WEENA MORLOCH - Grüß Gott, wir sind die Morlochs
Mehr über Weena Morloch
- Genre:
- Neue Deutsche H�rte
- ∅-Note:
- 2.00
- Label:
- Trisol / Soulfood
- Release:
- 02.10.2015
- Tränen lügen nicht
- Eye of the Tiger
- Moskau
- Hiroshima
- The KKK took my Baby away
- I'm gonna miss you
- Fall apart
- Des Teufels Don Kosaken
- Holy Diver
- Schwarzbraun ist die Haselnuss
Metal trifft Schlager trifft New Wave trifft Shanty-Chor.
Schlager- und Popsongs mit Metal-Riffs zu versehen, ist eine Idee, die Mitte der Neunziger mal kreativ und neu war. Um im Jahr 2015 noch jemanden mit dieser Idee hinter dem Ofen hervor zu locken, muss man sich schon etwas Besonderes einfallen lassen. SAMSAS TRAUM-Frontmann Alexander Kaschte ist offensichtlich der Meinung mit seinem Nebenprojekt WEENA MORLOCH das gewisse Etwas gefunden zu haben, um diese alte Idee auch heute noch unterhaltsam zu machen.
Eröffnet wird der Reigen von 'Tränen lügen nicht' in einer Umsetzung deren Instrumentierung von den ersten beiden RAMMSTEIN-Alben entnommen sein könnte. Das ist zwar ganz nett gemacht, einen Originalitätspreis gewinnt die Band mit "Schlager trifft neue deutsche Härte" allerdings nicht. Der NDH-Anteil fällt direkt im Anschluss daran rapide ab, denn die Coverversion von SURVIVORs 'Eye Of The Tiger' ist musikalisch deutlich näher am Original, als das Intro es vermuten lässt. Hätte WEENA MORLOCH hier die Linie beibehalten und dem Song etwas mehr Pfeffer gegeben, hätte das der Sache sicher gutgetan. Im Folgenden bewegen wir uns wieder in Richtung Schlager, denn als nächstes wird 'Moskau' von DSCHINGHIS KHAN durch den Fleischwolf gedreht. Zu mehr als ein paar verzerrten Gitarren und einem streckenweise peinlichen "russischen" Dialekt reicht es allerdings dabei nicht.
'Hiroshima' von WISHFUL THINKING ist als Nummer vier an der Reihe. Die an New Wave erinnernde Umsetzung des Songs hat dabei durchaus Charme. Weniger Charmant finde ich dafür die feindliche Übernahme von 'The KKK Took My Baby Away' von den RAMONES, denn die Umsetzung von Kaschte und Konsorten ist im Vergleich zum Original hüftsteif, schwerfällig und hat wenig Biss. Anders ist das dagegen bei 'I'm Gonna Miss You'. Der Soul-Nummer aus den 60ern stehen die Gitarren und Synthies ausgesprochen gut zu Gesicht, weniger gut tut der Nummer aber der ausgesprochen (vermutlich gewollt) deutsche Akzent. Bei 'Fall Apart' vom bekennenden Christen JOSH WILSON fragt man sich einerseits, wie der Song es in die nähere Auswahl für das Album geschafft hat und andererseits, warum WEENA MORLOCH sich entschieden hat, ausgerechnet hier so nah am Original zu bleiben und ihm statt einer ordentlichen Portion Metal ein Shanty-Feeling zu verpassen. Ein Grund für dieses Shanty-Feeling könnte sein, dass es hervorragend zum Cover von IVAN REBROFFs 'Des Teufels Don Kosaken' passt.
Den werten Qualitätsmetallern unter euch werden nun die Nackenhaare zu Berge stehen, wenn ich euch mitteile, dass WEENA MORLOCH sich als vorletzte Nummer auf "Grüß Gott, wir sind die Morlochs" an DIOs 'Holy Diver' vergeht. Die New-Wave-Umsetzung dieses Metal-Klassikers schmerzt den Fan im Herzen, denn weder die grandiosen Gesangslinien von DIO noch das einzigartige Riff dieses Songs kommen auch nur annähernd zur Geltung. Passender ist da das abschließende Cover von HEINOs 'Schwarzbraun ist die Haselnuss'. Hier schließt sich der Kreis zum Anfang wieder, denn hier wird wieder eine ordentliche Prise Metal in den Mix gegeben.
Wie eingangs gesagt sind Cover-Alben eine schwierige Sache und Cover-Alben mit einer gewissen Note von Persiflage nochmal mehr. Teilweise sind die Coverversionen, die hier dargeboten werden unterhaltsam ('Tränen lügen nicht', 'Fall Apart'), teilweise unspektakulär ('Eye Of The Tiger', 'Hiroshima') und teilweise beinahe schmerzhaft ('The KKK Took My Baby Away'). So würde es im Mix vermutlich für vier Punkte reichen, allerdings muss ich für die grausame Version von 'Holy Diver' nochmal zwei Punkte abziehen, denn das grenzt schon an Frevel. Auf, ihr Fans der Band, unterstellt mir mangelnden Humor und dass ich das Talent nicht erkennen würde, wenn es mich auf die Nase haut, ich bleibe dabei, in meinem Plattenschrank ist für so etwas kein Platz.
- Note:
- 2.00
- Redakteur:
- Ben Kettner