WHITE SOOTS, THE - The White Soots
Mehr über White Soots, The
- Genre:
- Blues/Garage Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 20.08.2010
- Watch The Horizon
- Ghost
- The Road
- Don't Shoot
- If I Go
- Where Did You Go
- You're Evil
- Give Me Back My Land
- Go Away
- The Fool
- Missing Man
Ehrliche Gitarrenmusik aus der Garage. THE BLACK KEYS lassen grüßen.
Bevor ich mich in jeglicher Rezensierung ergehe, sei vorweg gleich einmal gesagt: Eine Band, die in diesem Zeitalter ihre Machwerke zur Kostprobe frei verfügbar im Internet anbietet, verdient automatisch meinen Respekt. Sind es ganze Alben? Umso besser. Dass die Musik was taugt, ist natürlich nicht immer selbstverständlich, aber obwohl das zweite Diktum von Sturgeons Gesetz auch hier greift, findet sich gleichermaßen überraschend viel Qualitätsware. Immer ein feiner Bonus.
THE WHITE SOOTS fallen in diese Sparte und darüber hinaus auch mit Sicherheit in die postulierten relevanten 10 %. Das gleichnamige Debutalbum der Truppe braucht sich vor "vollwertigen", unter Labelvertrag stehenden Veröffentlichungen nicht zu verstecken, ja macht mit vielen davon in Sachen Qualität kurzen Prozess.
Selten hat es mir eine Band so leicht gemacht, sie stilistisch mithilfe von Bandvergleichen in Worten zu fassen. Als Ankerpunkt dienen ganz klar die BLACK KEYS und nicht nur von den bluesigen, herzhaften Garagentexturen her, sondern gaukelt einem Frontmann Kyle Byrum oft vor, dass nicht er, sondern Dan Auerbach persönlich hinterm Mikrofon stünde. Ehrlich, wer beim Genuss dieser Scheibe nicht sofort an die früheren Werke der Akroner Bluesrocker denken muss, der sollte sich schnellstens mal wieder die Lauscher durchblasen lassen. Als weitere Referenzpunkte dienen auch immer wieder quirligere Garagengruppen wie THE BLACK BOX REVELATION, THE DATSUNS oder THE MUGGS, aber auch Teelöffelchen straighterer Hard Rock-Bands a la PRIESTESS oder WOLFMOTHER. um einige wenige zu nennen. Bei allen unübersehbaren Parallelen ist das Debut der bleichen Rußflecken aber keine minderwertige Kopie. Was hier serviert wird, kann sich wie weiter oben bereits gelobhudelt mit den Meistern messen.
Ein satter WOLFMOTHER-in-roh-Riff beginnt 'Watch The Horizon', die erste Aufregung beruhigt sich wieder und eine knarzige Fuzz-Basslinie setzt ein, die mit ihrer Upbeat-Natur den ganzen Song stimmungsmäßig noch weiter in die Höhe zieht. (Die Ähnlichkeit des Chorsingsangs am Schluss mit DONOVANs 'Atlantis' ist wohl eher zufällig und auf diesen Rezensenten beschränkt.) Nicht minder fuzziger wird es mit 'Ghost', das auf einem wahren Monster von einem Riff ruht dessen überdrehte Harmonisierungen und simple Struktur auf einem WHITE STRIPES-Album nicht weiter deplatziert wirken würden. Tritt genanntes Gitarrenmotiv aber wieder in den Hintergrund gibt es die bekannten, coolen BLACK KEYS-Blues Rock-Sensibilitäten. Noch gechillter wird es auf 'The Road', welches aber trotzdem gegen Ende hin in Form eines von BLACK SABBATHs 'Sweet Leaf' inspirierten Riffs wieder an Biss gewinnt. 'Don't Shoot' wartet mit einem funkigen Groove auf und ergeht sich danach wieder wunderbar in einem verzerrten Fuzzsound. Ebenso 'If I Go', einem sexy Rocker mit den dazupassenden Wahwah- und Feedbacküberladenen Licks und Orgasmussolo.
Nachdem die erste Hälfte des Albums mit der Riffkanone 'Where Did You Go' würdig abgefeiert wird, warten in der zweiten Halbzeit eher ruhigere, allgemein leicht melancholische Stücke auf den Hörer ('You're Evil', 'Go Away'). Insbesondere 'Give Me Back My Land' verbreitet diesen Gemütszustand als ein 11-minütiger Jam, der neben einigen wütenden Ausreißern cool und ohne Langeweile vor sich hinsoliert. Reverb-Regler bis zum Anschlag und los geht die Fahrt.
'The Fool' vereint dann nochmal die Stimmungen beider Hälften zu einem fast epischen Erlebnis bevor das instrumentale Akustikgitarrenstück 'Missing Man' das Album bescheiden, aber hübsch abrundet.
Instant-eingängiger, organischer Rock mit zurückgelehnt nach vorne brausender Bluesmentalität, der unter die Haut und durchs Trommelfell geht, gechillte Gitarrenmucke aus der Garage, der es aber nicht an fuzzigem Biss fehlt. THE WHITE SOOTS sind offensichtlich große Fans dieser Sparte und wollten ihren eigenen schallgewordenen Senf dazu beitragen. Mit diesem Album ist ihnen dies vorzüglich gelungen.
Die Tatsache, dass sich die komplette Scheibe kostenlos in den weltweiten Netzweiten findet habe ich anfangs ja schon angesprochen, sollte aber an dieser Stelle noch einmal unterstrichen werden. Auch unter dem Gesichtspunkt, dass dies der erste Output der Band ist, finde ich das schon sehr stark. Wer da nicht reinhört, ist selbst schuld: THE WHITE SOOTS @ Bandcamp
Anspieltipps: Watch The Horizon, Ghost, Where Did You Go, Don't Shoot
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Daniel Wimmer