WARRIOR SOUL - Last Decade Dead Century (Re-Release)
Mehr über Warrior Soul
- Genre:
- Sleaze Rock / Hardrock
- Label:
- Escapi Music / Edel
- Release:
- 14.04.2006
- I See The Ruins
- We Cry Out
- The Losers
- Downtown
- Trippin' On Ecstasy
- Four More Years
- Superpower Dreamland
- Charlie's Out Of Prison
- Blown Away
- Lullabye
- In Conclusion
- Charlie's Out Of Prison (live)
- The Losers (live)
- I See The Ruins (live)
Als WARRIOR SOUL seinerzeit Anfang der Neunziger in der Szene Einzug hielten, konnte ich die Band überhaupt nicht leiden und heute weiß ich gar nicht mal mehr warum. Vielleicht waren sie mir seinerzeit nicht hart genug, oder einfach nicht Metal genug. Na gut, mit sechzehn Jahren hat man halt mitunter noch seltsame Vorstellungen. Viele Jahre später hab ich dann mal eine Dokumentation über die Band im Fernsehen angeschaut und mich wirklich gewundert, was mich damals so sehr gestört haben könnte. Nun bescheren uns Escapi Music Wiederveröffentlichungen aller Scheiben der amerikanischen Rocker und so haben wir die Möglichkeit WARRIOR SOUL erneut zu entdecken und glaubt es mir, es lohnt sich.
Den Anfang macht dabei das Debüt aus dem Jahre 1990, mit seinem passenden Titel "Last Decade Dead Century". Sozusagen der Soundtrack zum letzten Jahrzehnt des sterbenden zwanzigsten Jahrhunderts, mit dessen gesellschaftlichen Auswüchsen und Missständen Frontmann und Vordenker Kory Clarke lyrisch gnadenlos ins Gericht geht. Die Musik WARRIOR SOULs lebt von energiegeladenen, kraftvollen Gitarren, gefühlsbetonten Soli und Leads und eben von Korys ausdrucksstarker Stimme, mit der er alternative Emotionalität ebenso überzeugend rüberbringt wie sleazige Lässigkeit, punkige Energie und dezenten Hardrock-Pathos. Aus diesen Bereichen setzt sich auch die musikalische Ausrichtung des Albums zusammen, wobei sleaziger Hardrock wohl doch die dominanteste Komponente sein dürfte.
Dabei überfrachten die Jungs ihr Album jedoch nicht mit Klischees und kitschig wirkt hier mal rein gar nichts. Das Album ist kraftvoll und wirkt authentisch, die Songs gehen voll ins Ohr und bezaubern mit ihrem fetten Groove und eingängigen Hooks zu Hauf. 'The Losers' mag nicht die einzige, aber wohl doch die größte Hymne der Scheibe sein. Daneben finden sich mit Tracks wie dem eindrucksvollen Opener 'I See The Ruins' mit seinen gesprochenen Einschüben, dem abgedreht-atmosphärischen 'Trippin' On Ecstasy' mit der dezenten HAWKWIND-Schlagseite oder dem sehr spirituellen und mit ruhiger Gefühlsbetonung glänzenden 'Lullabye' noch massenweise weitere kleine oder größere Perlen, welche dieses Debüt zu einem viel zu oft übersehenen Genre-Klassiker machen. Sicher gibt es auch ein paar Stücke die manchem Hörer mehr Toleranz abverlangen, wie etwa das Industrial-artige 'Four More Years', dessen Gesangsteil nur aus gesprochenen Erzählerpassagen besteht. Doch gerade solche ungewöhnlichen Passagen oder experimentellen Stücke sind es, die WARRIOR SOUL aus meiner Sicht zusätzlichen Reiz verleihen. Wenn dann an anderer Stelle dafür wieder mächtig abgerockt wird, und Kory Clarke mit charismatischer Stimme grandiose Akzente setzt, wie er dies etwa bei 'Charlie's Out Of Prison' tut, dann bleib ich dabei: WARRIOR SOUL haben mit "Last Decade Dead Century" gleich zu Beginn ihrer Karriere ein großartiges Werk vorgelegt, das viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, als es heutzutage üblicherweise noch bekommt. Das Album dürfte auch heute noch in der Lage sein Fans aus der Schnittmenge von Punk, Alternative, Sleaze, Doom und Hardrock anzusprechen, und das alles ganz ohne sich stilistisch zu verzetteln.
Die Neuauflage kommt mit drei ordentlich bis durchwachsen klingenden Liveversionen zu den Albumtracks 'Charlie's Out Of Prison', 'The Losers' und 'I See The Ruins', welche die remasterte Version zusätzlich aufwerten, aber den mit der Originalversion gesegneten Altfan nicht unbedingt zum Doppelkauf zwingen. Faire Labelpolitik!
Anspieltipps: The Losers, I See The Ruins, Charlie's Out Of Prison, Lullabye
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle