelt - mit dem Schlagzeug die Treppe hinunter gefallen ist. VENOM war und ist einzigartig, wichtig und unvergleichlich großartig; und "Black Metal" ist die eingängigste und wahrscheinlich beste Scheibe der Band. Ob man sie haben muss, hängt davon ab, ob man Musik mehr feingeistig genießt, oder ob man sich auch mal zugestehen kann, einfach nur unbändigen und buchstäblich saumäßigen Spaß an der räudigen Energie und der ungestümen Kraft der Musik zu haben. Zählt ihr euch zur letzteren Gruppe, dann könnt ihr ohne "Black Metal" nicht leben, ansonsten solltet ihr es zumindest kennen.
Wenn ihr euch jetzt spontan entschieden habt, die Scheibe zu holen, dann solltet ihr von den zahlreichen Auflagen wirklich diese "Deluxe Edition" eintüten. Denn zusätzlich zum regulären Album mit seinen elf Stücken werden sage und schreibe elf weitere Audio-Bonustracks geboten, bei denen es sich um sieben, nicht auf den regulären Alben enthaltene Songs von diversen Singles und EPs, sowie um vier Aufnahmen aus den "BBC Radio One Sessions" handelt. Doch damit nicht genug: Den Vogel schießt die Bonus-DVD ab, welche das legendäre "The 7th Date Of Hell"-Konzert aus dem Hammersmith Odeon vom 1. Juni 1984 und drei Videoclips (darunter das großartig gespielte "Nightmare"-Video) enthält. Die Videos sind im Alter der Aufnahmen entsprechender, aber dafür in sehr guter und professioneller Qualität. Das macht - je nach Biographie des Hörers - die Reise in die Vergangenheit, das Schwelgen in Erinnerungen oder den Geschichtsunterricht perfekt und anschaulich. Zu guter Letzt wimmelt es im schmucken Booklet nur so von tollen und raren Bildern, Plakaten (legendär ist zum Beispiel das winzige Logo des Openers METALLICA auf dem Tourposter der US-Tour 1984/85), Zeitungsausschnitten, Linernotes und sonstigen Infos, so dass die Neuauflage wirklich keine Wünsche offen lässt. Trotz des stolzen Preises könnte sie auch für Leute interessant sein, die das Original als LP oder CD schon in der Sammlung stehen haben.
Als Wertung kommt hier nur eine glatte und unangefochtene Zehn in Frage. Als Anspieltipp kann jeder x-beliebige der ersten zehn Titel dienen, wobei meine größten Favoriten 'Black Metal', 'Countess Bathory' und 'Buried Alive' sind. Für mich fraglos eines der besten Alben aller Zeiten und aller Jahrhunderte.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle