WHILE HEAVEN WEPT - Vast Oceans Lachrymose
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2009
Mehr über While Heaven Wept
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Cruz Del Sur/Alive
- Release:
- 06.11.2009
- The Furthest Shore
- To Wander The Void
- Living Sepulchre
- Vessel
- Vast Oceans Lachrymose
- Epilogue
Das emotionalste Album der letzten Jahre.
Sechs lange Jahre mussten wir auf den Nachfolger von "Of Empires Forlorn" warten. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Einer von ihnen ist auf jeden Fall die Tatsache, dass Bandkopf Tom Philips ein absoluter Perfektionist ist, der in dieser Phase durch einige emotionale Täler schreiten musste. Ein Umstand, den man dem Album auch anhört. Aber dazu in Kürze mehr. Der ohrenscheinlich größte Unterschied zum Vorgänger ist der neue Sänger Rain Irving.
Um alle Befürchtungen gleich zu Beginn im Keim zu ersticken: Diese Stimme ist absolut fantastisch! Ich bin gewillt Parallelen zum großen John Arch zu ziehen, wobei man Mister Irving nicht als Kopie betrachten darf. Dafür ist er viel zu gut. Sein Organ passt so fantastisch zu diesen ergreifenden Kompositionen, dass man manchmal Tränen in den Augen hat. So schön ist das. Aber mal der Reihe nach.
Selten habe ich solche Probleme gehabt ein Album mit einer Note zu versehen, denn das, was WHILE HEAVEN WEPT hier abliefern, ist wahrscheinlich das emotionalste Album seit Jahren. Das heißt aber auch, ich kann es nicht in jeder Stimmung genießen. Dieser Rundling ist nichts zum Nebenher hören, er erfasst dich nach wenigen Augenblicken komplett und zieht dich in seinen Bann … oder eben nicht.
Schon die fünfzehn Minuten lange Eröffnungsnummer 'The Furthest Shore' zwingt unwillkürlich bereits beim ersten Durchlauf in die Knie. Und zwar nicht aufgrund des massiv drückenden Gittarensoundes, von dem sich viele moderne Kapellen mal drei bis acht Scheiben abschneiden können, sondern auch aufgrund der unerwarteten Schnelligkeit einiger Passagen. Solche Doublebassangriffe gab es früher nicht im WHW-Universum. Toll. Darüber diese ergreifenden Melodien von Klampfe und Synthesizer, die ineinander verwoben ein derart dichtes Geflecht weben, dass man sich hinein fallen lassen kann. Es umgarnt einen komplett. Die Welt draußen ist schnell vergessen. Der beinahe aggressive Gesang, der zwischen leicht gurgelnd und glockenklar hin und her pendelt, öffnet dann spätestens sämtliche Emotions-Sensoren. Schmachtfetzen.
Und auch an anderen Stellen, wie zum Beispiel zu Beginn von 'Living Sepulchre', wird ganz schön Gas gegeben. Diese Passagen dienen als genialer Kontrast zu den vorwiegend elegisch schwelgerisch verfassten Grundaussagen des gesamten Werkes. Die Sonnenstrahlen auf einem Herbstbaum, der in voller Blätterpracht scheint. Dazu gibt es immer wieder herzzerreißende, mehrstimmige Gesangseinlagen, kleine Intermezzi, die wie Verziehrungen an allen Ecken aufblitzen und auch nach etlichen Durchläufen noch überraschen können.
Und als wäre das nicht alles schon toll und großartig genug, schmettern die Jungs uns mit 'Vessel' mal eben den emotionalsten Metalsong der letzten Jahre um die Ohren. Wer nicht spätestens beim Chorus völlig gebügelt vor seiner Anlage kniet und 'believe … in me' mitsingt, der hat irgendwas an den Ohren. Oder am Herzen. Oder an beidem. Mich zerreißt es an dieser Stelle jedes Mal aufs Neue. Es geht durch Mark und Bein, egal wie oft ich das jetzt anhöre. Dieser Song alleine macht "Vast Oceans Lachrymose" zu einem Pflichtkauf. Definitiv und unumstößlich. Einen ergreifenderen Song werdet ihr sobald nicht wieder zu Gehör bekommen.
Bis zu diesem Song ist das Album in der richtigen Stimmung absolut perfekt. Warum zücke ich nun aber doch nicht die Höchstnote? Nun, die ausklingenden acht Minuten sind eindeutig mit zu vielen Wiederholungsschleifen versehen. Und dann auch noch instrumental. Ich mag jetzt eigentlich gar nichts Negatives in die Tasten hacken, aber die beiden abschließenden Nummern sind leider etwas langatmig. Klar, die melancholischen Melodien sind erneut großartig, aber sie wiederholen sich zu häufig. Die Spannung der voran gegangenen Kompositionen ist hier leider nur im Ansatz auszumachen.
Höre ich halt noch mal 'Vessel'. Alles wird gut. Amen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae