VICIOUS RUMORS - Razorback Killers
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2011
Mehr über Vicious Rumors
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- SPV (SPV)
- Release:
- 25.03.2011
- Murderball
- Black
- Razorback Blade
- Blood Stained Sunday
- Pearl Of Wisdom
- All I Want Is You
- Axe To Grind
- Let The Garden Burn
- Rite Of Devastation
- Deal With The Devil
Killerhooks, Killergesang, Killermelodien, Killeralbum.
Damit sowohl die Altherren-Fraktion, wie auch die US-Metal-Puristen-Fraktion nur noch irritiert eine Augenbraue hoch zieht, wenn sie meine vermeintlich exorbitant hohe Endnote unter dieser Besprechung liest, setze ich noch einen drauf. Aus irgendeinem mir heute nicht mehr ganz klaren Grund, bin ich nämlich erst mit der schlicht "Vicious Rumors" betitelten dritten Scheibe der Band so richtig heiß auf die Band um Gitarrist Geoff Thorpe geworden. Das heute auch von mir als Klassiker des US Metal angesehene Vorgängeralbum "Digital Dictator" hatte ich aufgrund des nicht zünden wollenden Debüts "Soldiers Of The Night" nämlich zur Veröffentlichung einfach mal ausgelassen. Unfassbar aus heutiger Sicht. "Welcome To The Ball" und auch "Word Of Mouth" habe ich dann geliebt und die gemeinsame Tour mit SAVATAGE, die damals ja auch noch vorwiegend US Metal gespielt haben, zählt bis heute zu den Highlights meiner Konzerterlebnisse. Danach habe ich die Band aus den Augen verloren und erst mit "Warball" wieder auf den Radar geholt. Ein durchaus sehr gutes Album, welches James Rivera mit seinem Goldkehlchen veredelt. Der typische VICIOUS-RUMOURS-Sound war allerdings nur in Bruchstücken zu hören. Daher war meine Erwartung an "Razorblade Killers" eher verhalten. "Ein nettes US-Metal-Allerweltsscheibchen wird es schon werden.", dachte ich mir, denn wie man es richtig macht, hat die Band auf dem Headbangers-Open-Air gezeigt. Das war ein Hammerauftritt.
Allerdings klappt mir schon beim fulminanten Opener 'Murderball' (mit TESTAMENT-Saitenhexer Eric Petersen als Gast) die Kinnlade runter. Da ist das Trademark-Riffing, welches den Song sofort als VICIOUS-RUMORS-Nummer ausweist, da ist der Killerrefrain, da sind die mitreißenden Backing-Vocals und da ist eine neue Stimme, die die großen Fußstapfen hervorragend ausfüllt. Brian Allen, so der neue Mann hinterm Mikrophon macht eine exzellente Figur. Natürlich erinnert er von der Phrasierung und auch von der Tonlage her an James Rivera und auch Erinnerungen an den seligen Carl Albert werden wach. An dessen Klasse kommt er zwar nicht heran, aber das erwartet auch niemand. Musikalisch reizt das sympathische Quintett die komplette Bandbreite des US Metal aus und serviert uns somit sowohl pfeilschnelle Nummern, wie das geniale Titelstück, bei welchem jede Luftgitarre schmelzen wird, aber auch getragene Titel der Marke 'Blood Stained Sunday'. Wobei getragen in dem Fall nicht balladesk, sondern leicht episch und stampfend bedeutet. Beim Chorus wird sich jede Faust ballen und diese Gesangsmelodie lässt die Armbehaarung in Habacht-Stellung verharren. So und nicht anders hat Power(!) Metal zu klingen. Ohne Triolen und ohne mit Kniffelbecher erwürfelte Große-Straßen-Kinderlieder-Tonfolgen. Es muss krachen und donnern und der Hörer muss schwitzen und ekstatisch das Haupt kreisen lassen.
Der einzige wirklich bedächtige Song dieses Albums hört auf den Titel 'Pearl Of Wisdom' und erfreut nicht nur mit diesen wundervollen, sofort ergreifenden Gitarrenmelodien, sondern auch mit einer Gesangsleistung, die nicht nur mich in den Wahnsinn treiben wird. Brian singt in den Versen flüsternd und einfühlsam, während er in den Stromschnellen seine Lungenflügel mit Widerhaken ins Mikrophon hackt. Faszinierend.
Im hinteren Teil des Albums hat man mit 'Let The Garden Burn' noch eine Mitsinghymne versteckt, die eventuell durch den umjubelten Auftritt beim HOA inspiriert wurde. Dumm nur, dass es eine Nummer mit diesem Namen bereits von WRETCH gibt. Eine nette Nummer, die im Vergleich auf diesem Album allerdings etwas abfällt. Denn mit dem ultra-rasanten 'Axe To Grind' (höre ich da EXODUS im Vers?) , dem Stampfer 'All I Want' und dem verschachtelten Rausschmeißer 'Deal With The Devil' (mit Brad Gillis an der Gastgitarre) haben wir noch weitere Killerpfeile im Köcher.
Ihr merkt es, ich bin schlichtweg begeistert, denn "Razorback Killer" ist nicht nur ein spagatartiger Schritt rückwärts, sondern obendrein auch ein Album, welches sich trotz aller Eingängigkeit nicht schnell abnutzt. "Okay", werden jetzt einige denken, "der hat das Album ja auch erst seit wenigen Wochen", aber ich habe schon lange kein Album mehr so häufig in so kurzer Zeit angehört, ohne gelangweilt zu sein. Noch immer bin ich sofort Feuer und Flamme und noch immer entdecke ich kleine Spielfeinheiten, die das Herz erwärmen.
Da bleibt mir gar nichts anderes übrig als eine so hohe Note zu zücken, denn außer dem etwas zu einfach gestrickten Mitsingtitel, kann ich auf dem Album nichts finden, was ich nicht total supertoll finde. Und das schreibt ein alter Nörgler. Also, ran an die Plattenregale und zugeschlagen. Im traditionellen Bereich wird dieses Jahr nicht mehr viel kommen, was an diese Qualität heran reicht.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae