WHISPERING GALLERY - Shades Of Sorrow
Mehr über Whispering Gallery
- Genre:
- Doom Death / Funeral Doom
- Label:
- Burning Star / SX-Distribution
- Release:
- 01.12.2005
- The Ghost Inside
- Afraid To Surrender
- Darkness Falls
- Shades Of Sorrow
- Desperation
- From The Grave...
- Beyond The Light
- Daydream (Part II)
Wenn auf dem wunderschönen Cover die Raben in aschfahlem Dämmerlicht ihre Kreise über den Ruinen einer Burg ziehen, die Band auf den Namen WHISPERING GALLERY hört und ihr Album auf den Namen "Shades Of Sorrow" tauft, dann liegt die Vermutung nahe, dass wir es musikalisch mit einer Art von Doom Metal zu tun haben könnten. Diese Annahme ist im Falle der bereits seit gut zehn Jahren aktiven Niederländer auch definitiv nicht verkehrt. Mit den Begriffen Doom Death bzw. Funeral Doom lässt sich die Sache noch etwas konkretisieren.
Die Band scheint mir leider mit den beiden Vorgängerwerken etwas untergegangen zu sein, so dass zu hoffen bleibt, dass sich dies mit vorliegendem Drittling ändern wird. Der ist nämlich wirklich nicht von schlechten Eltern. Kennzeichnendes Merkmal ist der Wechselgesang zwischen den drei Sängern, wobei Reinier Vreeswijk für die Death-Metal-Growls verantwortlich zeichnet, während Gitarrist Hubert ter Meulen und Schlagzeuger Pascal Spierings dazu sehr klare, würdevolle und tiefgründige Vocals beisteuern, die einen guten Teil zur episch-melancholischen Gesamtausrichtung des Werkes beitragen und in punkto Timbre auch mal ein wenig an FALCONERs Matthias Blad oder Max Samvosat von MECHANICAL POET erinnern. In solchen Momenten verleiht dies der Band eine durchaus poetische Ader.
Dies wird durch die sehr variabel eingesetzten Keyboards von Fred Provoost unterstützt, die mal wie eine Sologeige ('Afraid To Surrender'), mal wie ein Piano ('Darkness Falls') und dann wieder wie eine Kirchenorgel eingesetzt werden. Dafür, dass die Mischung nicht zu synth-lastig wird, sorgt Gitarrist Hubert zusammen mit seinem Sechsaiter-Partner William van Dijk, die einerseits sehr effektive schwere Riffs im Gepäck haben, aber auch mit schönen Doppel-Leads für Farbtupfer sorgen können. Kompositorisch überzeugen auch eher lange Stücke wie der variable Opener 'The Ghost Inside', die es locker schaffen, die Spannung acht Minuten lang aufrecht zu erhalten. Dies gelingt auch beim sehr epischen Titelstück sehr gut, das mit wirklich tollen Gitarrenharmonien punkten kann und auch nicht mit atmosphärischen Keyboards geizt. Ein wenig akustische Auflockerung wird uns beim interessanten 'Desperation' gegönnt, das mit Celloklängen zusätzliche Akzente setzt. Sehr entspannt, aber auch sehr schön. Im letzten Drittel wird die Scheibe dann etwas entrückter und spaciger. Die Siebziger grüßen ein wenig. Drummer Pascal und Basser Barry van Trigt legen bei 'From The Grave' einen feinen Rhythmustrip aus, über dem abgedrehte Synths wabern. Die Gitarren durchstoßen diese Idylle öfters mit aufflackernden Kontrastpunkten, und auch einige härtere Passagen sind vorhanden. Das Konzept setzt sich noch verstärkt bei 'Beyond The Light' fort, so dass manchem die Scheibe gegen Ende vielleicht etwas zu sehr auf die Synths zugeschnitten sein mag.
Nach alledem kann ich dennoch nicht umhin, "Shades Of Sorrow" als eines der besten niederländischen Doom-Alben zu bezeichnen, das mir bisher untergekommen ist. Es ist wunderbar unkitschig, aber trotzdem sehr emotional und melancholisch. Wer auf MY DYING BRIDE, NOVEMBER'S DOOM und PARAMAECIUM steht, sollte sich den Namen WHISPERING GALLERY unbedingt notieren und nach diesem Rundling Ausschau halten.
Anspieltipps: The Ghost Inside, Shades Of Sorrow, Desperation
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle