VICTORY (GER) - Circle Of Life
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/24
Mehr über Victory (GER)
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- AFM Records
- Release:
- 13.09.2024
- Tonight We Rock
- American Girl
- Count On Me
- Surrender My Heart
- Unbelievable World
- Moonlit Sky
- Falling
- Money
- Reason To Love
- Virtual Sin
Comeback im zweiten Anlauf mit neuer Mannschaft geglückt?
Irgendwie komme ich nie um den Gedanken herum, dass in den deutschen Hard-Rockern VICTORY viel mehr Potenzial gesteckt hätte, als die Band schlussendlich abgerufen hat. Immerhin war die Truppe aus Hannover Mitte der Neunziger nach dem Kracher "Temples Of Gold" aus dem Jahr 1990 eine der erfolgreichsten deutschen Rockgruppen. Doch diverse Auflösungen und Wiedervereinigungen verhinderten große Kontinuität und sorgten schlussendlich dafür, dass auch heute eher kleine Clubs als Headliner-Slots auf großen Festivals auf dem Programm stehen. Auch die heutige Konstellation der Band wird lange nicht von allen Fans akzeptiert, immerhin hievte Herman Frank VICTORY im Jahr 2019 in komplett neuer Besetzung aus dem Grab, was vor allem Bassist und Gründungsmitglied Fargo-Peter Korn nicht besonders geschmeckt hat. Und ja, auch bei einem eingefleischten Fan der Hannoveraner wie mir, stieß das Comeback mit "Gods Of Tomorrow" im Jahr 2021 nicht auf restlose Begeisterung, auch wenn die Scheibe ein paar solide Tracks und vereinzelte Hits im Gepäck hatte. Ob die Sache auf dem zweiten Album mit neuem Lineup besser aussieht?
Nun, der Albumtitel "Circle Of Life" scheint jedenfalls schon einmal zu suggerieren, dass man sich mit dem ewigen Kreislauf des Lebens und der damit einhergehenden Erneuerung anfreunden muss. Ein kleiner Seitenhieb auf die aktuelle Situation zwischen Herman und den anderen Gründungsmitglieder? Wahrscheinlich nicht, denn Mr. Frank scheint zufrieden mit dem neu gesetzten Kurs des Hard-Rock-Flaggschiffs zu sein, nehmen die zehn frischen Tracks den Ball doch eigentlich genau dort auf, wo ihn "Gods Of Tomorrow" vor drei Jahren hat liegen lassen. Soll heißen, dass wir Hard Rock geboten bekommen, der vor allem von Mr. Franks stampfenden Riffs und coolen Leads befeuert wird und insgesamt definitiv noch die DNA erahnen lässt, die "Temples Of Gold" für mich zu so einem fantastischen Album gemacht hat. Insgesamt wird das Ganze aber mit deutlich modernerem Sound präsentiert, der mich nicht selten an GOTTHARD denken lässt und insgesamt gut zum Material passt. Gleiches gilt auch für Neu-Sänger Gianni Pontillo, der, ähnlich wie auf dem Vorgänger, auch bereits mit seiner wunderbaren Stimme punkten kann. Die bietet neben einem wiederkennbaren Timbre auch genügend Dreck und Kantigkeit auf, um den bissigeren Momenten des Songmaterials den richtigen Kick zu verpassen.
Natürlich steht und fällt aber alles im den Kompositionen und den Hooklines, die selbige im Gepäck haben. Hier stimmt mich der etwas klischeebeladene Opener 'Tonight We Rock' doch etwas skeptisch, wirkt die Nummer auf mich doch ein wenig zu sehr nach gewohntem "Dienst nach Vorschrift", den ich auf dem Vorgänger schon zu oft gehört habe und den eben auch viele andere Kollegen abliefern können. Doch schon bei 'American Girl' ändert sich meine Stimmung schnell, denn durch den gesamten Song ziehen sich wieder diese feinen Lead-Gitarren, die für mich eines der Markenzeichen dieser Band sind und die einem, neben den tollen Gesangslinien, immer einen weiteren melodischen Fixpunkt liefern, der sich eher unbewusst ins Gedächtnis schleicht, dort aber umso besser haftet. Dagegen ist 'Count On Me' eher ein AC/DC-Stampfer ohne viele Schnörkel, punktet aber schlicht mit einem entwaffnend tollen Refrain, der mir schon nach einer Runde im Player nicht mehr aus dem Hirn geht. In seiner unverblümt geradeaus rockenden Art bleibt die Nummer aber eher ein Ausreißer, denn auch 'Surrender My Heart', 'Unbelievable World', 'Moonlit Night' und die Halbballade 'Falling' beschwören mit ihren wunderbaren Gitarren immer wieder dieses "Temples Of Gold"-Gefühl herauf und sorgen bei mir als eingefleischtem Liebhaber dieser Scheibe für ein wohliges Gefühl in der Magengegend. Da lassen sich dann auch die etwas schwächeren Rausschmeißer 'Reason To Love' und 'Virtual Sin' besser verkraften, denn abseits dieser beiden Nummern und des Openers hat "Circle Of Life" einfach eine ganze Stange von wirklich tollen Songs im Gepäck.
So sehe ich mich auch gezwungen, meine bisher etwas kritische Sichtweise auf das neueste VICTORY-Comeback zu revidieren. Die guten Ansätze, die auf "Gods Of Tomorrow" von der neuen Besetzung schon zu hören waren, wurden auf dem Zweitwerk in dieser Konstellation nämlich in ein wirklich tolles Album umgemünzt, das bei mir, wie beschrieben, wohlige Erinnerungen an die Höhepunkte der Karriere weckt, ohne natürlich gänzlich an selbige heran zu reichen. Ein Pflichtkauf für Fans der Band ist die Scheibe damit aber definitiv und auch mein Interesse ist nun endgültig geweckt, weshalb ich vielleicht auch den Göttern von Morgen nochmal ein Ohr schenken und mir VICTORY auf der anstehenden Tour zu Gemüte führen werde.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs