WATERLAND - Virtual Time
Mehr über Waterland
- Genre:
- Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 2.00
- Label:
- Eigenvertrieb
- Destiny II
- Wait Forever
- New Winds Of Time
- Virtual Time
- Queen Of Light
- A Passage To Eternity
- Carry On
- The Prophecy
- New World
- A Rainbow In The Night
- You And I
Der Wolf. Das Lamm. Auf der grünen Wiese. Hurz!
WATERLAND – ein nicht ganz bürgerliches Trauerspiel in 11 Akten.
Akt 4 – Virtual Time
Es betreten die Bühne: Zwei langhaarige Südeuropäer namens Marco und Bruno, sowie ein etwas fülliger Rezensent eines eigentlich ganz guten Internet-Metal-Magazins. Letzterer schon ziemlich genervt von dem, was in den Akten 1 bis 3 so alles passiert ist.
Marco/Bruno: Can you heeeeaaaar me?
Rezensent: Ja, leider! Habt Ihr keinen Aus-Knopf?
Marco/Bruno: Can you seeeee me?
Rezensent: Nee, zum Glück nicht. Irgendwas muss mir ja auch erspart bleiben!
Marco/Bruno: The light is on the floor for we can dance!
Rezensent: Das könnte Euch so passen, lasst mich bloß in Ruhe.
Unverständliches Genuschel zwischen den beiden langhaarigen Südeuropäern. Traurige Blicke.
Marco/Bruno: Can you feeeeel my pain?
Rezensent: YOUR Pain??? Und was ist mit mir? Ohrenschmerzen hab ich, schlecht ist mir und ohne einen Schnaps halte ich das hier nicht mehr lange aus.
Marco/Bruno: Can you feeeeeel my heart?
Rezensent: Neeee, also jetzt hab ich wirklich genug. Ich hau ab, ihr könnt mich mal...
Szenenwechsel: Marco und Bruno sind nicht mehr da, der Rezensent sitzt blass und abgekämpft an seinem Schreibtisch und tippt unter Aufbringung seiner letzten Kräfte etwas in die Tastatur seines Laptops.
"Achtung: Alles was Ihr im Folgenden lest, ist die Wahrheit, nichts als die Wahrheit, so unglaublich es auch klingen mag. WATERLAND aus Portugal haben einen Orden verdient, denn sie haben einen neuen Musikstil erfunden: Teletubbie Keyboard Speed. Laut Info sollen hier einige Musiker von ORATORY am Start sein, die ich ja auch schon ziemlich öde fand, aber das hier schlägt nun wirklich dem Fass den Boden aus. Die Songs auf "Virtual Time" bestehen aus original Achtziger-Disco-Pop-Keyboards im Ein-Finger-Suchmodus, einem total künstlich vor sich hin tackernden Angelo Sasso-Verschnitt, vollkommen talentfrei gespielten, komplett in den Hintergrund gemischten Gitarren und furchtbarem, meist zweistimmigem Schlager-Gesang.
Ich starre jedes Mal wieder fassungslos auf meinen CD-Player und kann einfach nicht glauben, dass wirklich jemand diese Grütze als Symphonic Metal verkaufen will. Das ist allerhöchstens eine Kindergarten-Version von SKYLARK – und die sind ja selbst schon äußerst umstritten. Vielleicht könnte man es auch als eine Mischung aus einer schlechten Parodie auf das LABYRINTH-Debüt, und ACE OF BASE (remember 'All That She Wants' und so?) bezeichnen. Nein, jetzt hab ich's, es handelt sich um einen Atari-Crossover aus der Kindergarten-Karaoke-Version der neuen VIRGIN STEELE und der deutschen "Kult"-Truppe DSCHINGIS KHAN. Und das Tollste ist: Das Ganze gibt es zum Beispiel in 'A Passage To Eternity' auch in der Hyperspeed-Version mit echten Blast-Beats. Das wiederum führt beim Hörer fast zwangsläufig zu schweren Reversionen der oberen Peristaltik.
Ich denke, dass neun von zehn unserer Leser für dieses Album wohl eine glatte Nullkommanull ziehen würden. Warum ich das nicht tue? Nun, erstens haben sich WATERLAND für den Mut, so eine CD überhaupt zu verschicken schon einen halben Punkt verdient. Zweitens gefällt meinem Sohn die Platte, der hat am Sonntag immerhin zwanzig Minuten dazu getanzt. Allerdings ist mein Sohn auch erst 18 Monate alt. Trotzdem gibt es dafür einen vollen Punkt. Und den letzten halben Punkt gibt es dafür, dass WATERLAND mit "Virtual Time" meine Welt eben doch auf eine seltsam perverse Weise bereichert haben. Wer mal seine Freunde erschrecken möchte oder eine extrem masochistische Ader hat, findet hier ein ganz besonderes Kleinod. Alle anderen mögen bitte schleunigst die Flucht ergreifen, wenn sie es nicht schon längst getan haben.
Ende, Vorhang.
- Note:
- 2.00
- Redakteur:
- Martin van der Laan