WILD CHAMPAGNE - Time
Mehr über Wild Champagne
- Genre:
- Hard Rock/Heavy Metal
- Living My Life
- Rumble Town
- Time
- Run Back
- Over The Hills
- Want It All
- Somebody Wants You
- Blood In Eyes
- Playing With Fire
- Show Me The Way Of Tomorrow
Bei einem Review mit dem Fazit anzufangen, ist zwar in etwa so, als würde man einen Witz mit der Pointe beginnen, aber ich tue es in diesem Fall trotzdem. Das Album "Time" der bereits in den neunziger Jahren recht aktiven norddeutschen Band WILD CHAMPAGNE klingt leider so, als würde die Scheibe in meinem Plattenregal recht schnell recht viel Staub ansetzen. Man pendelt in stilistischer Hinsicht irgendwo zwischen melodischem Heavy Metal und klassischem Hard Rock - und in der musikalischen Betrachtung irgendwo zwischen langweiligem Gegniedel und mittelmäßigem, einfallslos strukturiertem Songmaterial.
Der Opener 'Living My Life' scheint der MAIDEN-Song der Truppe zu sein, zumindest erinnert das Stück vom Aufbau und den Gesangslinien her recht deutlich an die eisernen Jungfrauen, wenn auch mehrere Klassen schlechter als diese. Dennoch gehört die Nummer noch zu den besseren Stücken auf "Time", denn hier bleibt wenigstens mal was hängen, wenn auch logischerweise durch die MAIDEN-Parallelen bedingt. Denn hier stoßen wir bereits auf das Hauptproblem der Platte, nämlich, dass einfach der letzte Kick fehlt; die Songs plätschern unspektakulär vor sich hin und bestechen weder durch ausgefeiltes Songwriting noch durch ordentlich Power im Arsch. Somit gibt es nicht viel, was hängen bleiben kann. Und wenn sich doch etwas ins Gedächtnis einbrennt, dann sind es eher die negativen Ausrutscher. In diesem Zusammenhang ist auf jeden Fall der Gesang zu nennen, der - und das muss man leider in dieser Deutlichkeit sagen - dem Ganzen den Todesstoß versetzt. Man höre nur mal den Refrain vom titelgebenden Stück 'Time' oder 'Want It All', dessen gesangliche Darbietung im Mittelteil eher was von einer miauenden Katze hat. In den hohen Lagen klingt das gerade bei den besagten Songs schon mal schief, aber auch sonst kommen die Vocals erschreckend kraft- und ausdruckslos daher.
Seltsamerweise entfaltet die Scheibe insgesamt sehr wenig Druck und Prägnanz, was nicht nur am Songwriting als solchem liegt, vielmehr kommen die Riffs wie auch der Gesang einfach nicht aus dem Saft. Das ist zwar schade, aber ob das Album mit einem amtlichen Sound deutlich besser rüberkommen würde, wage ich dennoch zu bezweifeln. Egal ob WILD CHAMPAGNE mit harten Riffs oder mit melodischen Parts ankommen, es fehlt mir insgesamt einfach der Kick an der Sache und der Aha-Effekt, den es eben braucht, um nicht schon beim dritten Song verstohlen ins Booklet zu linsen, wie viele Stücke denn noch kommen mögen.
Einer der wenigen Lichtblicke ist 'Run Back', ein Stampfer, der ganz ordentlich losrockt und zumindest für wohlwollendes Fußwippen gut ist. Aber, man musste es fast befürchten, damit steht die Nummer ziemlich alleine auf weiter Flur. Und so ist es nur typisch, dass direkt im Anschluss an diese Nummer mit 'Over The Hills' ein richtig schlimmer Song kommt, dem man noch schmeichelt, wenn man dem Stück in musikalischer Hinsicht lediglich Einfallslosigkeit attestiert. Und so steht am Ende die finale Erkenntnis, dass man dieses Album gerne ungehört an sich vorbeirauschen lassen kann, ohne damit irgendetwas verpasst zu haben.
Anspieltipps: 'Living My Life', 'Run Back' und als Abschreckung 'Over The Hills'
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer