WILDERUN - Epigone
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2022
Mehr über Wilderun
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Century Media
- Release:
- 07.01.2022
- Exhaler
- Woolgatherer
- Passenger
- Identifier
- Ambition
- Distraction I
- Distraction II
- Distraction III
- Distraction Nulla
- Everything In Its Right Place
Dunkler ist nicht immer besser.
Was erfreute mich "Veil Of Imagination", ein Album, das mich vor knapp anderthalb Jahren auch im Nachgang noch verzaubern konnte, was auch nach tagelangem Durchlauf noch bis dato unentdeckte Passagen für mich bereithielt und mich nicht zuletzt aufgrund der üppigen Orchestrierung und mächtigen Chöre in den Bann zog. Für den imaginären Film boten Evan Anderson Berry und seine Crew einen wunderbaren Soundtrack und legten die Messlatte für künftige US-amerikanische Prog-Rock-Schandtaten nicht gerade tief. Vielleicht liegt es an jenen hohen Erwartungen und am Nachhall, den ich von meiner ersten WILDERUN-Begegnung hatte, keine Ahnung. Jedenfalls lässt mich der nun vorliegende, deutlich düstere Nachfolger "Epigone" doch ratlos zurück.
Dabei hätten die Vorzeichen nicht besser sein können, blitzt doch nicht nur ein ungemein geschmackvolles Artwork auf, sondern beginnt der ruhigere aber spannungsgeladene Opener 'Exhaler' doch recht verheißungsvoll. Erneut – und hier greife ich schon etwas vor – ist der Bostoner Spielmannstruppe in Sachen Theatralik, Epik und Raffinesse, in Sachen Arrangements nichts vorzuwerfen, doch schon beim folgenden 'Woolgatherer' schleichen sich zu viele Ruhephasen ein, die die Grundstimmung immer wieder abkochen lassen, anstatt sie auf die Maxime zu treiben. Natürlich ist der stetige Wechsel aus Verschnaufpausen und in Fahrt kommende Soundwände nicht unspannend, doch klang der Vorgänger trotz dessen wie aus einem Guss und herrlich verspielt, klingt der Song und leider zu viele Momente auf "Epigone" zu verkopft, um sich schlichtweg fallen lassen zu können.
Versteht mich nicht falsch, denn nach wie vor schlagen die Amis eine gute Brücke aus Prog, Folk und Epik auf der einen, sowie blinde Wut auf der anderen Seite, doch wie im Falle von 'Passenger' klingt der Bau dieses Brückenabschnitts doch arg erzwungen, die einstige Leichtfüßigkeit ist lediglich beim Opener sowie stellenweise im vierteiligen und sehr mutig agierenden 'Distraction'-Hammerschlag allgegenwärtig. Ein hartes Urteil, ich weiß, ist "Epigone" doch bisweilen kein schlechtes Album. Im Gegenteil, doch wer mit solch hohen Erwartungen an die neueste WILDERUN-Achterbahnfahrt wie ich herantritt, könnte ob ihrer Holprigkeit und zu verkopften Herangehensweise ein klein wenig enttäuscht werden. Vielleicht brauchen diese 62 Minuten auch wesentlich mehr Zeit und Platz zur freien Entfaltung, time will tell.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp