WHITE LION - Mike Tramp's - Last Roar
Mehr über White Lion
- Genre:
- Hardrock
- Label:
- Mausoleum Records
- Release:
- 17.05.2004
- All The Fallen Men
- Warsong
- El Salvador
- Wait
- Little Fighter
- When The Children Cry
- Fight To Survive
- Living On The Edge
- She's Got Everything
- Lonely Nights
- Broken Home
- Till Death Do Us Part
Im Jahre 1982 macht sich ein junger Däne von Spanien aus auf (wo er die letzten drei Jahre zuvor lebte), über den "Großen Teich" in die USA überzusetzen und fortan dort seinen Traum einer Karriere als Musiker auszuleben. Die Rede ist hier nicht etwa von Lars Ullrich (METALLICA), sondern von Mike Tramp. Zuerst landet er in Santa Monica, Kalifornien, ehe es ihn kurze Zeit später nach New York weitertrieb. Dort lernt Mike dann den Gitarristen Vito Bratta kennen und die Geschichte von WHITE LION beginnt hier. Nachdem man mehrere Leute antestet und endlich mit Felix Robinson (b) und Nicky Capozzi (dr) die erste feste Bandbesetzung findet, geht es im Jahr 1984 auf nach Frankfurt, um unter der Regie von Peter Hauke das Debütalbum "Fight To Survive" aufzunehmen. Lange Zeit ist dieses Album in Europa nur über den Importweg erhältlich, was dem Abverkauf sicherlich nicht allzu hilfreich ist. In den darauf folgenden Jahren wechselt das Band-Line-up immer wieder, ehe im Jahr 1986 mit James Lomenzo (b) und Greg D'Angelo (dr) die richtige Rhytmussektion gefunden wird. Wenig später ergattert die Band dann auch einen Majordeal bei Elektra Records, der WHITE LION ermöglicht, das Album "Pride" einzuspielen.
Von da an verlief die Karriere mustergültig. Das Album enthält zahlreiche starke Nummern wie 'Wait', 'Lady Of The Valley' oder die Ballade 'When The Children Cry', die dem Quartett zu Weltruhm verhelfen. Von da an geht es Schlag auf Schlag. WHITE LION touren zuerst als Support-Act von so namhaften Bands wie AEROSMITH, AC/DC oder OZZY OSBOURNE, ehe "Pride" in den Charts immer weiter nach oben klettert und eine eigene Headliner-Tour rund um den Erdball ermöglicht. Hier soll sich herausstellen, dass WHITE LION keineswegs eine Balladen-Kapelle ist, sondern die Jungs über Eier verfügen und rocken können. Wer damals - wie unsereins - den weißen Löwen livehaftig erleben durfte, weiß, wovon ich spreche. Das darauf folgende Album "Big Game" unterstreicht, dass es sich bei "Pride" nicht um eine Eintagsfliege handelt, sondern die Band über genügend Potenzial verfügt. Auf "Big Game" sind erneut klasse Nummern drauf und Stücke wie 'Little Fighter' oder das GOLDEN EARRING-Cover 'Radar Love' zählen heute noch zu den Bandklassikern. Erneut wird die Scheibe ausgiebig betourt und der Bekanntheitsgrad steigt immer mehr. Doch danach war vorerst die Luft raus. Im Jahre 1991 veröffentlicht man mit "Main Attraction" erneut ein gutes, aber nicht ganz an die Klasse der Vorgänger heranreichendes Album, welches im Zuge der gerade beginnenden Grunge-Bewegung mehr oder weniger untergeht. Zur Krönung verlassen Lomenzo und D'Angelo aufgrund musikalischer Differenzen die Band.
Mike und Vito haben zunächst mit Tommy Caradonna (b) und Jimmy DeGrasso (dr, später MEGADETH) weitergemacht, ehe die Band sich endgültig im Jahre 1992 auflöst. Mike Tramp gründet daraufhin FREAK OF NATURE und Vito Bratta widmet sich seiner Solokarriere, bis er gänzlich von der Bildfläche verschwindet. Mike Tramps Ausflug mit der von der Seattle-Welle beeinflussten Combo FREAK OF NATURE sorgte jedoch für wenig Aufsehen, so dass sich der blonde Sänger nach drei Alben voll und ganz auf seine eigene Solokarriere konzentriert. Er bringt im Rahmen dieser vier respektable Scheiben heraus, von denen gerade die 2002er Veröffentlichung "Recovering The Wasted Years" am ehesten an die alten Tage erinnert. Für ordentlichen Wirbel sorgte Ende 2003 der Wunsch Mike Tramps, WHITE LION zu reformieren und einige Festivals in Europa zu spielen. Die Rechnung hatte dieser jedoch ohne den Wirt gemacht. Vito Bratta war zu keinem Zeitpunkt von einer Reunion zu überzeugen, da dieser seit dem Split und dem kurzen Soloausflug die Gitarre vollends an den Nagel gehängt hatte. Einzig James Lomenzo konnte von Tramp begeistert werden. Schnell organisierte man eine Begleitband in Form von Warren De Martini (g, ex-RATT) und Jimmy DeGrasso (dr, ex-MEGADETH) und hoffte insgeheim auf eine Rückkehr von Vito Bratta. Nachdem jedoch die Rückkehr von Vito in weite Ferne entrückt, entscheidet sich auch James Lomenzo dazu, die Brocken wieder hinzuwerfen und Mike steht plötzlich wieder alleine da. Die bereits bestätigten Festivals werden daraufhin wieder abgesagt und eine Reunion auf unbestimmte Zeit vertagt.
Doch kommen wir nun zum neuen Album "Mike Tramp's WHITE LION - The Last Roar". Der Sinn oder Unsinn dieser Veröffentlichung darf hinterfragt werden. Laut Info stammen die Aufnahmen bereits aus dem Jahre 1999 und außer Mike ist niemand von der Originalbesetzung dabei involviert gewesen. In der Besetzung Kasper Damgaard (g), Nils Kroyer (b), Bjarne T. Holm (dr) und Dan Hemmer (org, key) und eben Mike Tramp (v) wurden insgesamt zwölf Klassiker von WHITE LION neu arrangiert und auf "Last Roar" jetzt veröffentlicht. Nach dem ersten Durchhören kommen mir fast die Tränen! Teilweise erschreckend glattgebügelt, wabern die Stücke aus meinen Lautsprechern und plätschern so vor sich hin. Das gewisse Etwas, über das die meisten Kompositionen in ihrer Originalfassung verfügten, geht hier völlig ab. Allein die Stücke 'All The Fallen Men' und 'El Salvador' vom Debüt "Fight To Survive", sind fast nicht mehr wieder zu erkennen. Auch das folgende 'Wait' eiert und leiert vor sich hin, so dass mir nach kurzer Zeit fast mein Gesicht einschläft. Was soll das? Musste das unbedingt sein? Jesus, ich wüsste gerne, welchen Gaul der gute Mike da geritten hat!
Der Anfang von 'Little Fighter' treibt mir dann endgültig die Zornesröte ins Gesicht! Mit einem völlig cleanen Gitarrensound geht man hier zu Werke. Das Stück hört sich ja schon fast wie eine Country-Nummer an! Den Bock schießt dann aber 'When The Children Cry' ab. Die Übernummer überhaupt wird mit Hammondorgel-Klängen total zugemüllt und der Gesang von Mike dermaßen verlangsamt, dass ich fast wegpenne. Da war ja fast noch die Techno-Version von MARK 'OH besser. Ich dreh jedenfalls gleich durch und skippe mich bis zum letzten Stück 'Till Death Do Us Part' durch, ehe ich angewidert dem Ganzen mit der Stoptaste ein Ende setze! Diese Scheibe braucht niemand! Leichenfledderei ist wohl am ehesten zutreffend! Wer sich für die Geschichte von WHITE LION interessiert, sollte sich die Best-Of-Compilation aus dem Jahre 1992 zulegen, die mit Sicherheit für die Hälfte des Geldes das Andenken an die US-Hardrocker bewahrt. Eigentlich kann man froh sein, dass WHITE LION ihre Reunion gecancelt haben. In dieser Form braucht sie wirklich niemand! Das lieb- und einfallslos gestaltete Coverartwork gibt der Scheibe den Rest. Sorry, nichts für Fans!
Anspieltipps: Nix!!!
- Redakteur:
- Frank Hameister