W.A.S.P. - Golgotha
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2015
Mehr über W.A.S.P.
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 02.10.2015
- Scream
- Last Runaway
- Shotgun
- Miss You
- Fallen Under
- Slaves Of The New World Order
- Eyes Of My Maker
- Hero Of The World
- Golgotha
Das Warten hat sich gelohnt!
Als enorm großer Fan von Blackies Stimme, die für mich wie keine Zweite den Heavy Metal der 1980er Jahre verkörpert, freut es mich natürlich ungemein, dass W.A.S.P. spätestens seit "Dominator" wieder zur alten Stärke zurückgefunden und mit "Babylon" zwei Jahre später selbst meine Erwartungen übertroffen hat. Und wenn wir einmal ehrlich sind, war auch die "The Neon God"-Geschichte nicht von schlechten Eltern und hatte ihre tollen Momente. Trotzdem mussten sich Anhänger des Gesetzlosen stolze sechs Jahre gedulden, bis nun neues Material in Form von neun Songs das Licht der Welt erblickt. Dabei ist "Golgotha" nicht der Name einer neuen Allzweck-Zahnpasta, sondern laut Neuen Evangelien der Hügel, auf dem Jesus gekreuzigt wurde. So verpasst Blackie Lawless auch dem 15.(!) W.A.S.P.-Album eine interessante Thematik und besinnt sich musikalisch den typischen Trademarks: Klassisches Stahlgut gemischt mit einer deftigen Portion 80er Heavy Rock, den einen oder anderen balladesken Momenten, viel Dramatik und Blackies Gesangsorgan. Die Voraussetzungen für einen tadellosen Rundumschlag sind auch im Jahre 2015 n. Chr. gesetzt.
So lässt sich "Golgotha" am ehesten in drei Abschnitte unterteilen: Im ersten Teil präsentiert uns Blackie knackige Nostalgie-Klänge, lässt dezent die Hammond-Orgel erklingen, röhrt sich die Lunge wund und haut in 'Scream', 'Last Runaway' und 'Shotgun' tolle Riffs in den Abendhimmel. Die "Babylon"-Gangart etabliert sich auch aktuell, doch im zweiten Drittel werden die richtig schweren Geschütze aufgefahren: 'Miss You' ist eine urtypische Drama-W.A.S.P.-Herzschmerz-Ballade mit Gänsehautgarantie und das vertrackte 'Fallen Under' braucht zwar zwei, drei Momente, bis es zündet, etabliert sich danach doch als absolut ohrwurmtauglicher Geheimtipp. Doch mit 'Slaves Of The New World Order' schießt W.A.S.P. komplett den Vogel ab: Ein Song, der süchtig macht, ein Riff zum Niederknien, ein Spannungsbogen, der immer wieder das höchste Level erreicht und sich auch auf "The Headless Children" oder "The Crimson Idol" zumindest musikalisch behauptet hätte. Lawless setzt mit diesem Song-Trio ein Bilderbuch-Ausrufezeichen. Auch wenn das letzte Drittel dadurch etwas abflacht, obwohl 'Hero Of The World' coolen Stadionrock bereithält und das getragene Titelstück das Album würdig abschließt, dürfte "Golgotha" in der Gesamtbetrachtung keinen Fan, der auf seiner langen Reise durch die Musik der 1980er Jahre auf W.A.S.P. gestoßen ist, kalt lassen.
Noch nie brauchten Lawless und Konsorten so lange, bis ein neues Werk endlich in trockenen Tüchern war und auch wenn "Golgotha" nicht gänzlich an die ersten fünf Großtaten heranreicht, so spricht es vor allem diejenigen an, die "Dominator" richtig gut und "Babylon" richtig stark fanden. Denn "Golgotha" hat einfach diese magischen Momente, die Aha-Augenblicke, diese unnachahmlichen Situationen, in denen Uns' Blackie mit seiner charismatischen Stimme, mit seinem Zauber und dieser schlicht und ergreifend tollen Musik erreicht. So finde auch ich im zehnten, zwölften Ansturm auf "Golgotha" immernoch die einen oder anderen Besonderheiten, die meine Nostalgie aufblühen lässt und mich in jene Zeit versetzt, in denen ich "The Headless Children" und "The Crimson Idol" zum ersten Mal gespannt vor dem Plattenspieler meines Vaters mitverfolgte.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp