WARRANT (US) - Born Again
Mehr über Warrant (US)
- Genre:
- Hard Rock
- Label:
- MTM Music/ SPV
- Release:
- 31.03.2006
- Devils Juice
- Dirty Jack
- Bourbon County Line
- Hell, CA
- Angels
- Love Strikes Like Lightning
- Glimmer
- Roller Coaster
- Down In Diamonds
- Velvet Noose
- Roxy
- Good Times
Wir schreiben das Jahr 1988. Zur Hochphase des Glamrocks, der unter anderem von Bands wie MÖTLEY CRÜE, BON JOVI, POSION und RATT angeführt wird, veröffentlicht die amerikanische Band WARRANT (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen deutschen Thrashern) die Alben "Dirty Rotten Filthy Stinking Rich" (1988) und "Cherry Pie" (1990), die beide der Band zumindest in den USA einen Platinstatus bescheren. In Deutschland und dem Rest der Alten Welt gehören sie zwar immer dazu, stehen aber deutlich im Schatten der oben genannten Rocker. Und doch landen sie auch hier mit Songs wie 'I Saw Red', 'Heaven' oder 'Cherry Pie' Singlehits. Mit dem kommerziellen Untergang der Bewegung verschwinden WARRANT von der Bildfläche, obwohl sie auch weiterhin Alben veröffentlichen, die aber in der breiten Masse völlig untergehen.
Anno 2006 kehren sie nun mit neuem Album zurück und servieren ihren Fans gleich eine faustdicke Überraschung. Nach 20 gemeinsamen Jahren hat Originalsänger Jani Lane die Band verlassen und wird auf dem vorliegenden Album von Jaime St. James (BLACK'N BLUE, KEEL) ersetzt, der genau die richtigen Gene für diese Art von Musik zu besitzen scheint. Zwar fehlt ihm gesanglich ein wenig das Charisma seines Vorgängers, dafür kommt er aber etwas kraftvoller daher. Eines vorweg: "Born Again" ist nicht nur mit Worten, sondern tatsächlich auch musikalisch eine Zeitreise in eine Epoche, in der Männer wie Frauen aussahen, hochtoupierte Haare und Spandexhosen an der Tagesordnungen waren, Egos und Eitelkeiten gepflegt wurden, die Texte sich nur um ein Thema drehten und die Musik nur dazu diente, um nachher eine große Party feiern zu können. Klingt irgendwie nach einer geilen Zeit, oder?
Warum hole ich so weit aus? Es ist einfach erstaunlich und gleichzeitig eine Freude zu hören, dass WARRANT sich über all die Jahre kein bisschen verbogen oder nach dem Zeitgeist geschielt haben. Manche mögen behaupten, sie seien in der Zeit stehen geblieben und hätten sich nicht weiterentwickelt. Ich meine aber, sie lieben und leben einfach diese Musik und das spürt man. Natürlich ist die Produktion von Pat Regan (KISS, MR.BIG, DEEP PURPLE) etwas zeitgemäßer gehalten, doch ist sie jederzeit sehr erdig und positiv spartanisch ausgefallen. Kein Bombast, keine Megachöre, keine Spielereien oder ähnliches Aufblasen von Nebensächlichkeiten.
Gut, für den Retro- und Ehrlichkeitsfaktor bekommen WARRANT schon einmal die volle Punktzahl, auf musikalischer Ebene können sie dafür nicht immer ganz überzeugen. Die meisten Nummern rollen schön und werden von knackigen Riffs vorangetrieben ('Devils Juice', 'Dirty Jack', 'Good Times'), verlieren sich aber ebenso oft in Eintönigkeit und fehlender Griffigkeit ('Hell, CA', 'Down In Diamonds', 'Velvet Noose'). Passt man nicht wirklich ganz genau auf, kann es schon passieren, dass man nicht mehr weiß, bei welchem Song man sich eigentlich gerade befindet. Nur bei der rockigen Ballade 'Glimmer' und dem fetzigen 'Roller Coaster' streuen die Herrschaften ein bisschen Abwechslung ein, was dem Album gleich gut zu Gesicht steht. Nicht wirklich schlecht, aber alles in allem gerade im Gesangsbereich ohne wirkliche Höhepunkte.
"Born Again" ist somit ein nettes, nostalgisches "Comebackalbum". Es kann auf jeder Achtziger- und Glamrockparty laufen, ohne jedoch an die alten Erfolgstage der Band anknüpfen zu können. Trotzdem, es wirkt musikalisch ehrlich, was zumindest bei mir einen positiven Gesamteindruck hinterlässt.
Anspieltipps: Devils Juice, Roller Coaster, Glimmer
- Redakteur:
- Chris Staubach