VINTERSORG - Til Fjälls Del II
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2017
Mehr über Vintersorg
- Genre:
- Black Metal / Viking Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 30.06.2017
- Jökelväktaren
- En Väldig Isvidds Karga Dräkt
- Lavin
- Fjällets Mäktiga Mur
- Obygdens Pionjär
- Vinterstorm
- Tusenåriga Stråk
- Allt Mellan Himmel Och Jord
- Vårflod
- Tillbaka Till Källorna
- Köldens Borg
- Portalen
- Svart Måne
Die schwedischen Viking-Metaller kehren zu den bergigen Wurzeln zurück! Wirklich?
Wenn eine Band nach knapp zwanzig Jahren variantenreichen musikalischen Schaffens plötzlich einen zweiten Teil ihres steinalten Debüts ankündigt, dann spitzt die Fangemeinde schon mal gespannt die Lauscher. So geht es heuer auch den Anhängern der schwedischen Viking-Metaller von VINTERSORG, deren "Till Fjälls, Del II" in Kürze in die Läden kommen wird. Dabei stellt sich natürlich die Frage, ob das neue Werk mit den Entwicklungen der vergangenen zwei Dekaden brechen will und sich als radikale Wurzelbehandlung darstellt, oder ob es versucht, auf eine andere Weise die Brücke in die Vergangenheit zu schlagen.
Nun, dass der Schnitt nicht allzu radikal werden kann, dafür sorgt allein schon die Tatsache, dass VINTERSORG bei aller Kreativität und allem Variantenreichtum nie zum Stilbruch neigte und keines der Alben die grundlegenden Charakteristika der Band aus dem Fokus rücken ließ. Daher dürfen wir an dieser Stelle auch vermelden, dass die Regression tatsächlich zaghafter Art ist und "Till Fjälls, Del II" keineswegs völlig anders klingt als sein Vorgänger "Naturbål", es diesen aber dennoch ein Stück weit in den Schatten rücken lässt. Dies gelingt der Scheibe dadurch, dass die progressiven, spacigen und oft ein bisschen distanziert wirkenden Elemente, die sich die Band um Andreas Hedlund nach und nach angeeignet hat, auf der neuen Scheibe weiter in den Hintergrund treten und dem folkig-verspielten, straighteren Storytelling wieder mehr Raum lassen.
Das ist dann auch der stärkste Nexus zum ersten Teil der Bergwanderung, denn die Lieder drehen sich zur Gänze um Berge, Eis, Felsen, Kälte und die nordische Natur, wobei die Fortsetzung nicht den Fehler begeht, dabei genau wie die Vorlage klingen zu wollen. Es ist klar erkenntlich, dass zwei Jahrzehnte Erfahrung mit Produktionstechnik und Songwriting nicht spurlos an VINTERSORG vorbei gegangen sind, und so tönt das neue Werk von der Produktion her sicherlich nicht wie sein älterer Bruder. Zwar war auch jener schon alles andere als räudig oder lärmig, doch "Del II" klingt schon nochmal ein gutes Stückchen klarer, sauberer, kristalliner. Gerade die Akustikgitarren fühlen sich an wie ein kühler, reiner Winterwind, was an dieser Stelle keineswegs negativ gemeint ist. Auch ist der Sound sehr druckvoll und transparent, bewahrt sich speziell durch die zahlreichen akustischen Gitarrenparts, Pianoelemente und Flötensounds sowie durch den vielseitigen Gesang des Herrn Vintersorg auch eine recht ansehnliche Dynamik, so dass bei aller Brillanz doch ein heimelig folkiges Feeling entstehen kann.
Kompositorisch, lyrisch und von der Stimmung her schlagen jedoch alle Stücke ganz klar in die Kerbe traditioneller VINTERSORG-Klangkunst und dürften jeden Fan typisch schwedisch klingenden, hochmelodischen Viking/Folk-Metals ansprechen. Progressive Elemente schlagen hier und da auch noch durch, etwa bei 'Tusenåriga Stråk' oder dem mit weiblichem Gastgesang garnierten, von der Stimmung her schleppend-doomigen 'Vårflod', doch im Großen und Ganzen bleibt "Teil 2" stilecht und sortenrein. Durch Meister Hedlunds Stimme, die nach wie vor den mächtigen klaren Heldentenor ebenso überzeugend gibt, wie die garstig keifende Black-Metal-Attacke und - zusammen mit den Kollegen Marklund und Lundström - die erhabenen Chöre, klingt die Band einfach unverkennbar und sie zelebriert ihren Stil bewährt. Als Highlights gehen der feine Opener 'Jökelvaktaren', das zunächst von einem schönen Pianopart eingeleitete, danach dann erst mal rasend schnelle und im weiteren Verlauf von zahlreichen Tempowchseln geprägte 'Fjällets Mäktiga Mur', das brachial harte 'Obygdens Pionjär', oder auch das sehr folkig-verspielte und etwas an die Grieg-Eskapaden auf dem ersten "Till Fjälls" erinnernde 'Vinterstorm' durch, das zudem mit einigen lässigen Bassparts aufwarten kann.
Für den ganz großen Begeisterungssturm ist mir "Till Fjälls, Del II" letztlich doch ein bisschen zu überladen und auf Dauer zu "laut", doch es kommt mit sehr vielen wunderschönen Elementen um die Ecke und sollte eingefleischten Fans der Band nur wenige Wünsche unerfüllt lassen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle