WARNING (UK) - Watching From A Distance
Mehr über Warning (UK)
- Genre:
- Doom
- Label:
- Miskatonic
- Release:
- 21.02.2007
- Watching From A Distance
- Footprints
- Bridges
- Faces
- Echoes
Diese englische Band umgibt ein Mysterium. Bereits anno 1994 gegründet, hat das Trio es bis jetzt erst zu einer regulären Veröffentlichung namens "The Strength To Dream" gebracht. Es folgten noch zwei Demos in den Jahre 1996 und 1997, aber irgendwann danach brach die Band um Sänger und Gitarrist Patrick auseinander und ließ eine kleine aber sehr treue Fangemeinde hinter sich zurück. Ich muss gestehen, dass ich damals auch noch nicht zu den Erleuchteten zählte, denn irgendwie waren WARNING komplett an mir vorbei gedoomed.
Als es vor einiger Zeit nun aus dem Haus Miskatonic Records zu hören gab, dass die Band sich im Studio befinden würde, um ein weiteres Album einzuspielen, drehten die Doom-Zirkel dieser Welt komplett durch.
Nachdem ich mir nun "Watching From A Distance" intensiv angehört habe, weiß ich auch, warum. Aber was schreibe ich denn? "Intensiv"? Natürlich, denn anders kann man die Kompositionen von WARNING gar nicht wahrnehmen. Das ist keine leichte Kost, die man mal eben nebenher auflegt. Das ist ernste Musik, die man nur bewusst und ohne Störungen von außen aufnehmen, ja inhalieren muss. Sollte man dem Irrglauben verfallen, man könne beim Genuss der fünf überlangen Nummern irgendetwas anderes parallel tun, sieht man sich schnell eines besseren belehrt: Nach wenigen Minuten wird man gebannt den Klängen lauschen, die einem da die Sinne berauschen. Wer glaubt, WHILE HEAVEN WEPT wären langsam und traurig, hat WARNING noch nicht gehört. Diese Musik ist leidend, ohne dabei den Hörer komplett zu zermürben. Musikalische Emotionen pur.
Sicher, viele werden allein die Tatsache irritierend finden, dass es während der knappen Stunde keine(!) Uptempi gibt. Auch wenn man den unweigerlichen Drang nach einer Geschwindigkeitssteigerung spürt, Stuart Springthorpe fällt eher zurück in extrem verschleppte Rhythmen, als das er auch nur ein einziges Mal das Tempo merklich anzieht. Dies ist aber bei weitem nicht das einzige Außergewöhnliche an WARNING. Nein, da sie auch niemals in die Falle eines normal strukturierten Songaufbaus stolpern, agieren sie gern über sehr lange Strecken instrumental. Eine Tatsache, die bei einer klassischen Triobesetzung, schon außergewöhnlich genug ist. "Aber auch RUSH haben lange Instrumental-Passagen", werden jetzt einige Schlauberger anmerken. Stimmt natürlich, aber die Kanadier arbeiten dann auch mit Melodie führenden Instrumenten und variieren so verschiedene Themen, so dass es für den Zuhörer spannend bleibt. Diese Spannung erzeugen WARNING auf völlig andere, aber nicht minder faszinierende, Art und Weise. Allein mit einer Gitarre, Bass und Drums kreieren sie dichte Soundwälle, die beinahe Nebelschwaden aus den Boxen treiben. Die dadurch erzeugte Stimmung ist unbeschreiblich. Ein Klangerlebnis der Sonderklasse.
Dann hätten wir noch den leidenden Gesang von Patrick Walker – übrigens ein Cousin von Rich Walker (SOLSTICE und Miskatonic Besitzer). Sicherlich auch nicht jedermanns Sache, aber ich kann mir einfach keine andere Stimme zu dieser Musik vorstellen. Sie ist das letzte Glied, um diese Musik "perfekt" klingen zu lassen.
Müßig auf einzelne Songs einzugehen, denn ihr werdet "Watching From A Distance" immer komplett hören wollen. Ein Akt, den man sich vornimmt, wie einen guten Film.
Und Miskatonic Records wären nicht Miskatonic Records, würden sie nicht noch ein paar Besonderheiten beilegen. Dieses Meisterwerk gab es nämlich noch in einer durchnummerierten und für jeden Käufer handsignierten "Die Hard Edition", sowie in einer "Right Hand Of Doom Edition" die allerdings beide komplett vergriffen sind.
Da macht es natürlich wenig Sinn, wenn ich euch von den Qualitäten der sechs Demosongs vorschwärme, die auf der zweiten CD enthalten sind, die beiden Versionen beiliegt. Durch den etwas roheren Klang bekommen wir hier ein etwas stärkeres 70ies-Flair geboten, was natürlich einen ganz besonderen Charme hat. Und mit 'Born As One' bekommt sogar der Hörer konventionellerem Doom einen amtlichen Hit geboten. Aber das nur als Randnotiz.
Es sollte nun hoffentlich jeder wissen, ob er dieses epochale Wunderwerk erwerben muss oder nicht.
Anspieltipps gibt es natürlich nicht.
- Redakteur:
- Holger Andrae