WILL 'O' WISP - Unseen
Mehr über Will 'o' Wisp
- Genre:
- Progressive
- Label:
- Eigenproduktion
- Night Walking
- Celestial Bride
- Nusku
- Paatah
- Through The Well
- Lost In The Sand
- Samas
- Eyes
- Highest Wind
Zwischen ungläubigem Entsetzen und ehrfürchtiger Andacht schwanke ich beim Hören von WILL 'O' WISP's zweiter CD namens "Unseen". Chaos, Geschraddel und absolute Progressivität sind wohl die Haupteigenschaften ihres eigenartigen Mixes verschiedener Musikstile, der von Haus aus mit "von Death bis Techno" beschrieben wird. Sehr experimentelle Einlagen sorgen zusätzlich für einen gewissen Gewöhnungsbedarf.
WILL 'O' WISP, gegründet 1992 in Italien, starteten seinerzeit mit dunklen psychedelischen Rock ihre musikalischen Ergüsse. Diese wurden erstmals auf dem Demo "Nocturnal Whispers" (1994) für die Nachwelt festgehalten, und fanden schließlich mit dem Debüt "Enchiridion" ihre Fortsetzung. Psychedelische Klänge sind geblieben, wenn auch das vorhergehende Werk auf einem Konzept alter ägyptischer Religion basierte. "Unseen" ist somit eine typische Weiterentwicklung des bandeigenen Musikstils, der doch sehr extrem ist. Vollkommen überladene, wenig nachvollziehbare Parts stehen ausschweifenden, instrumentalen Kiff-Sessions gegenüber, bei denen die Musiker nicht müde werden, ein und dasselbe Thema mehrere Minuten lang auszumelken. Mit wunderschönen Keyboards werden besonders atmosphärische Stücke in Szene gesetzt, denen es zumeist an Spannung kaum mangelt. Besonders positiv fällt in diesen Abschnitten auch der glockenreine Gesang einer weiblichen Stimme ins Gewicht. Leider hat keiner der neun vorhandenen Tracks ein in sich geschlossenes Konzept, und ein durchgängig hoch gehaltenes Niveau. Das ist wirklich schade, denn phantastische Ansätze gibt es en masse. Ausserdem führt es zu einer akustischen Berg-und Talfahrt zwischen redundanten musikalischen Fettnäpfchen und erhabenen majestätischen Parts, die die Genialität dieser Band signalisieren. Die Vocals von Sänger Ermanno Argenti variieren zwischen kranker Hingabe und hypnotischer Sehnsucht.
Vergleichen lässt sich die Musik von WILL 'O' WISP nur sehr schwer mit anderen Bands. In den ruhigen Keyboardparts tauchen hin und wieder deutliche Ähnlichkeiten mit XANG auf, während man in den zahlreichen wirren Parts an PLANET X erinnert wird. "Samas", der siebte Song, implementiert für einige Sekunden sogar einen Hauch DREAM THEATER zur "Change Of Seasons"-Ära. Alles in allem ist die Musik von WILL 'O' WISP bizarr und chaotisch, nichtsdestotrotz aber interessant und abwechslungsreich. Es gibt einfach eine Menge zu entdecken. Den Avantgardisten unter uns lege ich dieses Scheibchen hiermit unter den Weihnachtsbaum...
Besetzung:
Paolo Puppo – rhythm and lead guitar
Loredana Canepa – keyboards
Fabrizio Colussi – bass
Giancarlo Pancrazi – drums
Ermanno Argenti – vocals
Anspieltipps: Celestial Bride, Samas
- Redakteur:
- Katrin Debes