VENOM - Metal Black
Mehr über Venom
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Castle / Sanctuary / Rough Trade
- Release:
- 24.03.2006
- Antechrist
- Burn In Hell
- House Of Pain
- Death & Dying
- Regé Satanas
- Darkest Realm
- A Good Day To Die
- Assassin
- Lucifer Rising
- Blessed Dead
- Hours Of Darkness
- Sleep When I'm Dead
- Maleficarvm
- Metal Black
Die letzten zehn Jahre waren ja im Hause des Black-Metal-Urgesteins VENOM recht turbulent. Schon kurz nach dem weitgehend toll aufgenommenen Comeback-Album "Cast In Stone" verließ Kult-Drummer Abaddon die Band, um sich fürderhin mehr seiner neuen Leidenschaft im Bereich der Techno-Loops zu widmen. Mantas und Cronos holten sich des Letzteren Bruder Anthony Lant (alias Antton) als Verstärkung hinter die Schießbude und trümmerten in diesem Line-up das fast noch stärkere "Resurrection" ein. Kurz danach hatte Cronos (Conrad Lant) einen Kletterunfall und war mit schweren Nackenverletzungen lange außer Gefecht, so dass Mantas sich entschied, seine Solokarriere mit einem sehr modernen, fast neumetallischen Album voranzutreiben. Dem wieder genesenen Cronos hingegen stand der Sinn nach klassischem VENOM-Metal, und um diesen im Jahr 2006 wieder auferstehen zu lassen, holte er sich den britischen Vorzeige-Gitarristen Mike Hickey (alias Mykvs) ins Boot, der schon 1986 zu VENOM und in der Folgezeit zu Cronos' Soloband gehörte.
Doch nun zur Scheibe, die im ultra-klassischen Artwork und mit dem wegweisenden Titel "Metal Black" ganz klar die Marschroute signalisiert. Wird sie diesem Anspruch denn nun auch gerecht? Nun, ja, ich würde schon sagen, dass dies der Fall ist. Zwar ist das 2006er Werk der Geordies zeitgemäß fett produziert, so dass ihm der rohe Charme der Frühzeit naturgemäß ein wenig abgeht, doch in Sachen Songwriting kommt das Material weit klassischer aus den Boxen als zuletzt. Das fängt mit dem gnadenlos ballernden Speed-Geschoss 'Antechrist' an und setzt sich beim ziemlich melodischen und im Tempo ebenfalls sehr flotten 'Burn In Hell' wunderbar fort, das für mich ein echter Überhammer ist. Sehr einprägsame Melodien und Killerhooks sowohl in den Versen als auch im Refrain. Zwar ist die Platte nicht durchweg auf solch hohem Niveau, denn mit dem sehr zähen und von einem extrem monotonen und blechernen Beat geprägten 'House Of Pain' hat sich auch eine mächtige Geduldsprobe eingeschlichen, doch im Großen und Ganzen geht der Daumen für dieses Album doch sehr deutlich nach oben. Das etwas stärker anziehende 'Death & Dying' schlägt zwar noch in eine ähnliche Kerbe, doch schon mit dem folgenden 'Regé Satanas' kriegen die Briten wieder voll die Kurve. Das Teil rockt absolut klassisch, geht voll in Nacken und Beine und kommt mit einem super Refrain um die Ecke, den VENOM auch in den goldenen Achtzigern nicht besser hinbekommen hätten. Hier ist sie wieder, die augenzwinkernde Boshaftigkeit, je ein Schuss Punk und Rock 'n' Roll und des Herren Cronos charismatisch-tiefe Stimme.
Mit 'Darkest Realm' versuchen sich die Herren ein drittes Mal an zäh marterndem Groove, was dieses Mal auch deutlich besser gelingt als bei den vorherigen Versuchen. Besonders positiv fällt hier das tolle Solo von Mykvs auf, der sich allgemein sehr spielfreudig präsentiert und viele Songs durch sein farbiges Leadgitarrenspiel deutlich aufwertet, so dass ich Mantas nicht vermisse. Aber die Weisheit, dass VENOM bei flotten und rockigeren Nummern noch besser sind als in den getragenen Momenten, nagelt sogleich 'A Good Day To Die' ins Volk. Das ist Rock 'n' Roll, das ist VENOM, wie wir die Truppe kennen und lieben. An diese kleine Perle schließt sich nahtlos der lässige Stampfer 'Assassin' mit seinen außergewöhnlichen Gitarrenparts an, dem mit 'Lucifer Rising' die nächste Hymne auf dem Fuße folgt, die sich ebenfalls in einem schön stampfenden Midtempo-Rhythmus ergeht. Im Solobereich übertrifft sich Herr Hickey fast selbst: Das ist natürlich kein besonders technisches Gefrickel, aber ein Gitarrensolo mit Hand und Fuß, mit Melodie und Seele. Super!
Eine recht passable Synthese aus straightem Rocker und dynamischem Stampfer bietet uns 'Blessed Dead', das auch belegt, dass Cronos zwar kein Filigrantechniker sein mag, mit seinem Bass aber durchaus in der Lage ist, einen satten und mitreißenden Groove zu zelebrieren. Das gilt auch für das wiederum etwas zähere 'Hours Of Darkness', das Mykvs an mehreren Stellen im Leadgitarrenbereich glänzen lässt und durch die rezitative Singweise von Cronos und die Rhythmik ein bisschen an Klassiker der Marke 'Manitou' erinnert. Für das Ende der Scheibe haben sich die Jungs aus Newcastle dann noch einen Dreifachschlag aufgehoben, der sich gewaschen hat. Der flotte und direkte Vorschlaghammer 'Sleep When I'm Dead' bereitet den Grund, das hymnische und erneut mit melodischem Solo ausgestattete 'Maleficarvm' steigert die Euphorie, und das abschließende Titelstück gibt uns den finalen Speed-Fangschuss ... Killer!
Kommen wir zum Fazit, das trotz einiger weniger kleiner kompositorischer Durchhänger und des gewöhnungsbedürftig aggressiven Drumsounds sehr positiv ausfällt. Mit dem englischen Monolithen ist auch 25 Jahre nach dem legendären Debütalbum "Welcome To Hell" noch voll zu rechnen. Cronos ist charismatisch wie eh und je, die Texte und das Artwork sind augenzwinkerndes Klischee in Reinkultur - und nichts anderes erwarten wir von VENOM. Musikalisch ist die Band mit Antton und vor allem mit Gitarrenmeister Mykvs vielleicht sogar stärker denn je und schafft es dennoch, sich einen guten Teil des räudigen Charmes zu bewahren, der VENOM seit jeher auszeichnete. Wenn von vierzehn Stücken mit einer Spielzeit von einer knappen Stunde noch gut die Hälfte mit echten Hitqualitäten glänzt und auch der Rest sich mit ganz wenigen Ausnahmen als gutklassiges Material präsentiert, dann bin ich rundum zufrieden mit meinen alten Helden und hoffe, dass sie noch sehr lange weitermachen werden.
Anspieltipps: Burn In Hell, Regé Satanas, Lucifer Rising, Hours Of Darkness, Maleficarvm, Metal Black
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle