WARDRUNA - Gap Var Ginnunga
Mehr über Wardruna
- Genre:
- Folk / Ambient / Ritual
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Indie Recordings / Soulfood
- Release:
- 16.01.2009
- Ár var alda
- Hagall
- Bjarkan
- Løyndomsriss
- Heimta Thurs
- Thurs
- Jara
- Laukr
- Kauna
- Algir - Stien klarnar
- Algir - Tognatale
- Dagr
Fernab metallischer Pfade widmet sich Einar Kvitrafn Selvik (ex-GORGOROTH) dem Runenzauber und nordischer Folklore.
Mit seinem Projekt WARDRUNA geht der unter anderem von GORGOROTH und SAHG bekannte Einar Selvik alias Kvitrafn sehr eigene Wege fernab metallischer Gefilde und doch von Interesse für diejenigen unter euch, die hinter der musikalischen Ausdrucksform des Pagan Metals auch die Ursprünge der lyrischen Inhalte und der erzeugten Stimmungen interessieren. Zusammen mit seinem prominenten Ex-Bandkameraden Gaahl, der Sängerin Lindy-Fay Hella (ULLAN GENSA) und dem Folk-Geiger Hallvard Kleiveland, plant der für alle anderen Instrumente selbst zuständige Norweger, die Runen des gemeingermanischen Futhark zu vertonen, woraus ein drei Alben umfassendes Runenlied-Konzept werden soll, das mit "Gap Var Ginnunga" ("der Abgrund war unermesslich") nun in die erste Runde geht.
Musikalisch handelt es sich um eine Mischung aus arktischem Tribal-Sound, nordischer Folklore und mystischem Ambient. Der teils mehrstimmige Gesang der Protagonisten, vor allem der Beitrag der Sängerin erinnert hier und da an indianische Ritualgesänge oder den samischen Joik, während sich die Herren der Schöpfung auf choralen Klargesang, rezitativen Sprechgesang und dem tibetischen Mönchsgesang nicht unähnlichen Kehlkopf-Oberton-Gesang verlegen, den der eine oder andere schon bei einer Band wie YAT-KHA und deren Frontmann Albert Kuvezin vernommen haben könnte. Dies ist WARDRUNAs Interpretation altnordischer Ritualmusik zu den Magieformen der Forn Siðr, zu Seiðr und Galdr, wie von Odin höchstselbst praktiziert und gelehrt. Schwarzmetallisches Keifen ist auf dieser Scheibe ebenso wenig zu finden, wie das traditionelle Rock-Instrumentarium mit E-Gitarre und Schlagzeug. Stattdessen regiert vornehmlich die düster klagende Hardanger Fiddle, eine Geige aus dem norwegischen Gebirge nahe der Stadt Bergen, sowie stoisch, mantrisch und sonor klopfende akustische Perkussion und allerlei andere, als effektive Farbtupfer eingesetzte traditionelle Instrumente wie Maultrommel oder Knochenflöte, Kuh- und Widderhörner, Rasseln, Klappern und derlei Gerätschaften mehr. Auch die Geräusche der Natur selbst dienen als Instrumente.
Für Runenkundige sei ergänzt, dass sich die Trilogie mit den vierundzwanzig Runen des älteren Futhark in drei Teilen befasst, wovon jeder acht Runen behandelt. Dabei fühlt sich die Band jedoch nicht an die althergebrachten drei Aettir basierend auf Fehu, Hagal und Tiwaz gebunden, sondern sie singt ihr Runalioð auf ihre eigene Weise, wobei der erste Teil sich mit Hagal, Bjarkan, Thurs, Jara, Laukr, Kauna, Algir und Dagr befasst.
Die Stücke an sich sprechen eher die Sehnsucht nach ruhiger, naturverbunder Mediation an, als dass sie groß für Spannung und Dramatik sorgen würden. Es geht um das Eintauchen in Klanglandschaften und das Versinken in einer mystischen Stimmung, die alles andere als alltäglich ist. Wirklich vergleichbar sind nur sehr wenige Bands, wobei ich mir sicher bin, dass Freunde anderer naturmystisch-heidnischer Truppen wie TENHI, HAGALAZ RUNEDANCE oder GARMARNA ebenso ihre Freude an "Gap Var Ginnunga" haben werden, wie aufgeschlossene Anhänger des Pagan Metals, die auch ohne Gitarrengewitter, Schreihals und Schunkelmelodien auskommen. Auf Anspieltipps möchte ich verzichten, da es sich um ein Werk handelt, das einen in sich geschlossenen Trip durch mystische Landschaften vorgibt, aus dem sich schlecht ein Einzelstück heraus lösen lässt. Statt dessen empfehle ich euch eine eigenohrige Hörprobe auf WARDRUNAs Heimsiða.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle