VULTURE INDUSTRIES - The Tower
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2013
Mehr über Vulture Industries
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Season Of Mist (Soulfood)
- Release:
- 27.09.2013
- The Tower
- Divine - Appalling
- The Hound
- Blood On The Trail
- The Dead Won't Mind
- A Knife Between Us
- The Pulse Of Bliss
- Sleepwalkers
- Lost Among Liars
- Blood Don't Eliogabalus (Bonus Track)
Faszinierendes, morbides und verspultes metallisches Kammertheater.
Da sind sie wieder, die Geierwerke. Die Band aus Bergen, die sich um den herrlich schrägen Frontmann Bjørnar Erevik Nilsen geschart hat, kann mit Fug und Recht zu den eigenwilligsten Bands gezählt werden, die sich je aus dem norwegischen Black-Metal-Untergrund erhoben haben, und diesen Ruf zementieren die Herrschaften mit ihrem nunmehr dritten Scheibchen "The Tower" ganz bemerkenswert. Klar, über die Querverweise der Mitglieder zu Bands wie SULPHUR, AETERNUS, BLACK HOLE GENERATOR und vielen mehr, ist die szenetechnische Verortung obligatorisch, doch rein musikalisch betrachtet ist es nicht unbedingt nahe liegend, hier von Black Metal zu sprechen.
Wie heute viele Bands aus ihrem Heimatland, gehen die Herrschaften von VULTURE INDUSTRIES relativ avantgardistische Wege und scheuen sich nicht, entspannte Passagen aus der Jazz-Lounge einfließen zu lassen, mittlerweile singt Bjørnar auch mehr mit seiner abgedrehten cleanen Stimme oder liefert leicht psychotische Shouts, als dass er den klassichen Black-Metal-Keifer mimen würde. Allgemein ist Bjørnar ein absoluter Trumpf der Band, weil er seine Stimme einfach unglaublich vielseitig, freakig, eindringlich, psychotisch und emotional einsetzen kann. Düster-molliges Timbre, Sprech-Shouting der Marke Walkyier, bestechend klare Passagen, fiese Shouts und metallische Screams, alles geht dem Mann locker über die Lippen.
Dazu liefert die Band dann zehn Stücke, welche diese stimmliche Vielseitigkeit perfekt auffangen und dafür jede Menge faszinierende musikalische Szenarien liefern, in die sich der Gesang perfekt einfügt. Sei dies der melodische, gelegentlich schwarzmetallisch riffende Opener, der an anderen Stellen mit absolut lässigen Jazz-Einschüben, Saxophon und Prog-Konstruktionen glänzt, oder das flüssige, dynamisch rockende 'Divine - Appalling', das auch mal eine SABBATH-Gedächtnis-Sekunde einlegt, oder einen feinen Hammond-Teppich webt. Wo 'The Hound' gruftig-düster mit dunkler Stimme die Gefilde von Nick Cave, DANZIG und TYPE O streift, um sich dann in schräge Kunstlied-Gefilde zu verirren, da wird bei 'Blood On The Trail' eine leicht thrashige Metalkeule ausgepackt und mit Manson-artigem Gesang garniert, bevor 'The Dead Won't Mind' eine sehr morbide Singer/Songwriter-Atmosphäre erzeugt.
Wie von VULTURE INDUSTRIES nicht anders zu erwarten, ist "The Tower" ein faszinierendes, morbides und verspultes metallisches Kammertheater, das dem Hörer irrsinnig viel zu entdecken gibt und auch beim x-ten Durchlauf nicht langweilig wird, weil sich die Band perfekt aufs Geschichtenerzählen versteht und dabei allerlei instrumentale und kompositorische Finessen auspackt, die nicht aufdringlich sind, aber mit jedem Durchlauf neue Wirkungstreffer setzen. Spannend bis zum Gehtnichtmehr!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle