VENOM INC. - There's Only Black
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2022
Mehr über Venom Inc.
- Genre:
- Thrash Metal / Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 23.09.2022
- How Many Can Die
- Infinitum
- Come To Me
- There's Only Black
- Tyrant
- Don't Tell Me Your Lies
- Man As God
- Burn Liar Burn
- Nine
- Rampant
- The Dance
- Inferno
Mit altmodischerem Klangbild wären wir nahe der Höchstnote.
Nachdem Mantas und der Demolition Man, ursprünglich noch gemeinsam mit Abaddon, im Jahre 2015 angetreten sind, um die VENOM-Ära der Jahre 1989 bis 1992 fortzusetzen, konnten sie mich mit ihrem Debütalbum "Avé" durchaus überzeugen, mehr noch jedoch mit ihren Liveauftritten auf zahlreichen Festivals, bei welchen sie der Cronos-Inkarnation der Band in nichts nachstanden. Daher war ich im Vorfeld auf den nun erscheinenden Zweitling "There's Only Black" mehr als nur gespannt, dabei aber auch ein wenig besorgt um meine alten Favoriten, denn die drei vorab veröffentlichten Hörproben konnten mich nicht gleich voll überzeugen.
Auch als das vollständige Werk hier eintrudelte, musste ich als Freund venominöser Räudigkeit nach dem ersten Drücken der Wiedergabetaste kurz schlucken, denn die wuchtige, tighte, ballernde Härte lässt erst einmal eher an SLAYER denken als an VENOM INC. Dadurch, dass Jeramie Kling die Stöcke von Abaddon übernommen hat, geht das Klischee von der Rumpeligkeit jedenfalls komplett über Bord, und es wird sich bestimmt der eine oder andere Altfan an dem doch recht modernen Klangbild stören. Doch dieser erste Eindruck relativiert sich bereits beim ersten Durchlauf des Openers 'How Many Can Die', und zwar exakt nach exakt fünfzig Sekunden, wenn die eröffnende Slayeriade erst von einem urtypischen Mantas-Riff abgelöst wird, nur um direkt einen wunderbaren Dolan-Refrain hinterher zu schieben und in ein Solo zu münden, das man in der Form auch nur vom "Grandmaster of Hades and Mayhem" serviert bekommt.
Damit ist der Freund des phänomenalen Album-Triples aus "Prime Evil", "Temples Of Ice" und "The Waste Lands" dann erst einmal weitgehend auf Linie gebürstet, auch wenn ein sich etwas mehr nach den Neunzigern anfühlendes Klangbild die Sache etwas runder hätte klingen lassen. 'Infinitum' ist dann ein Speedster der Marke 'Carnivorous', während 'Come To Me' rhythmisch eine MG-Salve nach der anderen abfeuert und mit einer sehr feinen, knurrenden Gesangsdarbietung von Tony Dolan aufwarten kann. Fein schreddernde Riffs prägen das bärenstarke Titelstück, das auch auf den vorgenannten Alben eine gute Figur abgegeben hätte, und mit 'Tyrant' gibt sich die Band relativ hymnisch und arbeitet mit Gangshouts, welche die Refrainelemente flankieren.
Durch sein atmosphärisches Intro mit hallenden Zupfgitarren und den getragenen Übergang in den heavy angelegten Hauptteil, erzeugt 'Don't Feed Me Your Lies' zunächst ein recht starkes "Temples Of Ice"-Feeling garniert mit einem Hauch von 'Warhead', doch dann zieht die Geschwindigkeit massiv an und der Speed-Brecher mit Panzerkettengroove geht gnadenlos in den Nacken, fast wie einst 'Under The Surface' von MORGOTH. Weitere Ohrenöffner sind das grandiose Gitarrenbreak nach dem ersten Drittel von 'Man As God' und Mantas' wunderbare Leadgitarren-Parts im verdammt melodisch geratenen instrumentalen Intro zu 'Burn Liar Burn', das im hinteren Drittel dann völlig explodiert und von einer tollen Bridge und einem fiesen Chorus gekrönt wird, während Jeramie Kling sein Kit mit der Taktung einer Nagelmaschine vermöbelt.
Der abschließende Dreier mit dem rasend herunter geprügelten 'Nine', dem groovelastigeren, punkigen 'Rampant' und dem finsteren, episch angelegten Hinausschmeißer 'The Danse Macabre' liefert dann die letzten schlagenden Argumente, und so kann ich guten Gewissens sagen, dass die anfängliche Skepsis um 'There's Only Black' rasend schnell verflogen ist. An sich bleibt nur der moderne und wirklich sehr brachiale Sound als Kritikpunkt übrig, der nicht ganz so gut zu meinem erträumten 90er-VENOM-Vibes passt und vielleicht einige Altfans abschrecken könnte. Doch der ändert am Ende für mich nichts daran, dass die Band hier wirklich tolle Songs geschrieben hat, dass Tony Dolan ein richtig charismatischer Sänger und großartiger Storyteller ist, und dass Jeff 'Mantas' Dunn viel zu selten genannt wird, wenn es um eigenwillige und unverkennbare Gitarrenarbeit geht. Mit altmodischerem Klangbild wären wir der Höchstnote noch ein bisschen näher gekommen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle