WADE, MORGAN - Psychopath
Mehr über Wade, Morgan
- Genre:
- Country / Rock / Alternative
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- RCA Nashville
- Release:
- 25.08.2023
- Domino
- 80's Movie
- Losers Look Like Me
- Roman Candle
- Guns And Roses
- Alanis
- Phantom Feelings
- Psychopath
- Outrun Me
- Want
- Fall In Love With Me
- Meet Somebody
- 27 Club
So muss moderner Alternative Country klingen!
Da ist es also, eines meiner meisterwarteten Alben des Jahres 2023. Und ob ihr es glaubt oder nicht, es ist ein modernes Country-Album aus der Feder der Amerikanerin MORGAN WADE, die mich schon mit ihrem grandiosen Debüt "Reckless" restlos überzeugen konnte. Doch bevor ihr jetzt direkt zur nächsten Rezension weitergeht, lasst euch gesagt sein, dass die Dame aus Floyd keinswegs den klassischen Country zelebriert, sondern ihre Version des uramerikanischen Genres mit einer ordentlichen Portion Pop und Alternative Rock garniert. Auch optisch ist Morgan alles andere als das klassische Pop-Country-Sternchen und traut sich entsprechend auch mit ihrem Albumtitel "Psychopath" zu provozieren. Genau das ist aber auch eines der Markenzeichen, das die Amerikanerin gemeinsam mit dem offene Umgang mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen zu einem so herrlich frischen Wind in diesem sonst lyrisch eher etwas eindimensionalen musikalischen Sektor macht.
Sorgen habe ich mir im Vorfeld aber schon gemacht, denn mit dem Wechsel vom Genre-Label Thirty One Tigers zum Major-Giganten RCA Nashville hätte auch durchaus ein anderer Wind in der Musik Einzug halten können. Und ja, "Psychopath" ist tatsächlich eine deutliche Entwicklung im Vergleich zum Vorgänger, die aber nicht von irgendwelchen A&Rs auf Charterfolg getrimmt wurde, sondern viel mehr die auf dem Debüt vertretenen musikalischen Pole besser und prägnanten ausarbeitet. So wird die Vorliebe für die Achtziger etwa im sehr Keyboard-lastigen '80's Movie' deutlich, das wirklich so klingt, als hätte es auch in diesem legendären Jahrzehnt erscheinen können. Auch die Balladen sind dieses Mal tiefgründiger und einfach emotionsgeladener, was etwa das vom Piano getragene 'Guns And Roses' eindrucksvoll beweist. Dass ich hier und auch beim pompösen Gospel-Track 'Want' teilweise sogar an Giganten wie ELTON JOHN denken muss, möchte ich explizit als großes Kompliment verstanden wissen.
Trotzdem bleibt für mich Morgan, die übrigens erneut von JASON ISBELLs Gitarrero Sadler Vaden und Natalie Hemby tatkräftige Unterstützung beim Songwriting und der Produktion des Albums erhalten hat, immer dann am stärksten, wenn ihre Country-Wurzeln mit einer ordentlichen Portion Pop-Appeal und einer rockigen Kante gemischt werden. So sind etwa die Eröffnungsnummer 'Domino' oder das ausladend arrangierte 'Roman Candle' ganz großes Hits, die auch perfekt auf "Reckless" gepasst hätten. Ebenso gut funktionieren sperrigere und düstere Songs wie 'Outrun Me' oder der textlich sehr tief blickende Titeltrack, indem sie den locker-flockigen Nummern einen schönen Gegenpol zur Seite stellen. Meine persönlichen Highlights finden sich aber trotz all dieser tollen Tracks immer dann, wenn Sadler Vadens Gitarre etwas präsenter in den Vordergrund treten darf. So ist der bluesige Rocker 'Losers Look Like Me' etwa mitsamt eines fuzzigen Gitarrenriffs ein wahrer Ohrenschmaus und der Alternative-Rocker 'Alanis' mausert sich mit jedem Durchgang mehr und mehr zu meinem ganz persönlichen Liebling auf diesem ingesamt großartigen Album.
Angesichts dieser Jubelarie komme ich schlussendlich auch nicht umhin, wie auch für den Vorgänger wieder einmal die Höchstnote zu zücken. Morgan ist schlicht und ergreifend gemeinsam mit JASON ISBELL AND THE 400 UNIT für mich die Zukunft des Country-Genres, das dank dieser Künstler und Künstlerinnen eben auch über die typischen Klischees hinausblickt und alten Rockern wie BRUCE SPRINGSTEEN hörbar Tribut zollt. Sollte ich euch mit meiner Begeisterung angesteckt haben, darf ich euch übrigens dazu raten, einen der anstehenden Tourstopps von Frau Wade zu besuchen, denn besonders oft verschlägt es die Amerikanerin nicht in unsere Breiten. Ich jedenfalls freue mich schon sehr auf den Gig in Köln und höre mich bis dahin mit diesem Meisterwerk warm.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs