WARRIOR SOUL - Drugs, God And The New Republic (Re-Release)
Mehr über Warrior Soul
- Genre:
- Sleaze/Punkrock
- Label:
- Escapimusic
- Release:
- 14.04.2006
- Intro
- Interzone
- Drugs, God And The New Republic
- The Answer
- Rocket 88
- Jump For Joy
- My Time
- Real Thing
- Man Must Live As One
- Hero
- Wasteland
- Children Of The Winter
- Intro (Live)
- Interzone (Live)
- The Answer (Live)
Bei manchen Re-Releases fragt man sich, frei nach der "Sesamstraße": Wieso, weshalb, warum? Escapimusic hingegen haben einen Schatz ausgehoben, der damals wie heute aktuell ist. Die Rede ist von WARRIOR SOUL, die mit ihrem zweiten Album "Drugs, God And The New Republic" (und allen übrigen natürlich auch) ihrer Zeit meilenweit voraus waren und immer noch sind.
Was den Musikstil des eigenwilligen Quartetts angeht, so ist es sehr schwer, es musikalisch einzuordnen. Auf der einen Seite spielen sie Sleaze Rock, auf der anderen Seite jedoch ist eine punkige Attitüde auszumachen, die sowohl musikalisch als auch lyrisch ihren Weg in die Kompositionen finden. Ein Jahr vor dem gleichnamigen Debüt von RAGE AGAINST THE MACHINE haben die Jungs demonstriert, dass kritische Texte und emotionsgeladene Musik keinen Widerspruch darstellen. Oder um es anschaulischer zu umschreiben: Während sich die Lyrics von GUNS 'N ROSES mit "grünem Gras und hübschen Mädels" auseinander setzten, prangert WARRIOR SOUL die sinnlose Etatpolitik der USA ('Wasteland') an.
Wie anno bei den DOORS bedurfte es jedoch einer genialen musikalischen Untermalung. Während die Rhythm-Section in Form von Pete Mc Clanahan (b.) und Mark Evans (dr.) - der leider letztes Jahr verstorben ist – ein ordentliches Groovefundament legte, tobte sich John Ricco mit seiner Axt regelrecht aus und garnierte die Songs mit genialen Riffs und Soli. Bleibt nur noch Kory Clarke (v.), in dessen heiserer Stimme alle Ungerechtigkeiten der Welt sich vereinten, der aber auch melodische Töne anschlagen konnte.
Damals wie heute fasziniert das 'Intro' wie eh und je. Während zu Beginn ausschließlich Evans und Clanahan einen treibenden Rhythmus vorgeben, steigt kurze Zeit später Ricco mit seinem hypnotischen Gitarrenspiel mit ein. Nachdem sich das Trio eingestimmt hat, gesellt sich Kory Clarke mit seiner heiseren Stimme dazu. Verstörend, perplex und völlig außer sich singt sich Kory in Ekstase, was in den legendären Ausspruch "We are the government" gipfelt, das Mantra-mäßig sieben Mal wiederholt wird. Nahtlos geht´s über in 'Interzone' das ordentlich Arsch tritt, und wie ein Rudel Hyänen münden alle aufgestauten Energien in diesem einen Song. Vom Rotzfaktor her kann er locker mit alten SEX PISTOLS mithalten. Der hymnenhafte Titeltrack lässt einen auch ohne illegale Substanzen schweben und ist lyrisch leider immer noch up-to-date, was ebenfalls auf 'Wasteland' zutrifft.
Jedes Stück hierauf ist ein Rohdiamant, der leider von nicht allzu vielen Musikfans entdeckt wurde. Lag es vielleicht daran, dass die Jungs einem sehr weit entfernten Planeten gleich, nicht zu greifen, geschweige denn zu begreifen waren? Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, ist, dass Kory Clarke vom Charisma her Legenden wie Jim Morrison (THE DOORS) und Johnny Rotten (SEX PISTOLS) absolut ebenbürtig war. Nie war Rockmusik so aufregend, und es gibt wenige Bands, die von sich behaupten können, das musikalische Erbe dieser genialen Band fortzuführen. Am ehesten lassen sich WARRIOR SOUL noch mit TOOL vergleichen, da auch sie (meistens) ausschließlich mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Bass neue Grenzen ausloteten, was auch TOOL getan haben bzw. immer noch tun.
Wer also bei WARRIOR SOUL der Meinung ist, dass es sich lediglich um eine weitere Sleaze-Band mit Punkroots handelt, denkt auch, dass NIRVANA eine Punkband von vielen waren.
Zusätzlich sei noch angemerkt, dass drei Liveversionen von 'Intro', 'Interzone' und 'The Answer' als Bonus enthalten sind, die zwar soundmäßig deutlich abfallen, aber die Intensität und Spannung einer Show der Ausnahmeband gut widerspiegeln. Ein paar Outtakes oder andere Gimmicks wären meiner Meinung nach besser gewesen, aber auch so bekommt ihr "value for money", da das Album ausschließlich mit genialen Songs gespickt ist.
Anspieltipps: Alles, bis auf die Bonustracks!
- Redakteur:
- Tolga Karabagli