WIEGEDOOD - There's Always Blood On The End Of The Street
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2022
Mehr über Wiegedood
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Century Media
- Release:
- 14.01.2022
- FN SCAR 16
- And in Old Salamano’s Room, the Dog Whimpered Softly
- Noblesse Oblige Richesse Oblige
- Until It Is Not
- Now Always Will Be
- Wade
- Nuages
- Theft And Beginning
- Carousel
Belgischer Black Metal, fordernd, rasend und ätherisch.
Das Black Metal abseits der näher am Mainstream befindlichen Bereiche in unserem Soundcheck bisweilen einen recht schweren Stand hat, das ist ja leider nichts Neues, doch dass die Belgier von WIEGEDOOD bei quasi allen Kollegen durchfallen und nur mich überzeugen können, das hat mich dann doch ein wenig überrascht, denn "There's Always Blood On The End Of The Street" ist wahrlich kein schlechtes Album. Andererseits machen es die Jungs den Black-Metal-Skeptikern in der Redaktion tatsächlich nicht leicht, denn die flirrende, ätherische Raserei, die weite Teile des Albums ohne Unterlass prägt, ja regelrecht zersägt, ist durchaus schwer verdaulich.
Die Strumming-Riffs und Blastbeats, die zudem von einer erdrückenden, permanent dissonanten Grundstimmung begleitet werden, lassen das Album bereits vom Opener 'FN SCAR 16' fordern, ja, beklemmend wirken. Das wird bei 'And In Old Salamano’s Room, The Dog Whimpered Softly' nicht besser, eher noch krasser. Zwar gibt es hier nach dem wahnhaft rasenden Einstieg, der dich gleich einem Schwarm Killerbienen überfällt, auch getragenere, doomigere Passagen, die jedoch durch die erstickenden Spoken-Word-Parts und die erneut permanente Dissonanz noch erdrückender sind. Kaum weniger ungemütlich, dafür zeitweise noch ein Stück infernalischer rasend, geht es dann bei 'Noblesse Oblige, Richess Oblige' zu, dessen rhythmische Marterinstrumente im Sinne wahnwitziger Breaks mich an späteres Werkeln vom MAYHEM oder an DEATHSPELL OMEGA erinnern, bevor 'Until It Is Not' dann erstmals mit so etwas wie einem rhythmisch packenden Groove um die Ecke kommt und den Hörer zu so etwas wie Headbangen animiert.
Mit 'Now Will Always Be' wird die MAYHEM-Referenz im Sinne einer 'Ordo Ad Chao'-Verneigung nochmals deutlicher, wobei WIEGEDOOD hier nicht ganz so chaotisch und schroff abweisend vorgeht, wie die alten Norweger, doch wenn Sänger Levy Seynaeve die tiefen, mythischen Parts in einer Mischung aus Kehlkopfobertongesang und gotischem Choral intoniert, dann muss man unweigerlich an Attila denken, während die gamelanartigen Klänge, die der Bass von sich gibt und die sich im kurzen, instrumentalen Interludium 'Wade' direkt fortsetzen, auch bei SIGH ein Zuhause finden könnten. Danach wirkt das irrsinnig schnelle, flirrende 'Nuages', welches das letzte Drittel eröffnet, nochmals wie ein völlig erbarmungsloser Überfall biestiger Insekten, die ihr wehrloses Opfer hemmungslos zerfleddern, wobei das Chaos von einigen wilden Generalpausen und Breakdowns krude strukturiert wird.
Nach dem rasenden Paukenschlag 'Theft And Begging' mit seinem sehr feinen Old-School-1990er-Abschnitt, und dem eher industriell groovenden 'Carousel', das erneut den Kehlgesang aufbietet, ist dann Schluss. Ja, am Ende hinterlässt WIEGEDOOD in der Tat viel verbrannte Erde. Wo so mancher Black-Metal-Purist lechzend nach mehr schreien mag, da muss man auch den Außenstehenden verstehen, der in Anbetracht all der Verheerung erst einmal eine Pause braucht.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle