VOGELFREY - Sturm und Klang (Ltd. Edition)
Mehr über Vogelfrey
- Genre:
- Folk Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Metalville
- Release:
- 28.08.2015
- Sturmgesang
- Tandaradei!
- Hörner Hoch
- Abschaum
- Gold
- Strohfeuer
- Nachtgesang
- Apocalypsis
- Land Unter
- Der Chirurg
- Rolling Home
- Im Auge des Orkans
- Knochenchor (Bonus)
- Bluthochzeit (Bonus)
- Alkoholverbot (Bonus)
Befreyungsschlag!
Ein Dutzend Konzertberichte habe ich auf diesen Seiten über VOGELFREY verfasst, besitze nun alle drei Alben. Aber eigentlich kann ich den Folk-Dudel-Metal doch gar nicht ausstehen, was hat dieses Sextett also für ein Geheimnis? Ganz einfach: Die Dame (Cello) und Herren (Gesang, Gitarre, Geige, Bass, Schlagzeug), aus Hamburg haben den Metal immer groß geschrieben in ihrer Musik. Gespickt mit intelligenten Texten und einem Feingespür für eingängiges Songwriting, abgeschlossen von publikumsnahen Konzerten, stellt VOGELFREY eine Ausnahme in meiner Plattensammlung und ein Ausrufezeichen im Genre dar.
"Sturm und Klang" ist gewiss das eingängigste (um nicht gar "poppigste" zu sagen), aber auch härteste Album der Norddeutschen. Rhythmisch ist eine Nähe zu RAMMSTEIN und der NDH nun endgültig nicht abzuweisen, auch die Gesangsdynamik von Jannik lässt insbesondere beim makaberen 'Der Chirurg' einige Parallelen erkennen. Geradezu düster, mit viel Drive und Eingängigkeit, preschen 'Abschaum', 'Apocalypsis', 'Land unter' oder im Bonusbereich 'Bluthochzeit' gnadenlos nach vorn. Zu dem fettem Groove muss der Kopf einfach im Takt mitgenommen werden.
Dazwischen gesellen sich aber auch relativ typische Songs, die am ehesten den Stempel "Folk-Metal" aufgedrückt bekommen: Das äußerst tanzbare 'Tandaradei!' (verdammter Ohrwurm!), die Hymne 'Hörner hoch' oder neu im Angebot "Piratenlieder", wie 'Gold' und 'Rolling Home' (der mag mir leider gar nicht gefallen) oder das schlüpfrige, folkig-tänzelnde 'Strohfeuer'. Die Nummern sind zwar besser, als vieles, was man von SANTIANO und Co zu hören bekommt, doch VOGELFREY gefällt mir am besten, je weniger sie sich diesem unernsten Spaß hingeben. Aber welche Band kann von sich behaupten, beide Lager, ich nenn's mal die Party- und die Konzert-Metaller, zu bedienen? Eben, wenige.
'Nachtgesang' ist zudem die bisher schönste Ballade der "6 Vaganten", spätestens hier muss einem Janniks tiefe Stimme unter die Haut gehen. Sein Gesang ist es auch, der dem Album einen unverkennbaren Charakter verleiht und defintiv im Vordergrund ist. Der letzte reguläre Song, 'Im Auge des Orkans', lässt mit seiner melancholischen Art insbesondere die Streicher gut zur Geltung kommen, die auch sonst auf "Sturm und Klang" hervorragend in Szene gesetzt sind und nicht nur lediglich die Hauptmelodie begleiten, sondern im klassischem Sinne ihre eigene Partitur im Einklang zum Ganzen liefern.
Abschließend gilt es noch die Frage zu beantworten, ob sich die drei Bonus-Tracks bei der Limited Edition lohnen. Definitiv! Die Band versorgt den Hörer hierbei nicht mit B-Seiten oder Alternativ-Versionen, sondern kann auch hier glänzen und hält mit 'Bluthochzeit,' nach 'Freitod' vom letzten Album, einen der härtesten Songs der Bande parat. Ja, ich hätte mir sogar gewünscht, dass VOGELFREY diesen Track und 'Knochenchor' ins reguläre Album mit aufgenommen hätte, gerne im Tausch gegen 'Gold' und 'Rolling Home'.
Wenn das dritte Album tatsächlich über das "Make it or break it" einer Band entscheidet, kann man VOGELFREY zu diesem Befreyungsschlag nur gratulieren, denn hier hat die Band endgültig ihre Nische gefunden.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jakob Ehmke