WILDFIRE - Brute Force And Ignorance / Summer Lightning (Re-Release)
Mehr über Wildfire
- Genre:
- NWoBHM / Melodic Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Golden Core / ZYX
- Release:
- 01.06.2020
- Violator
- Victim Of Love
- Another Daymare
- Lovelight
- Search And Destroy
- Redline
- Wildfire
- Goldrush
- If I Tried
- Eyes Of The Future
- Prelude In F Flat Minor
- The Key
- Summer Lightning
- Gun Runner
- Give Me Back Your Heart
- Nothing Lasts Forever
- Natural Selection
- Fight Fire With Fire
- Blood Money
- Passion For The Sun
- Screaming In The Night
- Jerusalem
Zwei Kleinode der NWoBHM der späteren Stunde.
Warum schaffen es manche Bands und andere nicht? Ian Gillan sagte mir mal, "In Rock" wäre ein halbes Jahr früher oder ein halbes Jahr später eventuell kein so durchschlagender Erfolg geworden. Ist es also nur das Timing? Ja, im Fall von WILDFIRE könnte da etwas dran sein, denn als das Debütalbum "Brute Force And Ignorance" erschien, waren mindestens zwei Wellen der NWoBHM bereits verebbt, was man schon daran erkennt, dass einige der Musiker als kleine "Allstar-Kapelle" auf Zeiten bei anderen Bands der Bewegung zurückblicken konnten.
Außerdem unterzeichnete die Band einen Vertrag beim belgischen Label Mausoleum Records. Zwar hatte Mausoleum einige echte Perlen am Start, aber auch eine ganze Menge Mittelmaß und vor allem keinen guten Vertrieb. Im Rückblick gibt es nicht viele Bands, die bei Mausoleum gestartet sind und größere Erfolge feiern konnten. Leider muss man WILDFIRE wohl auch in diese Kategorie einordnen.
Dabei hätte alles so schön sein können: Paul Mario Day, der sich rühmen darf, der erste Sänger der Metal-Legende IRON MAIDEN gewesen zu sein, verließ sein damaliges Betätigungsfeld MORE, bei dem Besetzungswechsel die Regel waren, und Bruce Bisland hatte gerade WEAPON den Rücken gekehrt. Demos wurden angefertigt, unter anderem mit Laurie Mansworth, ebenfalls ex-MORE, und getrennt auch mit Martin Bushel, Schnell hatte man einen Vertrag bei Mausoleum in der Tasche, wobei sich die Kombination mit Martin Bushel als vielversprechender erwies, und vervollständigte die Band mit Jeff Summers von WEAPON und Jeff Brown. Dass man nur zwei Wochen hatte, um das Debüt zu komponieren, merkt man dem Produkt nicht an, das in Belgien aufgenommen wurde.
"Brute Force And Ignorance" ist ein tolles Melodic-Metal-Album, das sich hinter anderen Bands der Zeit und des Stils nicht verstecken muss, ja, sogar Recken wie PRAYING MANTIS das Wasser reichen kann. Natürlich war der Sound des Albums, wie leider sehr oft bei Mausoleum, deren finanzielle Möglichkeiten natürlich beschränkt waren, recht rau. Diese Schwachstelle wurde ein wenig ausgebügelt auf der Neuausgabe, die Neudi alias Andreas Neuderth remastert hat. Dabei hat er aber den Sound nicht grundlegend verändert, was ihm hoch anzurechnen ist, denn irgendwie gehören die Zeit, der Sound und das Album einfach zusammen.
WILDFIRE wechselt auf dem Debüt gekonnt ab zwischen den flotten Haarschüttlern wie 'Violator', 'Goldrush' oder 'Another Daymare', Midtempo-Stampfern wie 'Victim of Love', 'Lovelight' oder 'Search And Destroy' oder mischt auch mal beides wie bei 'Redline' oder der brillanten Bandhymne. Alle Lieder haben großartige Gesangsmelodien, doch ein Lied möchte ich besonders erwähnen: 'If I Tried' ist der versteckte Hit des Albums, erst an neunter Stelle platziert, aber mit einem Widerhaken-Refrain versehen, der die Gehörgänge nicht mehr verlassen will.
Das Album wurde positiv aufgenommen und ohne langes Federlesen ließ Mausoleum WILDFIRE gleich ein zweites Album in Angriff nehmen. Die Band, die mittlerweile zu einer solchen zusammengewachsen war, hatte ihren Stil gefunden und legte 1984 direkt mit "Summer Lightning" nach, stilistisch gleich, aber etwas gereifter.
Das Rezept ist unverändert, aber verfeinert, wie schon die Twin-Gitarren im Opener 'The Key' zeigen. Dazu ein fast schon kitschig-melodiöser Chor und danach der Titelsong im Midtempo mit ähnlichen Stärken wie im Vorjahr. Nur einmal wird der Gute-Laune-Metal des Albums unterbrochen, denn mit 'Give Me Back Your Heart' gibt es hier erstmals auch balladeske Töne.
Erwähnenswert ist, dass mit 'Jerusalem' der einzige WILDFIRE-Song, der nicht auf den beiden Alben verewigt worden ist, als Bonus-Track enthalten ist. Das Lied ist eine musikalische Umsetzung des Gedichtes 'And Did Those Feet In Ancient Time' von William Blake in eine metallische Version, die den anderen Stücken nicht nachsteht und nachdrücklich zeigt, was für ein guter Sänger Paul Mario Day ist.
Als Doppel-CD mit allen Liedern der Band, charaktererhaltend remastert nach einem Übertrag vom Original-Vinyl, und einem zwölfseitigen Booklet mit Bandgeschichte und Fotos ist dies die ultimative Ausgabe der beiden Alben. Jetzt sollte man zugreifen und sich diese beiden Perlen in den Player holen, denn was im Sommer 1983 und 1984 funktionierte, tut es auch anno 2020 noch. Ich persönlich finde das ungeschliffenere Debüt noch etwas besser als das Zweitwerk, aber in die Sammlung gehören beide.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger