VERSENGOLD - Lautes Gedenken
Mehr über Versengold
- Genre:
- Irish Folk Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- RCA
- Release:
- 03.11.2023
- Glimmer und Gloria
- Wir feiern den Norden
- Flaschengeist
- Tod und Trommeln
- Sally O'Brien
- Lautes Gedenken
- Labyrinth
- Im Bier sind Dinge drin
- Dunerweer
- Zum Horizont
- Sorry Marie
- Mal der Hund, mal der Baum
- Eintagsfliege
Die passende Medizin für den St.Patrick's Day-Blues.
Ach schade – betrübt blicke ich in mein leeres Guinness Glas und muss konstatieren, dass der St. Patrick’s Day 2024 auch schon wieder vorbei ist. Aber zum Glück gibt es ja mannigfaltig Auswahl, wenn es darum geht, sich seine Dosis Irish Folk zumindest musikalisch auch den Rest des Jahres in die eigenen vier Wände zu holen. Wir leben schon in herrlichen Zeiten.
Neben den Klassikern von der Insel geht mein Griff aber auch immer öfter zu VERSENGOLD. Keine Band bringt dieses bestimmte Lebensgefühl im Moment so authentisch, lebensfroh und frisch auf den Teller wie die Jungs aus Bremen. Nur anderthalb Jahre nach "Was kost die Welt" kam 2023 direkt der Nachfolger um die Ecke und begeistert erneut von Anfang bis Ende. Das ist Folk, der den großen irischen Vorbildern in nix nachsteht. Diese Tanzaufforderung der Extraklasse mischt das Ganze aber mit Deutsch-Pop (mit Hang zum Saufschlager) und ist bei aller unverschämten Eingängigkeit nicht nur sozialkritisch, sondern sogar politisch unterwegs. Da dieser Mix aber nie belehrend, sondern immer humorvoll und mit einem süffisanten Augenzwinkern umgesetzt wird, gibt es zumindest von meiner Seite kaum Anlass zu Kritik. Eine Promille-Hymne wie 'Flaschengeist' ist genauso fantastisch wie ein ehrlicher Kommentar zum Thema Generationenkonflikt in 'Sorry Marie'. Diese beiden Songs stehen auch stellvertretend für den Humor-Anteil, den VERSENGOLD auch heute noch bekleidet, und sind humorvoll, ohne je in J.B.O.-Albernheiten abzudriften. Des Weiteren laufen sie auch nicht Gefahr, sich abzunutzen und nur noch auf der Comedy-Ebene zu funktionieren. Diese Tracks gehen wirklich auch im Repeat-Modus. Weiteres prominentes Beispiel ist auch die lyrische Punktlandung 'Im Bier sind Dinge drin', welche mir besonders mit der grandiosen zweiten Strophe jedes Mal ein Grinsen hervorlockt. Definitiv mehr HEUTE SHOW als QUATSCH COMEDY CLUB.
Die wirklichen Highlights sind allerdings wieder einmal nicht die prädestinierten Festival-Party-Kracher, sondern die Songs aus der möglichen "zweiten" Reihe. Der Anti-Kriegssong 'Tod und Trommeln' ist mit Sicherheit kein neues 'The Green Fields Of France' (wer erwartet sowas?), aber trotzdem ein nachdenklicher Blick auf den Status Quo, und zeigt deutlich, wie vielseitig die Bremer auch mittlerweile geworden sind. Weitere persönliche Highlights sind der Pub geschwängerte Weihnachtssong 'Sally O'Brien' und das rockige und mit unwiderstehlichem Drive lospreschende 'Labyrinth'. Während sich zweitgenanntes Stück diese Saison einen festen Platz in meiner Lauf-Playlist erspielt hat, ist die Ode an die Kneipe zur Winterzeit eine so großartige Liebeserklärung an den Irish Folk und die Pub Kultur, dass er für mich definitiv das Zeug zu einem modernen Klassiker innehält. Da ich mittlerweile auch mit der poppigen Spitze in Form von 'Zum Horizont' meinen Frieden geschlossen habe und insbesondere abfeiere, dass es mit ‘Dunerweer' auch wieder ein Instrumental auf die Platte geschafft hat, welches auf der einen Seite die Roots der Band sehr gut wiedergibt und gleichzeitig durch seine extrem bombastische Orchestrierung auch zu neuen Ufern aufbricht, bin ich von "Lautes Gedenken" auch als Gesamtwerk absolut überzeugt.
Somit gibt es von mir 8 volle Pints und eine passende "Irish Car Bomb" im Half-Pint für ein Album, das die Qualität von "Was Kostet Die Welt" beibehält und VERSENGOLD weiterhin als Klassenprimus im Bereich Irish Folk auszeichnet. Wie sagt man so schön in Irland? "Iontach".
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal