WE LOST THE SEA - A Single Flower
Mehr über We Lost The Sea
- Genre:
- Post Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Bird's Robe Records / dunk!records
- Release:
- 22.08.2025
- If They Had Hearts
- A Dance With Death
- Everything Here Is Black And Blinding
- Bloom (Murmurations At First Light)
- The Gloaming
- Blood Will Have Blood
Eine Blume sagt mehr als Tausend Worte.
Sechs lange Jahre ist es mittlerweile her, dass uns die australischen Post-Rocker von WE LOST THE SEA mit "Triumph & Disaster" letztmals verzückt haben. Die in meinem damaligen Review erwähnte Tour mit den Landsmännern von SOLKYRI wurde mit dreijähriger Verzögerung vor zwei Jahren dann auch in unseren Breitengraden nachgeholt. Nun meldet sich das Sextett endlich mit einem neuen Album zurück, das auf den Titel "A Single Flower" hört.
Bereits das eröffnende 'If They Had Hearts' zeigt dann, warum WE LOST THE SEA neben SLEEPMAKESWAVES zur Speerspitze der australischen Post-Rock-Szene gezählt wird. Die fast neun Minuten sind ein Paradebeispiel dafür, wie man einen Song in ein echtes Ungetüm aufbauen kann. Beginnend mit nur wenigen Akkorden, baut sich der berühmte Soundwall unerbittlich vor dir auf und reißt dich spätestens nach fünf, sechs Minuten mit, wenn wir am oberen Ende der Dynamik-Skala angekommen sind. Nur, um den aufgebauten Wall plötzlich wieder einzureißen.
Wenn ich nun schreibe, dass dieser Song wie eine Blaupause wirkt, könntet ihr natürlich denken, dass jeder Song nun nach Schema F abgearbeitet wird, aber das ist sicher nicht so. Das rhytmisch vertrackte 'Everything Here Is Black And Blue' schlägt diverse Haken bis es zur Eruption kommt und spielt dabei immer wieder mit der Erwartungshaltung des Hörers. Vor allem das Drumming von Alasdair Belling baut hier Spannung auf und lässt so nicht für eine Sekunde Langeweile aufkommen. Auch dass WE LOST THE SEA mit gleich drei Gitarristen unterwegs ist, sorgt hier für Aha-Effekte, wenn gleichzeitig massive Riffs und flirrende Gitarrenharmonien aufeinander treffen. Da ist es schon beinahe eine Überraschung, dass der Song bereits nach unter acht Minuten ins Ziel einläuft.
Grundsätzlich mögen es die Herren aus Sydney nämlich sehr ausufernd. Die sechs Songs bringen es auf etwas über 70 Minuten Spielzeit, wobei zwei Nummern die Zehn-Minuten-Marke knacken und das abschließende 'Blood Will Have Blood' sogar erst nach über 27 Minuten ins Ziel einläuft. 'Bloom (Murmurations At First Light)' ist mit über dreizehn Minute das zweitlängste Stück auf "A Single Flower". Hier lässt sich der Sixpack schon eine Menge Zeit, um den Sonnenaufgang darzustellen, nach etwas über neun Minuten aber scheint der ganze Wald aufzuwachen. Die Vögel fliegen in Formationen, alles wirkt vital und lebendig, bevor wieder die anfängliche Ruhe einkehrt. Diese Art der Geschichtenerzählung ist die vielleicht größte Stärke von WE LOST THE SEA.
Das folgende, kurze 'The Gloaming' verzaubert dann mit Streichern und Tastenklängen und stimmt uns zärtlich auf den finalen Halbstünder ein. Über den möchte ich gar nicht allzu viele Worte verlieren, denn ein bisschen Spannung soll euch auch bleiben. Wie die Truppe hier mit Dynamik spielt, mit Erwartungen spielt, ja, mit uns Hörern spielt, ist schon die ganz große Kunst des Post Rock.
Ganz klar, "A Single Flower" ist für mich eines der besten Post-Rock-Alben des Jahres und wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in meinen Top-20 des Jahres wiederfinden. Für Genre-Fans absolute Pflicht.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk