WIDOW - On Fire
Mehr über Widow
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Cruz Del Sur / Alive
- Release:
- 24.10.2005
- An American Werewolf In Raleigh
- The Preacher's Daughter
- Here To Stay
- Re-Animate Her
- Sinderella
- Not Alone
- Dead End
- Misstery
- Family Affair
- I'll Bury You Alive
Diese vor knapp fünf Jahren gegründete US-amerikanische Truppe, die letztes Jahr bereits mit ihrem Debütalbum "Midnight Strikes" ein wenig Aufsehen erregen konnte, setzt uns hier mit ihrem zweiten Rundling "On Fire" ein Scheibchen vor, das wirklich nicht von schlechten Eltern ist und zudem eine nicht gerade alltägliche Mischung enthält. Gut, wirklich neu sind die Zutaten auch nicht, doch das erwartet auch keiner von einer jungen Band, die sich mit Haut und Haaren dem traditionellen Metal verschrieben hat, oder? Das musikalische Grundgerüst der Musiker aus Raleigh in North Carolina ist hierbei sehr traditionell, da sich WIDOW vor allem auf klassisches Riffing und wunderbare, gedoppelte Gitarrenläufe im besten MAIDEN-Stil verlassen, welche die beiden Klampfer Cristof Bennet und John E. Wooten locker aus dem Handgelenk schütteln. Dazu gibt es meiner Wahrnehmung nach noch die eine oder andere Referenz in Richtung MERCYFUL FATE, so dass insgesamt ein Vergleich mit den Schweden von WOLF nicht gänzlich deplatziert erscheint.
Was WIDOW dennoch Wiedererkennungswert und eigenes Gewicht verleiht, ist die ungewöhnliche Gesangsdarbietung: Sängerin Lili und die beiden Gitarristen teilen sich die Vocals, wobei Lili eine kraftvolle, ungekünstelte Rockröhre im besten Achtziger-Stil hat, die sie schön in Szene zu setzen weiß, während der gute John E Wooten sowohl ein derbes Organ hat, das auch im Bereich des Black und Melodic Death Metal hervorragend passen würde, als auch die normalen männlichen Gesangslagen hervorragend meistert. Das Schöne an dieser Art von Wechselgesang ist, dass zu keiner Sekunde eine Überdosis von "Die Schöne und das Biest"-Romantik oder sonstigem Kitsch zu vernehmen ist und auch definitiv keines der Klischees aus dem Gothic-Bereich bedient wird.
Schon der schnelle, von einem Sample aus dem (fast) gleichnamigen Horrorfilm eingeleitete Opener 'An American Werewolf In Raleigh' gibt dieses Grundrezept der Band eindrucksvoll wieder. Wirklich geniale, melodische Leads und Harmonien treffen auf dynamische Riffs und rundum starken, vielseitigen Gesang. Das folgende 'The Preacher's Daughter' gibt sich zunächst ruhiger, explodiert aber dann förmlich zu einem richtig schönen, dynamischen Rocker, der trotz eines leicht modernen Arrangements im Refrain schön NWoBHM-mäßig rüberkommt. Bei 'Here To Stay' führt uns die Truppe durch einen etwas stampfenderen Song, bei dem das Tempo stark gedrosselt wird und Lili stellenweise sogar ein klein wenig nach Amy Lee klingt. Dazu gibt es auch recht ausgedehnte männliche Klargesang-Passagen sowie ein paar derbere Shouts. Sehr schön ist auch das klassische Lead im Mittelstück. Von allen Beteiligten sehr schön gesungen und kompositorisch mit einem lässigen Drive und gut platzierten Soli versehen, ist auch 'Sinderella', das glatt als weiteres Highlight durchgeht. Einen sehr schönen halb-balladesken Anfang und ähnlich gelagerte Einschübe kredenzen uns die Jungs und das Mädel bei 'Not Alone', bevor das Stück regelrecht explodiert und durch John E Wootens garstigen Gesang fast wie ein Mix aus RUNNING WILD, IRON MAIDEN und HYPOCRISY klingt. Das beste Stück der Scheibe ist für mich jedoch mit Abstand das schnelle Kraftpaket 'Family Affair', das einfach ein rundum perfekter Überflieger ist.
Für die weitaus meisten Death-Metal-Fans ist "On Fire" vermutlich zu traditionell und Power-Metal-lastig, aber die Freunde von klassischem Metal mit starkem NWoBHM-Touch und vielseitigem Gesang dürften hieran ihre helle Freude haben. Dazu sei gesagt, dass die gelegentlichen Growl-Passagen den Charakter der Band als reinrassige Metalkapelle der alten Schule keineswegs negativ beeinflussen, sondern im Gegenteil, den Mix spürbar auflockern und der Band eine besondere Note verleihen, die vielen stilistisch ähnlich gelagerten jungen Bands leider abgeht. Definitiv empfehlenswert und für mich einer der coolsten amerikanischen Newcomer in diesem Genre seit langer Zeit.
Anspieltipps: Family Affair, An American Werewolf In Raleigh, Sinderella
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle