WILDERUN - Veil Of Imagination
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2020
Mehr über Wilderun
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Century Media / Sony
- Release:
- 30.06.2020
- The Unimaginable Zero Summer
- O Resolution!
- Sleeping Ambassadors Of The Sun
- Scentless Core (Budding)
- Far from Where Dreams Unfurl
- Scentless Core (Fading)
- The Tyranny Of Imagination
- When The Fire And The Rose Were On
OPETH in einer anderen Zeitlinie.
Für meine Kurzzusammenfassung der Musik von WILDERUN finde ich "OPETH in einer anderen Zeitlinie" immer noch recht zutreffend, doch nur wenige werden wohl verstehen, was ich damit meine. Kurz gesagt, WILDERUN erinnert mich an OPETH ohne nach OPETH zu klingen. Für nicht wenige Musikfans - früher eher Metaller und heute eher Prog Rocker - stellt OPETHs Musik eine Offenbarung dar, für mich vor allem in der Zeit, als die Band Death Metal und modernen Art Rock auf faszinierende Weise verknüpfte. Und so ein ähnliches Gefühl habe ich nun bei WILDERUN auch, nur dass diese Bostoner Music-College-Boys den Death Metal ganz anderes vermengen als OPETH. Gemeinsam ist den beiden Bands ein beeindruckender, tiefer Growl-Gesang. Dieses Mittel finde ich ja nur selten eine musikalische Bereicherung, doch Evan Anderson beherrscht die Technik ähnlich imponierend wie Herr Åkerfeldt.
Doch nun wird es höchste Zeit, den OPETH-Vergleich abzulegen, denn WILDERUN hat sich für einen völlig anderen Weg entschieden, den Death Metal zu vermengen. Denn mit 70er-lastigem Prog hat man nicht allzu viel am Hut. Dafür agiert die Band viel cinematischer, theatralischer und symphonischer. Dazu fährt sie hin und wieder schwerste Geschütze an Chören und Orchestrierung auf, die auch deswegen sehr beeindruckend anmuten, weil sie immer wieder in zurückgenommene Passagen eingebettet werden. Somit wirkt die Musik reich bebildert, den Geist anregend und bereitet somit jede Menge Hörspaß, vor allem für jene, die es prunkvoll und opulent mögen. Tolle Beispiele wären 'Far From Where Dreams Unfurl', dessen Chöre am Ende auch gut auf BLIND GUARDIANs "Nightfall In Middle Earth" gepasst hätten, oder das abschließende 'When The Fire And The Rose Were On', das wirklich jede Nuance der breiten musikalischen Palette von WILDERUN in einem (langen) Song kombiniert: Ein zarter, sountrack-artiger Beginn, getragen von dezent orchestrierten Pianotupfern, die langsam aber sicher in einen dramatischen Symphonic-Metal-Song umschlagen und sich in der Folge kunstvoll um musikalische Klippen winden, ehe sich der Song genüßlich in die Lüfte schwingt und am Ende langsam dem Sonnenuntergang entgegen fliegt.
Bei so einer Darbietung verwundert es mich zu keiner Sekunde, dass dieses eigentlich schon Ende 2019 erschienene Wunderwerk auf verschiedenen Plattformen in höchsten Tönen gelobt wurde, zumal es klanglich von den Besten ihres Fachs in Szene gesetzt wurde (Mix von Dan Swanö und Mastering von Jens Bogren). Schön, dass Century Media sich dieses auch artwork-technisch schmucken Stückes angenommen hat und hoffentlich einer breiteren Hörerschaft Wissen um und Zugang zu "Veil Of Imagination" verschafft. Für mich bislang eines der besten Alben des Jahres, das mit jedem Durchgang etwas weiter wächst.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker