WHITE LILIUM - Tarantula
Mehr über White Lilium
- Genre:
- Metalcore / Deathcore / Screamo
- Protest Of Innocence
- Tarantula
- A Cracked Egg In The Fridge Is No Reason Turn Into Crazy
- Love. Paper. Portrait. Grave
<p>Ein Blick auf das Cover reicht, um zu wissen, womit wir es zu tun haben. WHITE LILIUM offerieren ihren zeitgeistigen Metal/Death/Scremo/Core sehr abgefahren und abwechslungsreich, können mich gesangstechnisch aber keineswegs in Euphorie versetzen.</p>
Mittlerweile ist es auch im so genannten modernen Metal längst an der Tagesordnung mit Klischees zu arbeiten, so dass der Interessent problemlos sofort an Artwork und Logo erkennen kann, womit er es zu tun bekommt. Da soll mir noch einmal irgendjemand kommen und sich über Drachen, Schwerter oder ähnliche Metal-Traditionen äußern.....
Der von mir erwartete, zeitgeistige Metal mit reichlich Metalcore und Screamo- bzw. Emo-Anteilen kommt dann selbstredend auch aus dem Boxen und stammt in vorliegendem Fall von einem noch sehr jungen Quintett namens WHITE LILIUM aus dem hohen Norden, genauer gesagt aus der Gegend von Kiel. Mit der amtlichen Abrissbirne 'Protest Of Of Innocence' legen die Jungs sehr derbe los und schon dieser Track offenbart die Stärken dieser Band, zeigt ebenso aber auch ihre Schwächen gnadenlos auf.
Die Musik selbst kommt als fulminanter, teils verquerer, aber dennoch ungemein zündender Mix aus den Boxen, wirkt dabei aber spieltechnisch überaus kompetent und bietet zudem stilistisch reichlich Raum für Interpretationen, so dass man WHITE LILIUM diesbezüglich gar nicht so eindeutig zuordnen kann. Doch demgegenüber steht eine leider sehr unnatürlich klingende Gesangsmelange aus übermotiviertem Gekrächze und "emotionsgeladenem" Klargesang (oder auf gut österreichisch: "Gesuder"), der meinen Geschmacksnerv überhaupt nicht zu treffen im Stande ist, weil bei mir damit keinerlei Emotionen entfacht werden können. Meiner Meinung nach wurde hier schlichtweg übertrieben und das in jeder Weise, aber auch der aggressive Gesang vermag mich nicht wirklich anzusprechen, da auch diesbezüglich maßlos übertrieben hysterisch ins Mikro gekeift wird.
Ein ähnliches Bild ergibt auch der folgende Titelsong. Das Quintett versucht sich eingangs an gefühlvollen Riffs und kommt in Folge mit schwer an die alte Schule angelehnten Klängen aus dem Quark, die spieltechnisch auch wirklich gelungen aus den Boxen dröhnen. Doch die erneut in ähnlicher Weise einsetzenden Gesangspassagen lassen mich auch hier keineswegs zufrieden gurren, zumindest aber schaffen es die Burschen mich diesbezüglich in 'Tarantula' nicht ganz so zu irritieren wie im Opener. Selbst wenn der Gesang hier nicht wirklich anders klingt, kommt 'Tarantula' im direkten Vergleich zumindest wesentlich harmonischer daher.
In 'A Cracked Egg In The Fridge Is No Reason Turn Into Crazy' vermag durch das latente Punkrock-Feeling reichlich gute Laune aufkommen, auch wenn WHITE LILIUM für derlei Sounds an sich viel zu verquer am Start sind. Aber gerade dadurch können sie erneut beweisen, dass musikalisches Abwechslungsreichtum, aber auch Variabilität schon in diesem frühen Stadium zu den Stärken dieser Band zählen. Daraus resultiert auch ein ungemein dynamisches Erscheinungsbild, mit dem sich WHITE LILIUM in Zukunft einen guten Namen machen können.
Ihre Vorstellung beenden die Jungs, denen ich die sinngemäße Aussage im Infoschreiben, dass jede Hütte zum Kochen gebracht wird, wenn man sie auf die Bühne lässt, fraglos abnehme, mit dem irgendwie in der Grauzone zwischen Deathcore, Metalcore und Alternative Rock anzusiedelnden 'Love. Paper. Portrait. Grave.', das erneut eine sehr mannigfaltige und interessante instrumentale Performance bietet.
Keine Ahnung, wie die Zielgruppe, der ich wohl doch um, ähem, einige Monate entwachsen sein dürfte, "Tarantula" aufnehmen wird, mich persönlich konnten die Burschen zwar mit ihrer musikalischen Vielfalt beeindrucken, durch ihre Gesangsdarbietung jedoch keineswegs in Euphorie versetzen.
Völlig unabhängig von meiner Meinung sei jedoch abschließend noch die löbliche Fannähe der Nordlichter erwähnt, die "Tarantula" für lau als "Saugung" über ihre Myspace-Seite anbieten.
Anspieltipps: Tarantula, A Cracked Egg In The Fridge Is No Reason Turn Into Crazy
- Redakteur:
- Walter Scheurer