WARLORD - The Lost Archangel
Mehr über Warlord
- Genre:
- US Metal / Epic Metal
- Label:
- High Roller Records
- Release:
- 27.06.2025
- Golgotha (The Place of the Skull)
- The Rainbow
- Lost Archangel
- Stygian Passage
- Enemy Mind
- 70,000 Sorrows
- Night Of The Fury
- Father (Live 2013)
- Glory (Live 2013)
- Soliloquy (Live 2013)
- Lucifer's Hammer (Live 2024)
- Black Mass (Live 2024)
- Child Of The Damned (Live 2024)
"Neues" WARLORD-Material, das Fans abholen dürfte.
Unter dem WARLORD-Banner wurden auch zu Lebzeiten von Mastermind William J. Tsamis oft Songs veröffentlicht, die man von früher schon kannte - sei es von WARLORD, oder aber von seiner Zweitband LORDIAN GUARD. Seit Tsamis 2021 verstorben ist und sich die Band mit Originaldrummer Mark Zonder und Bassist Philip Bynoe 2023 wiedervereinigte (mit ansonsten komplett WARLORD-fremden Musikern und dem ehemaligen Live-Session-Sänger Giles Lavery), wird weiter munter verwertet, was von Tsamis noch zu finden ist.
Im Sommer 2024 gab es einige Festivalauftritte, zu denen vier Songs veröffentlicht wurden. Diese gibt es jetzt auf der Compilation "The Lost Archangel" für alle Sammler zu hören. Drei dieser Songs sind alte LORDIAN GUARD-Titel, einer stammt von einer alten WARLORD-Demo. Zudem wurden alte WARLORD-Songs neu aufgenommen (wie letztes Jahr schon auf "From The Ashes To The Archives - The Hot Pursuit Continues"), und es gibt sechs Live-Aufnahmen. Insgesamt also eine typische WARLORD-Veröffentlichung. Manche werden nachvollziehbar die Nase rümpfen. Ich gebe zu: Ich habe sie mir ins Regal gestellt, und ich werde auch versuchen die Fanboys davon zu überzeugen, dass dieser Release sinnvoll ist. Das schöne Artwork allein kann natürlich nicht als Grund herhalten. Giles Lavery als Sänger ist dagegen natürlich ein großartiges Argument, er wertet Material grundsätzlich fast immer auf.
Wir müssen uns also mit den Songs auseinandersetzen. Natürlich klingt die Aufnahme von 'Golgotha (The Place Of The Skull)' hier deutlich stärker als auf dem LORDIAN GUARD-Album von 1995 - bei den LORDIAN GUARD-Alben war der Sound ja sicher der größte Makel. Dass Tsamis Songs schreiben konnte, dürfte unbestritten sein. Eine elegische Nummer, die von den schönen Gitarrenläufen lebt. 'The Rainbow' ist ein Demo-Titel aus den frühen Achtzigern. Diesen Track gab es bisher nur auf der "Deliver Us"-Compilation, die mir leider fehlt. Für mich also ein Highlight und ein unbekanntes Kleinod. Dass es sich um einen schwächeren WARLORD-Song handelt, soll hier aber nicht unerwähnt bleiben. Der Quasi-Titelsong 'Lost Archangel' war schon auf dem selbstbetitelten LORDIAN GUARD-Album zu finden. Auch hier sind es Lavery und die gute Produktion, die eben jener Sänger gemeinsam mit Gitarrist Eric Juris (ehemalis CRYSTAL VIPER) und dem Deutschen Thomas Mergler besorgte, fette Argumente für diese Neuaufnahme. Eine stampfige, starke Nummer, die mir viel Freude bereitet. 'Stygian Passage' stammt wieder vom LORDIAN GUARD-Debüt und gehörte da zu den stärkeren Nummern. Ich habe aber schon das starke Empfinden: Dieser Song wurde letztlich nicht für WARLORD geschrieben. Mit Lavery am Mikro höre ich mir die getragene Nummer trotzdem gerne an. Insgesamt für mich auf jeden Fall stark, diese Aufnahmen zu hören!
Es folgen drei Neueinspielungen alter WARLORD-Tracks mit dem aktuellen Line-Up. 'Enemy Mind' ist für mich einer der Songs, der ganz stark von Joacim Cans herausragender Performance auf "Rising Out Of The Ashes" profitierte. Mit Lavery gewinnt die Nummer einen ganz anderen Charakter, der mir aber zusagt. Überhaupt sind Neueinspielungen ja fast nur dann sinnvoll, wenn es einen anderen Sänger gibt. Lavery ist viel mehr der klassisch-kraftvolle US-Metal-Sänger. Davon profitiert ja, nebenbei erwähnt, auch das sehr starke aktuelle Album von JACK STARR, das er ebenfalls eingesungen hat. '70,000 Sorrows' stammt dann von "The Holy Empire". Auch dieses Album hatte es ja in sich! Das ist schon krass, wie hoch die Qualitätsdichte der WARLORD-Studioalben war. Auch hier schafft es Lavery, dem Hymnus eine eigene Note zu verpassen. Aber gerade das Gitarrenspiel vermittelt großen Respekt vor Tsamis. Auch 'Night Of The Fury' stammte von diesem Album. Ich möchte die Varianten gar nicht gegeneinander ausspielen, als Fan der Band brauche ich beide.
Nun folgen Live-Veröffentlichungen. Drei Tracks stammen aus Athen 2013. Hier war Tsamis also noch an der Gitarre, aber Lavery schon als Live-Session-Sänger beteiligt. 'Father' ist letztlich auch ein alter LORDIAN GUARD-Song, der dann für "The Holy Empire" ins WARLORD-Imperium transportiert wurde. Die Aufnahme hat einen transparenten und kraftvollen Klang. Tsamis an der Gitarre hören zu dürfen ist natürlich sowieso magisch. Auch 'Glory' stammt vom heilig-imperialen Album und fasziniert mit der singenden Gitarre von Tsamis. Hörenswert! 'Soliloquy' stammt vom ersten vollen WARLORD-Album von 1984. Der Refrain ist natürlich der Hammer, ansonsten ist es aber ja ehrlich gesagt nicht einer der besten Songs der Band.
Und dann gibt es drei Live-Dokumente von 2024. Jeweils ein Mal geht es nach Italien, Griechenland und Frankreich, auf verschiedene Underground-Festivals. Geboten werden mit 'Lucifer's Hammer', 'Black Mass' und 'Child Of The Damned' drei ganz große Klassiker, die jeweils wirklich stark klingen und zeigen, dass man zumindest an der Live-Front weiter auf WARLORD bauen sollte.
Manche mögen mit dieser Resteverwertung wenig anfangen können. Bei mir lief sie die letzten Tage einige Male und wird auch weiterhin rotieren. Denn das Songmaterial ist magisch, der Sound ist großartig. Und Giles Lavery gibt sich größte Mühe, zu den Helden der US-Metal-Vokal-Fraktion aufzuschließen. Eine spannende Veröffentlichung!
Anspieltipps: Lost Archangel, Enemy Mind
- Redakteur:
- Jonathan Walzer