VIPER QUEEN - Surrender To The Bite
Mehr über Viper Queen
- Genre:
- Hard Rock / Hair Metal / Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 16.12.2020
- Call Of The Viper
- Black Thunder
- Faceless Little Mistress
- Trapped In A Moment
- Electra
- Jaded Heart
Sehr sympathische und hochwertige EP aus München.
Ich liebe es, die kleinen Underground-Kapellen der Region zu supporten. Mit SKULLWINX, REVEREND HOUND oder DON'T DROP THE SWORD gab es in den letzten Jahren viel Qualität zu hören. In diese Liste dürfen wir nun ohne Abstriche VIPER QUEEN einreihen. Die Münchener liefern mit "Surrender To The Bite" eine Debüt-EP ab, die mir wirklich gefällt. Das Logo macht klar, dass die Jungs (die wohl alle noch in den Zwanzigern sind) die Achtziger Jahre anhimmeln. Das kitschige Coverartwork spricht die gleiche Sprache.
Und die Musik? 25 Minuten mit sechs Songs machen uns klar, dass wir keinen Epic Doom zu hören bekommen. Es gibt Heavy Metal, teils an der Grenze zum Hair Metal, der handwerklich unheimlich kompetent eingespielt, eingesungen, aufgenommen und produziert wurde. Nie klingt das Produkt nach einer Eigenproduktion ohne Plattenfirma, aber auch nie nach einem modernen Plastikprodukt. Wenn die Jungs ohne finanziellen Support ein solches Scheibchen einspielen konnten, wie wären sie mit Studio-Vorschuss einer Plattenfirma unterwegs? Zudem gibt es hier unbestrittene Fähigkeiten beim Songwriting. Ich höre die Scheibe mittlerweile zum ca. zehnten Mal, und verliere den Spaß daran nicht. Ganz im Gegenteil: Viele Songs bleiben im Ohr haften, machen Spaß und würden sicher mit einer Goaßmaß in der Hand in einem kleinen Münchener Club fabelhaft funktionieren. Mosi Hollywood als Sänger ist kompetent und mitreißend, die Songs wurden gut auf seinen Tonumfang zugeschnitten. Die Gitarren von Michael Wolf bringen uns feine Soli und gute Riffs, die irgendwo zwischen klassischen Achtziger-Metal, MÖTLEY CRÜE und frühen BON JOVI-Sachen liegen. Das Gitarrenspiel ist zudem nie im Copy-and-Paste-Format erstellt, sondern klingt in jeder Strophe erfrischend anders.
Die Quasi-Bandhymne 'Call Of The Viper' ist mitreißend und sollte Metal-Party-DJs ans Herz gelegt werden. Stellt euch diesen Song auf der "Trveheim-" oder "Keep it True"-Warm-Up-Party vor! Auch 'Black Thunder' mit seinem fast AOR-lastigen Refrain gefällt mir ausgesprochen gut. Gerade die Gitarrensoli sind ganz fein. Ob sich das mit einem Gitarristen auch live so umsetzen lässt ist eine andere Frage, die für diese Rezension aber nicht so relevant ist.
'Faceless Little Mistress' ist ein fröhlicher Track, der von den stark gesungenen Refrain-Linien lebt. Der längste Titel des Albums knackt knapp die Fünf-Minuten-Marke, ist aber ein Gangshout-Song in bester Tradition von POISON oder ähnlichen Bands. Deutlich flotter geht es los mit 'Trapped In A Moment', der mich an die frischen frühen ENFORCER-Alben erinnert, eine klasse Nummer. Hier darf auch Bassist Säsch Vegas mal glänzen und sich vor dem obligatorischen Gitarrensolo etwas austoben. Drummer Tommy Dee ist hier eher als Tempomaschine gefragt. Nach der SAXON-auf-Speed-Geschichte kommt 'Electra'. Wohl nicht die Marvel-Frau (korrigiert mich gerne, wenn ich falsch liege), dafür aber eine starke Hymne, die wie so viele Songs dieser EP vor allem im Refrain killt. Die wunderbaren Gitarren in 'Jaded Heart' entführen fast schon in die Welt einer Band wie SURVIVOR und schließen eine EP ab, die kaum kürzer ist als manches Hardcore-Album. Hier ist eigentlich vieles schon richtig hochklassig.
Auf Albumlänge würde vielleicht ein kleines Stück Abwechslung noch mehr helfen. Und natürlich sollte hier dringend eine Plattenfirma zugreifen. Diese Truppe darf nicht im vertraglosen Underground bleiben, dafür ist das Material durch die Bank einfach zu stark! Da ich jedes Mal mitrocke, wenn das Teil läuft, ist die Note eigentlich nicht verhandelbar. Ganz feiner Auftakt einer hoffentlich längeren Karriere. Und ich hoffe sehr, die Jungs so bald wie möglich live sehen zu dürfen.
Anspieltipps: Call Of The Viper, Trapped In A Moment, Jaded Heart.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer