WILL HAVEN - The Hierophant
Mehr über Will Haven
- Genre:
- Postcore
- Label:
- Bieler Bros. / Rough Trade
- Release:
- 31.08.2007
- Grey Sky At Night
- King's Cross
- Helena
- Hierophant
- Caviar With Maths
- Landing On Ice
- Skinner
- Handlebars To Freedom
- A Day Without Speaking
- Singing In Solitary
- Sammy Davis Hr's One Good Eye
- Firedealer
- Dark Sun Sets
Als eine der ersten Ernst zu nehmenden Postcore-Kapellen setzten sich WILL HAVEN zum Ende es vergangenen Jahrtausends an die Spitze eine der schwermütigsten Bewegungen der gesamten Musikszene, machten sich innerhalb kürzester Zeit zur Legende und verschwanden schließlich sang- und klanglos von der Bildfläche. Immerhin sechs Jahre sind nun vergangen, seit die Jungs aus Sacramento ihren Meilenstein "Carpe Diem" auf den Markt gebracht haben und als Hoffnungsträger und Protagonisten einer ganzen Szene gehandelt wurden.
In der Zwischenzeit ist viel geschehen: Die Band wurde an manchen markanten Stellen generalüberholt und präsentiert sich anno 2007 mit verändertem Line-Up, leider aber auch mit einem musikalischen Output, der gegen Meisterwerke wie "WHVN" und besagtes "Carpe Diem" ziemlich verblasst. Auf "The Hierophant" verfolgt das Quartett vornehmlich schwerfällige Doom-Sounds und versetzt diese in ein geradezu apokalyptisch anmutendes Klanggewand. So rollt eine recht anspruchsvoll arrangietrte Soundwalze bereits vom kurzen Intro 'Grey Sky At Night' beginnend los und bricht brachial und unaufhaltesm durch die gesamte erste Hälfte der Platte. Intensive Klangwände türmen sich kontinuierlich auf, dazu gibt es versteckte Keyboard-Flächen und immerzu morbid gestimmte Bässe, die dem gesamten neuen Material eine allzu depressive Note verleihen. So weit, so gut.
Allerdings macht die Band den Fehler, sich zu sehr auf dieses Basisgerüst zu verlassen. Von Innovation ist ebenso wenig zu spüren wie von Abwechslung, stattdessen ahmt man in den stärkeren Passagen das bereits vorhandene Machwerk nach, wohingegen die etwas einprägsameren Momente im letzten Abschnitt von "The Hierophant" nicht so recht mit der generellen Atmosphäre der Platte harmonieren wollen.
Insofern verfolgen sie grob betrachtet einen ähnlichen Weg wie ihre Kumpels von den DEFTONES, deren Frontmann Chino Moreno im Übrigen für die Produktion der Scheibe verantwortlich zeichnet. Mit aller Macht bemüht man sich, die eigene Musik komplett vom Mainstream zu entfremden, verfängt sich dabei jedoch in kompositorische Widersprüche, die das Material nicht nur sperrig, sondern bisweilen auch ungenießbar gestalten. Die permanent wiederholten Rhythmen und Grooves vermögen daran auch nichts zu ändern, auch wenn sie für sich betrachtet eine gehörige Intensität ausstrahlen. Jedoch fehlt es dem Output langfristig ganz klar an mitreißender Dynamik respektive nennenswerten Wendungen, die den zähen Fluss durchbrechen könnten. Einzeln betrachtet funktionieren die 13 neuen Stücke durchaus, in ihrer Gesamtheit jedoch leidet die dichte Atmosphäre an der eintönigen Herangehensweise, deren sperrige Resultate auch nach mehreren Durchgängen nicht den erhofften Effekt erzielen.
Keine Frage, die lange Pause sowie die Besetzungswechsel haben der Kreativität von WILL HAVEN nicht wirklich gut getan, "The Hierophant" ist in sich zwar keine wirklich schlechte Platte, im Vergleich zum großartigen Backkatalog allerdings sehr unbeständig. Hardliner könnten sogar von einer echten Enttäuschung sprechen.
Anspieltipps: Landing On Ice, Singing In Solarity
- Redakteur:
- Björn Backes