WARSAW - Surf Maracuja
Mehr über Warsaw
- Genre:
- Thrash Hardcore
- ∅-Note:
- 6.00
- Release:
- 10.09.2010
- The Experiment
- Brainfuck
- Die By The Saw
- Down
- Racism, Fascism, Sexism
- Money Kills
- Fist In Your Face
- Fuck You Very Much
- Outro
- Maniac Mosh (Live)
- Invasion Of The Metalheads (Live)
Nostalgisch charmanter Hardcore-Rumpel-Thrash ohne größeren qualitativen Anspruch.
Fassen wir kurz die Fakten zusammen: WARSAW wurden 2006 in der Nähe von Schwäbisch Hall gegründet, bringen mit "Surf Maracuja" bereits ihr drittes Album in Eigenregie auf den Markt und haben sich eindeutig und ohne Umschweife dem Thrash Metal der Achtzigerjahre verschrieben. Ein wenig Hardcore- und Punkeinflüsse dazu, schon befindet man sich in guter Gesellschaft von Bands wie D.R.I., S.O.D., NUCLEAR ASSAULT, SACRED REICH (von denen man auch gleich noch die lustige Covergestaltung abgeschaut hat) oder den frühen TANKARD. Es gibt bestimmt noch eine Reihe weiterer Bands, die man hier aufführen könnte, was letztendlich aber eigentlich nur zeigen würde, dass moderne Thrashfans mit WARSAW ihre Schwierigkeiten haben dürften - ausschließlich für Old-School-Thrashheads geeignet.
Die vier Jungs nehmen uns geneigte Zuhörer mit auf die Reise in eine Welt, in der es noch keine digitalen Aufnahmestudios gab, es in der Musik mehr auf Attitüde als auf Präzision ankam und es noch etwas galt, in einer richtigen Band zu spielen. Songs wie die kurzen Hardcore-/Punkattacken 'Brainfuck', 'Down' oder 'Fuck You Very Much', aber auch die Thrashgewitter 'The Experiment', 'Die By The Saw', 'Money Kills' oder 'Fist In Your Face' rumpeln und holpern an allen Ecken und Enden, grooven dadurch kaum und sind auch noch recht unsauber eingespielt. Trotzdem zaubert mir das Ganze irgendwie ein Lächeln ins Gesicht. Die vielen Ungenauigkeiten fallen insgesamt gar nicht so sehr ins Gewicht, denn der charmante Krach lebt und atmet. Für technische Feinschmecker ist das also nichts, eher etwas für absolute Undergroundnostalgiker, die noch immer alte LEGACY-, SODOM- oder DESTRUCTION-Demos ausgraben und diese sogar noch hören. Woran man aber definitiv in Zukunft intensiver arbeiten sollte, sind die Soli, die noch mehr schmerzen als der schlimmste Zahnarztbesuch. Aua. Schreihals Schlegel hat die Tonleitern auch nicht erfunden, brüllt und schreit sich stattdessen eher kraftvoll und hektisch durch die zweiunddreißig Minuten (inklusive zweier Live-Aufnahmen). Am Ende wäre vielleicht weniger wieder mehr gewesen, denn auf Dauer verliert sein Geschrei etwas an Intensität.
Für den heutigen Standard reicht die Leistung qualitativ natürlich nicht mehr, dafür müsste man in Sachen Produktion (klingt wie direkt aus dem Proberaum) und in Nuancen im Gesangs- und Gitarrenbereich noch erheblich zulegen. Ich würde mir so etwas heute nicht mehr kaufen, aber trotzdem vielen Dank für die kurzweilige Zeitreise zurück in meine Jugend. Ihr müsst jedoch selbst entscheiden, ob und auf welche Weise ihr die Jungs letztendlich unterstützen möchtet. Ich denke, mit einem Besuch bei einem der nächsten Live-Konzerte sollten beide Seiten zufrieden sein. Könnte nämlich recht spaßig werden. Wer sich die Scheibe trotzdem in den Plattenschrank stellen möchte, darf die Band gerne direkt kontaktieren.
Anspieltipps: Fuck You Very Much, Racism, Fascism, Sexism, Money Kills
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Chris Staubach