WATCH OUT STAMPEDE - Tides
Mehr über Watch Out Stampede
- Genre:
- Post Hardcore
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Rough Trade / Noizegate Records
- Release:
- 25.09.2015
- 50 50
- Vultures
- Scheme
- Tides
- No Confidence
- Until We Drown
- Interlude
- Twenty Drinks
- Ironhide
- Chances
- Misunderstanding
"If I have to go down, I'll go down in flames!"
Norddeutschland ist ein gutes Pflaster für Hard- und Metalcore. Auch wenn man WATCH OUT STAMPEDE wohl zum Post-Hardcore zählen soll, was auch immer das ist. Langsam geht das Kategorisieren einfach zu weit. Ich kann mich damit anfreunden, sie in die Hardcore-Schublade zu stecken, das reicht.
Und wie gesagt, speziell für diese Art Musik ist der Großraum Bremen von (ihrer Heimat) Weyhe im Norden bis runter nach Sulingen, Nienburg und Co. ein verdammt guter Nährboden. Da kommen Juwelen ans Tageslicht wie R.Y.O.T., AS YOU LEFT oder eben WATCH OUT STAMPEDE, die ihre Abende in Jugendzentren und Minilokalen verbringen müssen, bis mal jemand wirklich aufmerksam wird. WATCH OUT STAMPEDE schwitzt sich seit Jahren einen ab und liefert musikalisch extrem hochwertige Stücke. Ein Schlag ins Gesicht jagt den nächsten, das macht Spaß, das geht ins Ohr. Da wechseln sich tolle, ich mein wirklich tolle Melodien und Riffs ab, die auch die Großen nicht besser hinkriegen würden. Das mag alles wenig abwechslungsreich sein, aber das muss es auch gar nicht.
Erstmal zu den Highlights. Gar nicht so einfach, wenn alles auf einem hochwertigen Level liegt. Aber ich mag die Breaks und das Riffing in 'No Confidence', auch die klaren Parts, also die Stellen mit normalem Gesang, gehen ins Ohr und zeigen besonders hier den großen Kontrast, der den Hardcore auszeichnen kann. Direkt danach dann was für die richtig harten Kerle unter den Lesern. 'Until We Drown' macht absolut keine Gefangenen. Das ist ein fieses, etwas schleppendes Monster. Das kommt natürlich auch hier nicht ohne die Clean Vocals aus. Und die wirken fast wie ein Flehen. Hach, das erzeugt tolle Gefühle. Ja, ja, ja, die Scheibe macht wirklich Laune. Dabei hab ich das Klavierintro und den vielleicht besten Refrain des Genres von 'Chances' noch gar nicht erwähnt. Uff!
Und normalerweise erwähne ich so was nicht, weil es einen darauf folgenden Song eher unterstützt und mehr oder weniger dazu gehört, aber das Interlude vor 'Twenty Drinks' ist ein verdammt geiles Stück Akustikmusik, vielleicht das beste des ganzen Jahres. Das sind eine Minute und 16 Sekunden Himmel und Ruhe, bevor es direkt wieder weiter fetzt.
Nebenbei eine kleine Geschichtsstunde: Die Band ist noch gar nicht so alt. Schocker! Seit 2011 zerdeppern sie Amps und Trommelfelle, gewannen auf Anhieb einen Platz auf dem "Reload Festival" und konnten so das erste Mal der breiten Masse ihr Talent aufzeigen. Und bei Gott, sie beherrschen ihre Instrumente. Vielleicht spielt da meine Nähe zur Bandheimat und die Tatsache, dass ich sie einige Male in unserem Jugendzentrum bestaunen durfte, eine gewichtige Rolle. Aber kein Schreiberling ist komplett frei von Gefühlen.
Nun, zum Thema und Fazit: Auf dem neuesten Werk "Tides" gibt's knapp über 30 Minuten auf die Fresse. Dann wird dir aufgeholfen und dann gibt's gleich wieder eins auf die Zwölf. So wirklich originell ist das freilich nicht. Hab ich das schon erwähnt? Macht nix. Denn die 30 Minuten machen Laune, fühlen sich manchmal an wie live "vor der Bühne" zu stehen und das ist doch das größte Kompliment, das man machen könnte.
Die Jungs verstehen ihr Geschäft und liefern ab. Wenn sie diesen Weg weitergehen (und mit NoizeGate im Rücken), dann ist noch eine Menge drin für "unsere" Lokalhelden. Moment, da war doch mal was mit dem berühmten Nachwuchscontest "Local Heroes"... Platz 3 im Jahr 2011? Das ist nicht soooo schlecht... Alle Anwesenden können das mit Blood, Sweat & Tears bezeugen. Nochmal kurz an alle: Hardcore-Anhänger müssen zuschlagen, Interessierte (vielleicht sogar aus der näheren Umgebung) hören meine Anspieltipps und lassen sich bekehren. Fetzt!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe