WE CAME AS ROMANS - We Came As Romans
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2015
Mehr über We Came As Romans
- Genre:
- Post Hardcore
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Spinefarm (Universal Music)
- Release:
- 24.07.2015
- Regenerate
- Who Will Pray
- The World I Used To Know
- Memories
- Tear It Down
- Blur
- Savior Of The Week
- Flatline
- Defiance
- 12 30
Wenn einem der eigene Stil im Wege zu stehen scheint.
Auch wenn mir inzwischen so einige Metalcore-Bands jüngeren Datums nicht allzu viel geben, kann ich oftmals zumindest nachvollziehen, wo genau die speziellen Qualitäten der jeweiligen Truppen liegen. Bei WE CAME AS ROMANS, die mit ihrem selbstbetiteltem Album ihr inzwischen immerhin viertes Werk heraushauen, bleibt mir das – gerade mit Blick auf die Popularität der Band – doch weitestgehend unklar. Zugegebenermaßen kenne ich abseits der Eindrücke einer Handvoll einzelner Songs und eines Live-Auftritts ehrlich gesagt wenig aus älteren Tagen, weshalb "We Came As Romans" meine erste ernsthafte Auseinandersetzung mit der Truppe aus Michigan ist.
Diese fördert jedoch letztlich genau das zu Tage, was ich mir schon vorher zusammgereimt hatte. Viele der Elemente, die WE CAME AS ROMANS so einsetzt, weisen Schwächen auf. Die Platte ist weder ein richtiges Brett und wird mit Sicherheit kaum jemanden zum Ausrasten bringen, noch besticht sie durch richtig guten Gesang (obwohl gleich zwei Leute am Mikrofon unterwegs sind), noch weist sie irgendwelche exotischen, wirklich hörenswerten Elemente auf – die paar elektronischen Spielereien harmonieren dafür zu sehr mit dem Rest. Da ist man schnell mit seiner Hand am Kopf und kratzt mit gerunzelter Stirn mal kräftig.
Was steht denn letztlich noch auf der Habenseite, so dass die unten stehenden sechseinhalb Zähler gerechtfertigt sind? Ganz eindeutig: das Händchen für griffige Songs. 'Who Will Pray', 'The World I Used To Know' oder 'Memories' sind mit schönen Hooks und der perfekten Radio-Airplay-Länge von knapp über drei Minuten versehen. Auch 'Blur' und 'Flatline' können diesbezüglich punkten, wenngleich hier noch einmal betont werden muss, dass die Sänger hier wirklich nicht den Unterschied machen. Wenn ich mir jetzt aber darüber hinaus noch vor Augen halte, dass die "fetzigen" Nummern ('Tear It Down', 'Defiance', '10 20 30') mal so überhaupt nicht zünden wollen, frage ich mich, warum WE CAME AS ROMANS nicht einfach Alternative Rock oder Post-Hardcore im besten RISE AGAINST-Stile macht. Stattdessen wird krampfhaft versucht, die gleiche Eingängigkeit und Hitdichte auf Basis (extrem verwaschenen, weichgespülten) Metalcores zu erreichen. So verrückt es auch klingen mag: Es macht den Anschein, als würde WE CAME AS ROMANS der eigene Stil im Weg stehen.
Fazit: Für mich ist "We Came As Romans" erschreckend zahmer Metalcore ohne jeden Punch. Positive Messages hin oder her: Dass ich gerade allen Ernstes länger überlege, ob ich die Platte beim Besuch meiner Oma nebenbei laufen lassen könnte, spricht diesbezüglich Bände. Dem Vormarsch von WE CAME AS ROMANS wird dies wohl keinen Abbruch tun, auch wenn ich der Band dringend raten würde, sich mit ihrem eigenen Stil auseinanderzusetzen. Das Stehen zwischen zwei Hockern lässt das (hörbare) Potenzial der Band nur bedingt zur Geltung kommen. Wer auf genau den beschriebnen Stil steht, darf mal hineinhören und wird vielleicht sein Glück finden. Ich höre derweil KILLSWITCH ENGAGE und fühle mich dadurch nicht nur uralt, sondern auch unfassbar hart.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Oliver Paßgang