WHITE WIDDOW - Victory
Mehr über White Widdow
- Genre:
- AOR / Melodic Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- AOR Heaven
- Release:
- 19.10.2018
- Victory At Sea
- Fight For Love
- The Song Of The High Seas
- Late Night Liaison
- Danced In The Moonlight
- Love And Hate
- Reach Up
- Anything
- Victory At Sea
- Run And Hide
Echter Achtziger-Pop-Rock.
Das fünfte Album der Australier WHITE WIDDOW heißt "Victory" und bietet AOR hart an der Grenze zum Pop. Das ist für mich absolut ok, denn ich stehe auf Pop-Musik der achtziger Jahre. Trotzdem ist das natürlich schon eher am Rande unserer Berichterstattung zu finden. Das Keyboard ist überpräsent, das Songwriting einfach und einprägsam. Keine Frage: In den Achtzigern hätte man mit dieser Musik ordentlich Geld verdienen, Stadiontouren spielen und Radiohits platzieren können. Heute ist das natürlich absolute Nischenmusik für alte Männer. Dafür können die Jungs aber nichts. Handwerklich machen sie ihre Sache aus meiner Sicht echt gut: An der Instrumentalfraktion gibt es nichts zu meckern, mit Sänger Jules Villis hat man einen starken Fronter dabei, die Produktion ist druckvoll, der Bass ist gut zu hören und legt ein ordentliches Fundament, die Backing-Vocals passen zusammen. Da auch die Songs selbst gut im Ohr bleiben, könnte ich jetzt hier schon schließen. Würde als Fazit schon reichen, ein paar Details möchte ich aber noch liefern.
Nach dem flotten Opener 'Victory' (JOURNEY pur!) gibt es mit 'Fight For Love' einen Titel, der absolut zu THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA passen würde, zumindest von der Melodieführung her. Mit 'The Song Of The High Seas' orientiert man sich eher an SURVIVOR. Ihr merkt: Eigenständigkeit ist nicht die große Stärke von WHITE WIDDOW. Aber im engen AOR-Korsett ist dafür auch nicht so viel Raum. 'Late Night Liaison' punktet mit fettem Bass und sehr geilen Keyboards. Meine Güte, ist es 1987? JEFFERSON STARSHIP wäre stolz auf diese Keys. Insgesamt ist es aber einer der schwächeren Titel. 'Danced In The Moonlight' klingt, wie man sich den Track bei dieser Titulierung eben vorstellt. Eine depressive Szene nach der zerbrochenen Romanze in einem Streifen wie "Top Gun" - da wisst ihr, wo ihr bei dem Song dran seid. 'Love And Hate' ist dann zum Einstieg so dreist bei JOURNEY geklaut, dass ich mich schon ein wenig ärgere. Das muss so doch nicht laufen. Klar ist es keine schwache Nummer, aber ein bisschen eigene Kreativität im Aufbau ist schon erforderlich. Glücklicherweise ist es der einzige echte Copycat-Song. Mit 'Reach Up' folgt dann auch ein wieder sehr bass- und keylastiger Titel, der sich deutlich von den meisten alten Königen unterscheidet. Insgesamt ist die Gitarre kein so wichtiges Instrument auf diesem Album. Bei der Ballade 'Anything' gibt es dann mal ein richtiges Klavier, keinen Synth-Kleister, verbunden mit sehr schönem mehrstimmigem Gesang. Völlig schnulziger Radiopop, aber echt gut gemacht. Mit 'America' nähern wir uns dem Ende, und das Lied klingt, wie es heißt - nach den USA Mitte der achtziger Jahre. Ganz starker Song. Bei 'Run And Hide' wird zum Ende noch mal die Gitarre richtig fett aufgedreht, es gibt einen echten Rocker im FOREIGNER-Stil.
Wer auf guten AOR steht, mit einem sehr amtlichen Bass und sehr präsenten Keyboards kann mit "Victory" eigentlich nichts falsch machen. Klar wird das Rad nicht neu erfunden, vieles klingt so wie von vielen anderen Bands schon gehört, aber insgesamt ist das schon alles echt gut gemacht. Nur bei einem Fast-Cover-Intro habe ich mich deutlich geärgert. Aber das soll den Gesamteindruck nicht zu stark beeinflussen.
Anspieltipps: Fight For Love, Anything, America.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer