VREID - V
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2011
Mehr über Vreid
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Indie Distribution As (Soulfood)
- Release:
- 18.02.2011
- Arche
- The Blood Eagle
- Wolverine Bastards
- The Sound Of The River
- Fire In The Mountain
- The Other And The Look
- Slave
- Welcome To The Asylum
- Then We Die
VREID gelingt ein Meisterwerk, das die Band aktuell an die Speerspitze des norwegischen Heavy Metals katapultiert.
Zum fünften Mal geben sich die vier Sogndaler die Ehre, und längst sind sie dem Schatten entkommen, nur die Überreste WINDIRs zu sein. VREID ist eine etablierte Größe des norwegischen Metals, und so ist es kein Fehler, dass die Band sich mit dem schlichten Albumtitel "V" und den stolz auf dem Artwork getragenen Insignien sehr selbstbewusst präsentiert. Dazu hat sie auch allen Grund, denn spätestens mit diesem Fünftling emanzipiert sich VREID von dem Ruf, eine zu spät gekommene klassische Black-Metal-Band der zweiten Welle zu sein. Ja, überhaupt emanzipiert sich die Truppe davon, in eine Schublade gesteckt zu werden: Schon der Opener 'Arche' bläst alles weg und sollte leichtes Spiel haben, Metalfans aller Couleur für VREID einzunehmen. Eigenschaften wie Macht, Kälte, Dynamik und Durchschlagskraft zelebriert dieses kleine Meisterwerk in einer Klasse, wie sie IMMORTAL mit ihren größten Klassikern nicht übertrafen. Doch geht die Band mit den progressiven Elementen zu Beginn des letzten Drittels auch sehr eigene Wege. Der schleppende, erbarmungslose 'Blutadler' setzt dem sogar noch eins drauf und verbindet klassischen Nordland-Sound mit einer Dynamik, wie sie den Wolgaschiffern eigen ist.
Natürlich hört man Stures Gesang an, aus welchem Genre die Band stammt, und auch wenn ein Song wie 'Wolverine Bastards' das Tempo anzieht und die Gitarren surren lässt, treten die Wurzeln klar zu Tage. Doch die schlichten, kraftvollen, schweren Arrangements, die schneidenden und doch unheimlich melodischen und treibenden Riffs, sowie die getragene, majestätische Schwere, die ganz ohne billige Effekthascherei auskommt, qualifizieren VREID im Jahre 2011 als kompromisslose, eigenständige und charakterstarke Heavy-Metal-Band. Ein Glanzlicht stellt hierbei 'The Sound Of The River' dar, das mit einer verschleppten Rhythmik und Hválls extrem lässigen Bassläufen glänzt, welche das ganze Album unschätzbar aufwerten. Auf diese Weise wird ein sehr schönes, gruseliges Gefühl erzeugt. Auch das klare Break im Mittelteil ist sehr effektiv gesetzt und öffnet den Raum für schöne Leads und eine elegische Passage mit klarem Gesang, der auf dem Album insgesamt mit Bedacht aber stets effektiv eingesetzt wird. Eine gnadenlose, nackenbrechende Riffattacke mit starker Thrash-Schlagseite und irrsinnigem Lead-Einstieg bricht bei 'Fire On The Mountain' über uns herein, wobei auch hier die obligatorische Nordland-Frost-Passage mit fragilen Akustikgitarren und Ambient-Eiszapfen nicht fehlen darf. So gelungen wurde diese ganz spezielle Atmosphäre aber seit langer Zeit von keiner Band mehr erzeugt.
Doch damit nicht genug: Wenn der mächtige Zehnminüter 'The Other And The Look' mit gigantischen Harmonien in die Schlacht zieht, dann kurz in Raserei verfällt, bevor nach gut zwei Minuten erstmals ein tolles abgestopptes Riff einsetzt, das dem Song eine ganz besondere Wendung verleiht, dann sollte es auch um den letzten Zweifler geschehen sein. Hier werden zehn Minuten auf wirklich spannende Weise mit Ideen und Finessen gefüllt, was sich auch wieder in dem clean gesungenen Mittelstück zeigt, in welchem der Gesang sehr gefühlvoll eingesetzt wird und sich fernab gängiger Klischees bewegt. Eine bärenstarke Coda beendet den Dreh- und Angelpunkt des Albums und lässt VREID zum Abschlusstrio schreiten, das zu 'Slave' mit Military-Snare beginnt und einen sauberen Marschrhythmus auf die Bretter legt, bevor es sich in eine transzendentale, fast progressive Richtung wendet, die für VREID recht ungewohnt aber absolut überzeugend und sehr leidenschaftlich klingt. Auch echte Raserei gibt es noch einmal, wenn zu 'Welcome To The Asylum' ein wenig geblastet wird. Doch auch hier gibt es gnadenlos gute Breaks, welche dem Song Kontur und phasenweise den rockigen Drive verleihen, der für VREID am Anfang der Karriere ein Markenzeichen war. Vor allem der Rhythmuspart, den Steingrimm und Hváll zum Schluss abfeuern, ist ein Traum, aus dem wir erst nach den letzten tollen Gitarrenläufen der Herren Dingsøyr und Bakketeig beim Rausschmeißer 'Then We Die' erwachen.
Mit "V" hat sich die Kapelle aus Sogndal in meiner Gunst von der rundum coolen, aber noch nicht überragenden Norwegercombo in den Rang eines Frontstürmers katapultiert. Diese Scheibe lässt mich schwer beeindruckt zurück und daher gibt es eine ganz dicke Kaufempfehlung für jeden, der seinen Heavy Metal schwarz, majestätisch, ungekünstelt und voller unwiderstehlicher Durchschlagskraft liebt, ohne dabei auf tolle Melodien und feinfühlige Momente verzichten zu wollen. Hier ist eine hart arbeitende Band auf einem Niveau angelangt, das ich von ihr nie erwartet hätte, und gehört für mich aktuell zur Speerspitze des norwegischen Metals.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle