VOIVOD - Katorz
Mehr über Voivod
- Genre:
- Space Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 28.07.2006
- The Getaway
- Dognation
- Mr.Clean
- After All
- Odds & Frauds
- Red My Mind
- Silly Clones
- No Angel
- The X-Stream
- Polaroids
Die Story von VOIVOD ist eine der tragischsten im gesamten Rock'n'Roll-Business. Einst als Vorzeigeband der experimentellen Metal-Szene gefeiert, gelang es der Band in den Neunzigern trotz weiterer erstklassiger Platten nicht mehr so recht, ihre Alben unters Volk zu bringen. Erst als die Band mit ihrem Tour-Van einen schweren Unfall hatte und daraufhin wieder in die Schlagzeilen geriet, bekamen VOIVOD wieder die verdiente Aufmerksamkeit. Doch die Geschichte wiederholte sich erneut, die Band feierte mit dem Einsteig des ehemaligen METALLICA-Bassisten Jason Newsted ein weiteres Comeback und endete im letzten Jahr vorläufig mit dem erschütternden Dahinscheiden von Gründungsmitglied Piggy.
Die daraus resultierende "Jetzt erst recht"-Attitüde haben die Kanadier auf ihrem neuen Werk vollständig übernommen. "Katorz" ist nicht nur das rohste Album der gesamten Bandgeschichte, sondern gleichzeitig auch das direkteste und rockigste. Vergessen die Tage, in denen VOIVOD mit den abgefahrensten Sounds experimentierten, hier geht es zurück zu den Wurzeln und vielleicht sogar noch einen weitren Schritt zurück. Dreckige Rockmusik statt Cyber Thrash, ein warmer Klang anstelle von der kalten Atmosphäre solcher Alben wie 'Negatron' und 'Phobos'. So definiert sich die Band aus Montreal im Jahre 2006 und schließt so den riesigen Kreis, der vor anderthalb Dekaden mit dem außergewöhnlichen Debüt "War And Pain" eröffnet wurde.
Erstaunlich ist dabei, das VOIVOD auf "Katorz" mehr nach Stoner Rock als nach Metal klingen. Die Scheibe groovt ganz schön, fußt aber soundtechnisch auf einem sehr spartanischen Fundament. Wenn bei Nummern wie 'Polaroids' oder 'Red My Mind' die fiesen Gitarren aufheulen, hat das schon was von Proberaum oder Konzertbootleg - oder aber von gezügelten MOTÖRHEAD. Denn man höre und staune: manche der hier vertretenen Stücke sind zudem ziemlich eingängig. Bereits im punkig vorantreibenden Opener 'The Getaway' lassen sich einige gute Hooklines ausmachen, die jedoch nicht bloß zu diesem Zweck eingeflochten wurden. Hier trifft man auf eine fast schon befremdende Lockerheit, in der sich VOIVOD - wie im Übrigen auf dem ganzen Album - die Trauer um ihren verstorbenen Gitarristen gar nicht anmerken lassen. Aber wie auch, schließlich wurde "Katorz" um die Rohversionen von Denis D'Amours Gitarrenparts zusammengestellt. Was letztendlich auch die überraschend lässige Ausstrahlung der Platte erklärt...
Auf der anderen Seite klingt "Katorz" aber dennoch ein wenig gewöhnungsbedürftig, denn so roh und ungeschliffen wie auf diesem neuen Werk sind VOIOD scon eine halbe Ewigkeit nicht mehr vorgegangen. Ag der Schwerpunkt vor gut zehn Jahren noch auf soundtechnischer Perfektion, gibt es heuer sehr viele Freiräume, die allerdings meistens mit Rock'n'Roll gefüllt werden. Das schmeckt zwar nach einigen Probehappen echt gut, ist aber erst beim zweiten Hinhören typisch VOIVOD. Wer auf Alben wie "RROOOAAARRR" und "War And Pain", sprich auf die Anfangszeit dieser Band, steht, wird "Katorz" aber sicherlich schnell in sein Herz schließen. Denn genau auf diese ruppige Art und Weise - und wirklich nur so - bleibt der Geist eines der genialsten Visionäre der Metal-Geschichte in der Musik dieser Band erhalten. Piggy, ein würdigeres Vermächtnis hätten dir deine Kollegen nicht hinterlassen können!
Anspieltipps: The Getaway, Mr. Clean, Red My Mind, Polaroids
- Redakteur:
- Björn Backes